Bundesliga-Check SC Paderborn - Alles andere als eine graue Maus

Paderborn · Mit spektakulären Offensivfußball hat der SC Paderborn die Rückkehr in die Bundesliga geschafft – und will dort nun länger bleiben.

 Der Vater des Erfolgs: Paderborns-Trainer Steffen Baumgart.

Der Vater des Erfolgs: Paderborns-Trainer Steffen Baumgart.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Hinter dem SC Paderborn liegt eine unfassbare Berg- und Talfahrt. Nach dem Erstliga-Aufstieg in der Saison 2013/2014 folgte zunächst ein tiefer Absturz, der fast in der Regionalliga geendet hätte. Unter Trainer Steffen Baumgart setzte der SCP dann zum Höhenflug an. Mit einem spektakulären Offensiv-Fußball gelang der Durchmarsch zurück ins Oberhaus. Und diesmal soll das Abenteuer 1. Liga anders enden.

Verbreitet der SCP als graue Maus der 1. Liga nun Tristesse und Langeweile?

Der SC Paderborn im Check: Wie der SC in der Bundesliga bleiben will
Foto: Grafik

Der SC Paderborn gilt bundesweit noch immer als Inbegriff tiefster Fußball-Provinz. Doch der SCP dürfte einer der spannendsten Neulinge aller Zeiten sein. Denn unter Trainer Baumgart zelebriert der Underdog einen sehr attraktiven Angriffsfußball. In 93 Pflichtspielen, die Paderborn unter Baumgart bestritt, schoss der SCP 221 Tore – das sind 2,4 Treffer pro Spiel. „Ich muss im Fernsehen schon genügend langweilige Spiele ertragen“, sagt Baumgart und fügt an: „Wir wollen in der 1. Liga genau so offensiv spielen wie in der 2. Liga.“ Für den SCP gilt daher: Arm, aber sexy.

Peilt Trainer Baumgart erneut den zweiten Platz an?

In den vergangenen beiden Spielzeiten landete der SCP unter Baumgart stets auf Rang zwei. „Auch diesmal geht’s maximal um den zweiten Platz“, sagt Paderborns Coach. Das ist natürlich scherzhaft gemeint. Doch auch dieser Satz zeigt, dass Baumgart angesichts der starken Erstliga-Konkurrenz nicht in Ehrfurcht erstarrt. Aussagen wie die des damaligen SCP-Trainers Andre Breitenreiter, der dem FC Bayern München nach einer 0:6-Erstliga-Heimpleite einst für ein „tolles Erlebnis“ dankte, wird es vom aktuellen Coach nicht geben. Der SCP nimmt die Aufgabe zwar mit der gebotenen Demut, aber auch mit einem gesunden Selbstbewusstsein in Angriff. Bislang war der Glaube an die eigene Spielidee unerschütterlich. Allerdings gab es unter Baumgart noch keine längere Negativserie, die in der 1. Liga wohl nicht ausbleiben dürfte. Die Kunst wird es sein, den besagten Glauben auch in Krisenzeiten zu behalten.

Reicht es fürs Oberhaus, wenn man fast nur Spieler aus der 3. und 4. Liga holt?

Für die zehn externen Neuzugänge, die bislang verpflichtet wurden, legte der SCP nicht einmal 250 000 Euro auf den Tisch. Mit Mamba, Dörfler, Hilßner und Kilian wurden Akteure aus der 3. und 4. Liga verpflichtet, die perfekt zur Paderborner Philosophie passen. „Wir wollen Spieler, die hungrig und schnell sind und sich selbst nicht so wichtig nehmen“, sagt Baumgart. Ob dies am Ende für die 1. Liga reicht, ist eine andere Frage. Doch auch die Verpflichtung namhafter Akteure garantiert keinen Erfolg. Im Gegenteil: Ein Hauptgrund für die letzte Paderborner Talfahrt war vielmehr die Tatsache, dass der Verein gerade in den Jahren 2015 und 2016 von seiner Philosophie abgerückt war. Prominente Zugänge wie Srdjan Lakic, Oliver Kirch, Jakub Sylvestr, Kevin Stöger, Marc-Andre Kruska, Rafa Lopez oder Zlatko Dedic enttäuschten auf ganzer Linie.

Nominiert der SCP eine 4x100-Meter-Staffel für die Leichtathletik-WM?

Sprintstaffeln vom Leichtathletik-Club Paderborn heimsten bei Deutschen Meisterschaften schon so manche Medaille ein. Sollte der SC Paderborn eine 4-x-100-Meter-Staffel aufstellen, müssten sich die LC-Sprinter aber mächtig ins Zeug legen, um die Fußballer zu bezwingen. Sieben SCP-Spieler blieben bei den obligatorischen 30-Meter-Sprinttests unter 3,9 Sekunden. Das könnte in der 1. Liga einmalig sein. Für eine Leichtathletik-WM dürfte es dennoch nicht reichen. Bei nationalen Titelkämpfen hätte eine Staffel mit SCP-Kickern wie Holtmann, Dörfler, Pröger oder Mamba aber Endlauf-Chancen.

Ist der Verein ohne seinen Ex-Präsidenten Wilfried Finke überlebensfähig?

Der Tod des langjährigen Präsidenten Wilfried Finke, der am 15. Januar im Alter von 67 Jahren gestorben war, versetzte den SC Paderborn in tiefe Trauer. Finke hatte „seinem“ Verein so manches Mal aus der Patsche geholfen und einen Provinzklub in die deutsche Fußball-Elite geführt. Mit der Ausgliederung der Profi-Abteilung wurden nun Strukturen geschaffen, die den SCP auch ohne Finke dauerhaft überlebensfähig machen sollen. Der Erstliga-Aufstieg kam dabei zum perfekten Zeitpunkt und machte den Verein auf einen Schlag schuldenfrei. Ob die neue SCP-Führung ähnlich krisenfest ist wie einst Finke, muss sich noch zeigen. Bei den jüngsten Querelen um die angedachte Kooperation mit RB Leipzig gaben die Gremien kein gutes Bild ab.

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