Die Heimlichtuer aus Nordkorea

Staatsfussball: Das Team von Kim Jong-Hun ist die große Unbekannte.

Düsseldorf/Johannesburg. Die Namen kann sowieso niemand außerhalb Koreas auseinander halten. Wie auch, wenn 90 Prozent der Mannschaft sich die Familientitel Kim, Pak und Ri teilen. 20 der 23 Spieler, die im Auftrag des "Geliebten Führers" Kim Jong-Il ans Kap der guten Hoffnung gereist sind, kommen aus den staatlichen Sportgruppen Amrokgang, Pjöngjang, Rimyongsu, Sobaeksu und 25. April.

Amrokgang ist die kickende Truppe des Ministeriums für Staatssicherheit, der Klub des 25.April ist nach dem Gründungsdatum der Volksarmee benannt.

Nur Jong Tae-Se (Kawasaki Frontale) und Ahn Young-Hak (Ömiya Ardija) spielen in Japan. Hong Yong-Jo (FK Rostow) hat es vom Staatskicker sogar zum Profi in Russland gebracht.

Den Weg nach Südafrika haben die Einheitsfußballer aus dem kommunistischen Land souverän gemeistert. Als Gruppenzweiter hinter dem kapitalistischen Nachbarn Südkorea beendete die Elf von Trainer Kim Jong-Hun die Qualifikationsgruppe B des Asiatischen Fußballverbandes (AFC).

Viel mehr ist über das wohl rätselhafteste Team dieser WM nicht zu erfahren. Zumindest sportlich. Abseits des Platzes sorgte die Delegation allerdings für einige Anekdoten, die in dem durchorganisierten Fifa-Turnier ein sympathisches Kreisliga-Flair versprühten.

So wurde in Kim Myong-Won ein Stürmer als dritter Torhüter nominiert. Angeblich, weil er ein wahrer Elfmetertöter ist. Belegt ist das aber nicht. Die Fifa jedenfalls machte den Geheimplan der Nordkoreaner zunichte:

Wenn sie ihn als Torwart nominieren, darf er auch nur als Torhüter spielen. Also wurde Kim Myong-Won wieder zum Stürmer gemacht. Gerüchteweise sind die Genossen Fußballer auch nur mit einem Trikotsatz nach Südafrika gereist, den sie sich zuvor im Internet gekauft hatten.

So bleiben vor dem Duell der Gegensätze zwischen den isolierten Asiaten und den weltoffenen Brasilianern nur vollmundige Ankündigungen. "Wir können Brasilien schlagen", sagt Stürmer Jong. "Wir wollen Rache für das 3:5-Viertelfinal-Aus gegen Portugal 1966", sagt Mittelfeldspieler Ahn. Große Töne des 105. der Fifa-Weltrangliste. Doch aus Nordkorea ist man die ja längst gewöhnt.

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