Die Berliner Mauer steht in Leverkusen

Das durchaus überraschende 0:2 gegen Hertha BSC lässt Leverkusen aus den Rängen fallen, die zur Champions League berechtigen. Defensive Gegner bereiten dem Herrlich-Team Probleme.

Die Berliner Mauer steht in Leverkusen
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Leverkusen. Am 5. Februar war es genau 28 Jahre, zwei Monate und 27 Tage her, dass die Berliner Mauer fiel. Findige Menschen haben ausgerechnet, dass sie an diesem Tag damit exakt so lange nicht mehr stand wie sie davor gestanden hatte. Dass nun ausgerechnet der Ungar Pal Dardai — dessen Heimatland maßgeblichen Anteil an der deutschen Wiedervereinigung hat — eine neue Berliner Mauer errichten ließ, ist natürlich nur ein Witz. Lachen konnten die Spieler von Bayer Leverkusen über den Fußball-Abwehrriegel des Trainers von Hertha BSC aber ganz und gar nicht.

„Sie haben die Räume sehr clever eng gemacht. Wir hätten wahrscheinlich noch ewig spielen können und dennoch kein Tor erzielt“, sagte Leverkusens Innenverteidiger Sven Bender nach dem 0:2 (0:1). Wäre die „Werkself“ nach hinten ebenso stabil aufgetreten, hätte es wohl zumindest zu einem Punkt gereicht. Zwei individuelle Fehler von Benjamin Henrichs und Jonathan Tah aber ließen die Gäste von der Spree nach Treffern von Valentino Lazaro (43.) sowie Salomon Kalou (58.) ihren ersten Sieg in Leverkusen seit fast zehn Jahren feiern. Damals war Pal Dardai bei der Hertha noch als Spieler aktiv. „Heute waren wir einfach gut vorbereitet“, sagte der 41-Jährige aus Pecs.

Dardais Maurermeister sind inzwischen ausgesprochener Favoritenschreck, sie gewannen schon in Leipzig und trotzten dem FC Bayern München und Borussia Dortmund im Olympiastadion ein Remis ab. Nun betonierten sie die Laufwege der beweglichen Bayer-Angreifer zu. Darüber hinaus griffen sie früh an, verhinderten so ein sauberes Passspiel der „Werkself“ — und dass diese in die gefährlichen Zonen vordringen konnte. „Die Hertha hat sehr unangenehm agiert“, meinte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger. Ein Phänomen, welches dem Team von Trainer Heiko Herrlich schon beim mühsamen 2:0 gegen Mainz sowie dem 0:0 in Freiburg Probleme bereitet hatte. „Wir sind eben kein klassischer Tabellen-Zweiter. Dazu fehlt meiner jungen Mannschaft noch ein wenig“, sagte Herrlich.

Was der 46-Jährige meint ist, dass der Respekt vor seiner sich bislang so prächtig entwickelnden Mannschaft bereits derart groß geworden ist, dass biedere Teams gegen die „Werkself“ verstärkt auf Sicherheit und primär darauf bedacht sind, ihr Tor zu vernageln. „Wir konnten in den vergangenen Spielen unsere Schnelligkeit nicht mehr ausspielen“, sagte Herrlich.

Gegen das limitierte, jedoch leistungsbereite Mittelmaß der Liga die Mittel zum Erfolg zu finden, ist nun die nächste Stufe, welche Herrlichs Spieler auf dem Weg zum Spitzenteam erklimmen müssen. „Dass sich die Gegner hinten rein stellen, ist legitim — wir müssen dafür Lösungen finden“, sagte Sportdirektor Rudi Völler nach dem Spiel am Samstag.

Schließlich zogen durch die zweite Heimpleite dieser Saison Leipzig, Dortmund sowie Frankfurt in der Tabelle vorbei und ließen die „Werkself“ damit aus den Champions-League-Plätzen fallen.

Am kommenden Samstag beim Abstiegskandidaten Hamburger SV steht daher eine gewichtige Prüfung für Völlers geforderte Lösungen auf dem Stundenplan. „Dass uns jeder Gegner besiegen kann, haben wir gegen Berlin bitter zur Kenntnis nehmen müssen. Aus dieser Erfahrung gilt es zu lernen“, sagte Baumgartlinger. Die gegnerischen Mauern müssen halt wieder fallen.

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