Dopingjäger greift Goldheld Steiner an

Der Deutsche Olympische Sportbund verteidigt demonstrativ den Sportler des Jahres. Was aber längst nicht alle Zweifel beseitigt.

Düsseldorf. Professor Dr. Werner Franke ist um Kommentare nie verlegen. Seine Frontalangriffe auf die Dopingpraktiken sind ein ständiger Begleiter des olympischen Hochleistungssports. Dass der renommierte Heidelberger Molekularbiologe seine Kommentare tags drauf gelegentlich dementiert, ist auch nicht neu.

Der Bundestrainer der deutschen Gewichtheber, Frank Mantek, gilt seit den Enthüllungen von Franke und Brigitte Berendonk als Teil des Staatsplanthemas 14.25 der ehemaligen DDR (Einsatz unterstützender Mittel). In Frankes Enthüllungsbuch (Doping - Von der Forschung zum Betrug) ist aufgeführt, dass DDR-Gewichtheber Gerd Bonk 1978, als er den Weltmeistertitel gewann, insgesamt 7600 Milligramm Oral-Turinabol, zwei Ampullen Wachstumshormone und sechs Ampullen Testosteronester erhalten habe. Bonks Trainer war damals Frank Mantek. Heute trainiert Mantek Matthias Steiner. Der "Sportler des Jahres" ist seit dem Goldgewinn in Peking einer der populärsten deutschen Athleten. "Mantek war der Zweithöchst-Gedopte der DDR-Geschichte. Seine jetzige Ehefrau war auch vor einigen Jahren gesperrt. Da wird nur nicht drüber geredet, anscheinend wird das im Gewichtheben als normal angesehen", sagt Franke.

Das war aber nicht das Einzige, was der Professor dem Sport-Informations-Dienst erzählte: "Da muss nur ein Deutscher mit romantischer Geschichte Gold gewinnen, und alle schweigen."

Genau daran wollte sich der Professor aber nicht mehr erinnern. Denn dieser Satz betraf konkret Matthias Steiner, und das rief den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Bundesverband Deutscher Gewichtheber auf den Plan. "Es ist nicht hinnehmbar, wenn ein Mitglied unserer Olympiamannschaft so verunglimpft und durch einen Generalverdacht beschädigt wird", sagt Leistungssportdirektor Bernhard Schwank. "Herr Franke hat Behauptungen aufgestellt und Rückschlüsse gezogen, ohne dass er die Vorwürfe konkret untermauern kann." Werner Franke bleibt unbeirrt und nennt die deutschen Dopingkontrollen "notorisch unintelligent". Matthias Steiner sagt: "Für Frank Mantek lege ich meine Hand ins Feuer. Was er früher gemacht hat, kann ich nicht beurteilen."

Zweifel bleiben. Was die DDR-Vergangenheit von Trainern betrifft, liegt der Kommission des frühereren Verfassungsrichters Udo Steiner inzwischen ein Papier Betroffener vor, das die "Ehrenerklärung" ablösen könnte. Die neue Erklärung enthält das Bekenntnis, an DDR-Dopingpraktiken beteiligt gewesen zu sein, die Versicherung, nach der Wende Doping nicht mehr unterstützt zu haben und eine Entschuldigung bei den Doping-Opfern. Ende offen.

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