Deutsche Trainer analysieren die EM — und Löw fehlt

Auf dem deutschen Trainerkongress in Dresden verhandeln die Spitzentrainer aus Liga und DFB die EM-Folgen.

Lutz Hangartner, Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL), spricht anlässlich der Eröffnung des Internationalen Trainerkongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer im Internationalen Congress Center zu den Gästen.

Lutz Hangartner, Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL), spricht anlässlich der Eröffnung des Internationalen Trainerkongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer im Internationalen Congress Center zu den Gästen.

Foto: Sebastian Kahnert

Dresden. Mit mehr Leidenschaft, Identifikation und individueller Klasse soll deutscher Fußball wieder zum Markenzeichen werden. „Made in Germany muss wieder Ausdruck für Weltklasse sein“, forderte der Sportliche Leiter der DFB-Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, am Montag zum Auftakt des Internationalen Trainer-Kongresses in Dresden. Aber wie, nach dem krachenden Absturz der Nationalmannschaft in Russland? Mit vier Qualitätsmerkmalen, die anderen Teams bei der WM Erfolg brachten: Einstellung, Variabilität, Individualität, Schnelligkeit.

Weltmeister Frankreich mit „Roadrunner“ (U21-Trainer Stefan Kuntz) Kylian Mbappé und weiteren außergewöhnlichen Starspielern oder auch die überraschend bis ins Finale vorgestoßenen Kroaten machten es vor. „Als verschworenes Team aufzutreten und sich dabei auch gegen Widerstände durchzusetzen, war eine der Grundlagen für erfolgreiche Mannschaften. So konnten sie in der Gesamtperformance mehr leisten, als nur die Summen der Einzelleistungen möglich gemacht hätten“, sagte Chatzialexiou.

Lange wurde in Deutschland die Mannschaft als Star propagiert. Die immer dichter zusammengerückte Fußball-Welt braucht aber auch offensichtlich auch Superstars. Und in Deutschland sollen sie wieder mehr gefördert werden, geht es nach Chatzialexiou. Man müsse wieder Spieler mit herausragenden spielentscheidenden individuellen Fähigkeiten ausbilden, forderte er.

Schon in jungen Jahren müssen die technischen Grundlagen gefestigt werden, das ABC des Nachwuchskickers. Ballannahme, Dribbeln, Schuss- und Passtechnik. Es nütze nichts, nur schnell zu sein, wenn man den Ball verstolpere oder ihn nicht zum Mitspieler bringe, meinte U21-Coach und Ex-Nationalspieler Stefan Kuntz.

Es klingt eigentlich so einfach. Wille gepaart mit Talent, das durch eine umfassende Ausbildungen perfektioniert werden soll. Die Trainer im großen Saal des Internationalen Congress Centers in Dresden verfolgten gespannt die Vorträge der DFB-Männer, die bei ihrer WM-Analyse auf das Scheitern der Nationalmannschaft nicht konkret eingingen. Das bleibt der Job von Joachim Löw, über dessen Besuch sich der Bund Deutscher Fußball-Lehrer am Ufer der Elbe gefreut hätte. „Es ist schade, dass der Bundestrainer sich seit Jahren nicht auf unserem Symposium sehen lässt“, sagte Frank Engel von der Verbandsgruppe Nordost bei der Programmeinführung — und erhielt dafür Applaus.

„Wir wünschen uns Spieler, ob in der Kreisliga, der Bundesliga oder in unseren Nationalmannschaften, die sich mit ihrer Mannschaft identifizieren“, sagte Chatzialexiou. „Dann nämlich werden sie sich für das Team zerreißen und stolz darauf sein, für dieses spielen zu dürfen.“ Man wisse, dass Leidenschaft nicht über Knopfdruck entstehen könne. Man müsse sie vermitteln, lehren und aktiv einfordern.

Man müsse sich im Nachwuchsbereich auch wieder trauen, das unangeleitete Spiel zulassen. „Lasst uns den Straßenfußball in die Vereine holen“, sagte Chatzialexiou, der seit dem 1. Januar den Posten als Sportlicher Leiter der DFB-Nationalmannschaften innehat und den deutschen Fußball nun an einem „Scheideweg“ sieht. Unser System braucht neue Impulse. Der deutsche Fußball braucht gezielte Veränderungen.“

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