Die drei Bewerber für 2018 in der IOC-Kritik

Lausanne (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat in seinem Prüfbericht allen drei Bewerbern attestiert, „erfolgreiche“ Olympische Winterspiele 2018 auszurichten zu können.

Die Nachrichtenagentur dpa stellt aus der Sicht des IOC München und seine Konkurrenten Pyeongchang und Annecy in Kurzporträts dar.

MÜNCHEN

„Fest der Freundschaft“ 9. bis 25. Februar 2018

Vision, Konzept, Vermächtnis: IOC sieht Bayern als eine Region mit großer Tradition und Leidenschaft für den Wintersport. Winterspiele könnten zu „einer neue Ebene des Feiern“ für alle Beteiligten werden. Der Olympia-Park von 1972 werde zu einem Eis-Park.

Wettkampfstätten: Sieben bestehende, zwei neue und vier temporäre bei einem Zuschlag. „München erfüllte alle geforderten Garantien des IOC“, Zustimmung auch der beteiligten Verbände. Für Unsicherheiten beim Grundbesitz im alpinen Bereich müssten notfalls, mit Zustimmung des Internationalen Ski-Verbandes, Alternativen gefunden werden. „Bewiesene Erfahrung“ bei der Ausrichtung von Großereignissen.

Olympische Dörfer (3): Drei-Dorf-Konzept in München, Garmisch-Partenkirchen und Schönau „erfüllt“ mit 6550 Betten „den Bedarf der Athleten“.

Unterbringung: 53 000 Zimmer im Radius von 50 km. „Gesamtplan kompakt, abgestimmt auf die einzelnen Bedürfnisse.“ „Ausreichende Unterbringung für Zuschauer und Besucher.“ Mediendörfer in München (2750 Räume) und Garmisch-Partenkirchen (3200) erfüllten mit ihren nichtpermanenten Räumen die Philosophie des IOC.

Transport: „Starkes, existierendes System“, ergänzt durch neue Infrastruktur und stabiles Management. „Voraussetzung für olympischen Transport voll erfüllt.“

Umwelt: „Eine starke und innovative Strategie der Nachhaltigkeit unter Benutzung temporärer Einrichtungen und Wettkampfstätten“ biete gute Voraussetzung für „sehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt“.

Sicherheit: München wird als „sichere“ Stadt mit „niedrigem Risiko“ bewertet. Die Qualität der Sicherheuitsbehörden sei hoch. Sicherheitsvorschläge für die Spiele sollte für „ein sicheres Umfeld“ sorgen.

Unterstützung: Lob für „einheitliche“ politische Unterstützung, mit „Ausnahme von Teilen der Grünen Partei national und regional“. Das am Sonntag stattgefundene Referendum in Garmisch-Partenkirchen wurde erwähnt, konnte mit seiner Zustimmung von 58 Prozent jedoch nicht berücksichtigt werden. Nach IOC-Erhebung jedoch nur geringe Zustimmungsraten in München mit 60 Prozent, in Bayern mit 53 Prozent und national mit 56 Prozent.

Finanzen: Etat für die Organisation der Spiele mit 1,522 Milliarden Dollar „gut unterstützt“. Bestimmte Risiken in Einzeletats würden ausgeglichen durch ein „konservativ aufgestelltes Budget“. Der Investitionsetat von 1,86 Milliarden Dollar „demonstriert ein gutes Verständnis“ der beteiligten Kostenträger. Alle Garantien seien erfüllt.

PYEONGCHANG

„Neue Horizonte“ 9. bis 25. Februar 2018

Vision, Konzept, Vermächtnis: Winterspiele würden ein Vermächtnis schaffen für den Wintersport in der Stadt, in der Region, in Korea und Asien, sie wären ein „Katalysator für wachsende Ausübung von Wintersport besonders bei der Jugend“. Das IOC hebt zahlreiche Programme der Popularisierung hervor, erteilt aber dem geplanten Lauf des olympischen Feuers nicht nur durch Südkorea, sondern auch durch Asien, eine Absage. „Er erfüllt nicht die Anforderungen des IOC.“

Wettkampfstätten (13): Fünf bestehende, zwei zu verbessernde, zwei fest eingeplante - drei neue und eine temporäre Wettkampfstätte nur bei einem Zuschlag. Lob für den kontinuierlichen Ausbau der Wettkampfstätten über zwei (erfolglose) Bewerbungsperioden. Zwei nur wenige Kilometer voneinander entfernte Wettkampf-Zonen garantierten „sehr kompakte“ Spiele. Erfahrungen durch Ausrichtung von elf Wintersportdisziplinen in den vergangenen zehn Jahren.

Olympische Dörfer (2): Zwei-Dorf-Konzept in 20-minütiger Entfernung. Insgesamt 5800 Betten. IOC lobt „Kompakt-Plan“, 80 Prozent der Athleten würden Wettkampfstätten in weniger als zehn Minuten erreichen, 20 Prozent innerhalb einer halben Stunde.

Unterbringung: 76 000 Zimmer im Radius von 50 km. „Der Plan ist sehr kompakt.“ Die Unterbringung für jede einzelne Gruppierung würde sich ausrichten an den Wettkampfstätten und erfüllte deshalb alle Anforderungen. Dies gelte auch für die zehn Unterbringungsmöglichkeiten für die Medien.

Transport: „Sehr kompaktes Konzept mit sehr kurzen Transportzeiten.“ Damit gut abgestimmt für die Athleten und alle anderen Gruppierungen. Die Entfernung zum Flughafen Seoul von 240 km sieht IOC als nicht problematisch. Es bewertet den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke und den Ausbau von Straßen als Vermächtnis. Reisezeit zwischen Flughafen und olympischen Dörfern soll 130 Minuten betragen.

Umwelt: IOC bewertete den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit der Pläne als „innovativ und umfassend“. Es registriert jedoch „signifikante Auswirkungen auf Waldgebiete“, 94 Hektar sollen gerodet werden. Jedoch seien Neupflanzungen geplant. 73 Prozent der notwendigen Elektrizität sollen durch erneuerbare Energie erzeugt werden.

Sicherheit: „Pyeongchang und die Region kann als sicher angesehen werden, mit geringem Risiko für das Umfeld der Spiele“. Der Report vermerkt die Frage nach der Gesamtsicherheit des Landes im Zusammenhang mit dem angespannten Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea. Südkorea will ein spezielles Sicherheitsgesetz für die Spiele etablieren, unter Einbeziehung der Armee und mit der Kommandogewalt durch den Premierminister.

Unterstützung: IOC hebt den großen Rückhalt in allen Bereichen hervor. Er resultiert aus den hohen Zustimmungsergebnissen: 92 Prozent in Pyeongchang, 87 Prozent in der Provinz Gangwon, 87 Prozent landesweit.

Finanzen: Etat für die Organisation der Spiele mit 1,531 Milliarden Dollar. IOC nennt ihn „umfassend und verständlich“. Investitionsetat 6,3 Milliarden Dollar. IOC bezeichnet ihn als „starke Beteiligung der verschiedensten staatlichen Ebenen“ und verweist auf alle notwendigen staatlichen Garantien.

ANNECY

„Schnee, Eis und Du“ 9. bis 25. Februar 2018

Vision, Konzept, Vermächtnis: Annecy plant Winterspiele als Beispiel für nachhaltige ökologische Entwicklung in einer Berglandschaft. Vorgesehen sind die drei Regionen Annecy, Chamonix/Mont Blanc und LaClusac/Le Grand Bornand. Dazu La Plagne, schon 1992 Ausrichter der Schlittenwettbewerbe bei den Albertville-Spielen. IOC spricht von „einigen Herausforderungen in der Organisation“.

Wettkampfstätten (13): Sechs bestehende, die verbessert werden müssten, 1 fest eingeplante - fünf neue und eine temporäre nur bei einem Zuschlag. IOC sieht bei zwei Wettkampfstätten größere Risiken, weil der Besitzstand von insgesamt acht Prozent der benötigten Grundstücke umstritten ist. Die Internationalen Verbände haben das Wettkampfkonzept bisher nur im Prinzip, aber noch nicht im Detail akzeptiert. IOC bescheinigt Frankreich große Erfahrung im Organisieren von sportlichen Veranstaltungen.

Olympische Dörfer (4): Ein Vier-Dorf-Konzept (mit 57 100 Betten) mit Entfernungen zwischen den einzelnen Dörfern von bis zu 135 Minuten. IOC sieht für die beteiligten Ländermannschaften „Herausforderungen in der Operation und im Transport“.

Unterbringung: 56 000 Zimmer im Radius von 50 km um Annecy. IOC spricht durch die weite Streuung der Unterbringungen bis hin in die Schweiz nach Genf von „Herausforderungen“ der einzelnen Gruppierungen im Finanziellen und in der Operation. 10 600 Räume für die Medien, davon 6 400 in Hotels.

Transport: „Das IOC glaubt, dass durch eine Verbesserung des Zug- und sonstigen Transportsystems die Anforderungen erfüllt werden können. Dennoch könnten die Transportzeiten zwischen den einzelnen Ausrichtungszonen lang sein“. Im Autoverkehr zwischen den einzelnen Tälern sieht das IOC ebenfalls Herausforderungen. Zwei Medienzentren sind in Annecy und Chamonix vorgesehen, der Medientransport stellt ebenfalls eine Problematik dar.

Umwelt: „Die Nachhaltigkeit und der Umweltschutz sind herausragende Elemente der Bewerbung“, stellt das IOC fest. Der Plan sei „umfassend und innovativ“. Annecy will die gesamte Elektrizität aus erneuerbarer Energie beziehen. Für 18 Hektar zu rodender Wald soll es eine entsprechende Aufforstung geben.

Sicherheit: „Annecy und die Haute-Savoie-Region können als sicher angesehen werden, mit geringem Risiko für das Umfeld der Spiele“.

Unterstützung: 51 Prozent in Annecy, 63 Prozent in der Region und 62 Prozent in Frankreich befürworten die Spiele.

Finanzen: Etat für die Organisation der Spiele mit 1,850 Milliarden Dollar. Das IOC nennt ihn angemessen und „sehr gut unterstützt und verständlich“. Investitionsetat 2,5 Milliarden Dollar. Auch das findet die Zustimmung des IOC und unterstreicht die „starke Beteiligung der verschiedensten staatlichen Ebenen“ und den Erhalt aller notwendigen staatlichen Garantien.

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