Eishockey: Eine Pleite ohne Folgen

Trotz des Debakels gegen die Franzosen bleibt Uwe Krupp Trainer des Nationalteams. „Es war für uns ein schlechter Tag.“

Bern. Das Spießrutenlaufen für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hörte auch einen Tag nach der 1:2-Pleite gegen Frankreich nicht auf. Etliche Spieler standen Mittwochnachmittag in den Katakomben der Berner Allmend-Arena Rede und Antwort. Relegationsrunde statt Zwischenrunde, die Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp erlebt bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz einen tiefen Absturz. Allerdings einen mit Fallschirm, denn die DEB-Auswahl kann nicht absteigen, sie ist als Gastgeber der WM 2010 im eigenen Land in der A-Gruppe gesetzt.

Uwe Krupp und DEB-Sportdirektor Franz Reindl bemühten sich am Mittwoch um Erklärungen für das Debakel. Gründe für das kollektive Versagen der Mannschaft zum falschen Zeitpunkt fanden sie nicht. Statt sich weiter unter den Top-Zehn der Weltrangliste zu etablieren, wird Deutschland zurückfallen, der Abstand zu den besseren Mannschaften wächst an.

"Wir haben unser Ziel klar verfehlt. Ich glaube nicht, dass wir das bei dieser WM wieder gut machen können. Man kann aber nicht ein Spiel als Maßstab für die Entwicklung im deutschen Eishockey nehmen", sagte Reindl. "Ich würde jetzt nicht den Knüppel auspacken und auf alles draufschlagen. Das bringt auch nichts. Es war ein schlechter Tag für uns.

Unter den Top-20 in der Welt passiert viel", sagte der 54-jährige Ex-Nationalspieler. Auch die Spieler hatten keine Erklärung für die peinliche Pleite gegen den Weltranglisten-18. Die Umstellungen in den Angriffsreihen, die Krupp vorgenommen hatte, wurden von den Profis nicht kritisiert.

Aber alles hörte sich an, als hätten sie sich abgesprochen - die Meinungen der Spieler waren fast deckungsgleich. Jochen Hecht wiegelte als erster ab. "Die Umstellungen waren nicht der Grund für die Niederlage. Jeder weiß, was er zu tun hat. Was jetzt kommt, ist eine Frage der Ehre.

Es geht um alles, auch wenn wir nicht absteigen können", sagt der 31-jährige NHL-Profi, der trotz seines Tores gegen Frankreich zu den Enttäuschungen im Team gehört. Eine Trotzreaktion forderte der Kölner Philipp Gogulla: "Wir werden uns jetzt den Hintern aufreißen."

Für Uwe Krupp war das Frankreich-Debakel aus zweierlei Gründen eine kalte Dusche. Nach der Schlusssirene wurde ihm beim Verlassen der Trainerbank ein Becher mit Bier über den Kopf geschüttet. Krupp nahm es äußerlich gelassen.

Während des Spiels hatten deutsche Fans den ehemaligen Stanley-Cup-Gewinnner mit Gesängen wie "Uwe, das war dein letztes Spiel", verhöhnt. "Das tut mir weh, so etwas zu hören, weil Uwe Krupp so etwas nicht verdient hat", sagte Reindl. "Ich wüsste nicht, warum er bei der WM 2010 nicht mehr Trainer der DEB-Auswahl sein sollte."

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