Der traurige Abgang der Weltmeister-Generation

Italien leckt nach dem blamablen Aus seine Wunden – und kann nun endlich den Umbruch einleiten.

Johannesburg. Fabio Quagliarella hatte noch rote Augen, als er durch den Pulk von Journalisten schlich. Und immer wieder war Quagliarella, der nach seiner Einwechslung beim 2:3 gegen die Slowakei ein total zermürbtes italienisches Team für zwanzig Minuten aufgerichtet hatte, sprachlos. Es hatte kein gutes Ende, der Weltmeister war in der Vorrunde ausgeschieden, zuletzt war das 1950 in Brasilien passiert. Dieses Mal: Gruppenletzter.

Tränen waren in Mengen bei den Tifosi geflossen. Fabio Cannavaro, der 36-jährige Kapitän dieser überalterten Mannschaft, bestätigte: "So schlecht hat Italien noch nie gespielt." Aber er sagte auch: "Ich glaube nicht, dass man mich als Kapitän einer Mannschaft in Erinnerung behält, die versagt hat." Und erinnerte an 2006, den Titel. Vergangenheit. Der Führungsspieler beendet seine Karriere jetzt in Dubai, nachdem ihm Juventus Turin keinen neuen Vertrag mehr angeboten hatte.

Trainer Marcello Lippi trat zurück. Aber das hatte er ohnehin angekündigt. Minister Roberto Calderoli beschimpfte Lippi am Freitag als "arrogant" und die Spieler als "verwöhnte Millionäre mit Gelatine-Beinen". Aber das ist nicht mehr als Populismus.

Lippi war 2006 auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Weltmeister zurückgetreten, nach seinem Comeback als Nachfolger von Roberto Donadoni erlebte er in Südafrika einen demütigenden Abgang. Ihm wird nun vorgehalten, auf Stars wie Luca Toni, Fabio Grosso, Antonio Cassano oder Francesco Totti verzichtet zu haben.

Die Verletzungen von Andrea Pirlo und Torwart Buffon spielten eine Rolle, aber wohl keine entscheidende. Dieses Team war eine Altherren-Truppe auf Ausflug, die ihren Esprit 2006 in Berlin hat liegen lassen. Und Lippi hatte dieses Spiel mitgespielt. Stellvertretend für die abdankende Generation steht auch Gennaro Gattuso, den Lippi zur Pause ausgewechselt hatte.

Danach lehnte er lässig an der Bank und schaute den Kollegen beim Untergang zu. "2006 hat man uns den Ritterorden der Arbeit verliehen. Jetzt bekommen wir den Ritterorden der Schande. Der Calcio hat den Tiefpunkt erreicht", sagte Gattuso. Geweint hat er nicht.

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