Der Pott kocht

Schalke fragt sich vor dem wichtigen Derby gegen Dortmund, wie das denn demnächst in der Champions League eigentlich werden soll.

Der Pott kocht
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Gelsenkirchen. Erster Ansprechpartner auf Seiten des FC Schalke 04 ist in diesen besonderen Fällen Ralf Fährmann. Der Torhüter ist schließlich dienstältester Spieler bei den Königsblauen und ihm kann man zweifellos abnehmen, dass für ihn das Revierderby gegen Borussia Dortmund tatsächlich keine Partie wie jede andere ist. „Es geht darum, seinen Verein so gut wie möglich zu vertreten und den Fans etwas zurückzugeben. Wir müssen von der ersten Minute an Feuer und Flamme sein und ein geiles Derby spielen“, sagt der 29-Jährige und gibt damit die Schalker Losung für den Sonntag (15.30 Uhr) in der Gelsenkirchener Arena aus.

Nicht zuletzt aufgrund des spektakulären 4:4 im Hinspiel in Dortmund spielt bei beiden Teamas dieses Mal ein noch ausgeprägteres Ehrgefühl mit. Und doch hat diese Begegnung auch eine nicht zu vernachlässigende weltliche Anschauung.

Sollte die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco diese Begegnung für sich entscheiden, wäre ein direkter Konkurrent schon deutlich distanziert (vier Punkte ) und die direkte Champions League-Qualifikation in den ausstehenden vier Spielen zum Greifen nahe. Das Saisonziel wäre damit fast erreicht. Sportvorstand Christian Heidel hat jüngst sogar eine Aufbruchstimmung im gesamten Verein ausgemacht. „Wir haben das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein“, sagt Heidel.

Allerdings stellt sich nach der erfolgreichen Saison mit vielen knappen und überschaubar ästhetisch zustande gekommenen Erfolgen die Frage, ob sich das Tedesco-Team auch auf höchster internationaler Vereinsbühne behaupten kann. Zumal zwei der spielstärkeren Profis, Leon Goretzka (FC Bayern) und wohl auch Max Meyer (Ziel unbekannt), den Verein verlassen werden. „Das wird Schalke nicht das Genick brechen“, sagt Heidel selbstbewusst. Doch gerade die spielerischen Elemente wurden von vielen Beobachtern und Fans bei den Auftritten der Königsblauen schmerzlich vermisst. Das Erreichen der europäischen Königsklasse wäre vor diesem Hintergrund Segen und Fluch zugleich. Dem Verein wären damit über 20 Millionen Euro, die er aus der Gruppenphase der Champions League generieren würde, sicher. Aber Heidel muss diese Spieler-Abgänge nicht nur kompensieren, sondern zugleich versuchen, die Qualität der Mannschaft anzuheben. Die fußballerischen Ansprüche an werden zweifellos wachsen. Und diesen Widerspruch muss Heidel bei den völlig überhitzten Transfersummen der vergangenen Monate auflösen.

Die Planungen dafür haben längst begonnen: Defensivspezialist Salif Sané wird im Sommer aus Hannover (rund acht Millionen Euro) kommen, mit Mark Uth (ablösefrei aus Hoffenheim) zudem ein offensiver Allrounder. In der Champions League haben beide freilich noch nicht gespielt.

Ohnehin müsste der Kader noch weiter vergrößert werden. Denn mit 25 Spielern, davon drei Torhüter, ist die Quantität im Vergleich zu den Konkurrenten für den internationalen Wettbewerb nicht ausreichend. Und in der derzeitigen Konstellation dürfte kaum noch einmal eine solch erfolgreiche Saison mit der dann vorhandenen Doppelbelastung dabei herauskommen. Heidel muss die Mannschaft dringend qualitativ und quantitativ verstärken, die Mittel aber bleiben bescheiden. Darum ist der 54-Jährige sicher nicht zu beneiden.

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