Deibler-Brüder schwimmen gegen den Rest der Welt

Hamburg (dpa) - Wasser und die Brüder Deibler - das passte zunächst nicht so recht zusammen. Markus und Steffen flogen zwar als Weltjahresbeste zur Kurzbahn-WM von Mittwoch an in Dubai, doch der Weg zur deutschen Medaillenhoffnung war alles andere als vorgezeichnet.

„Im frühen Kleinkindalter hatte ich nämlich eine tiefe Abneigung gegen Wasser. Dazu kam dann noch, dass ich beim ersten Schwimmkurs durchgefallen bin. Diese Hürde nahm ich dann aber mit sechs Jahren“, erinnert sich der 23-jährige Markus. Auch Doppel-Weltmeister Paul Biedermann scheiterte als kleiner Junge an der Seepferdchen-Prüfung.

Während Biedermann schon drei Niederlagen in dieser Kurzbahn-Saison hinnehmen musste, führt Steffen Deibler die Weltrangliste über 50 und 100 Meter Schmetterling ebenso an wie sein drei Jahre jüngerer Bruder Markus über die 100 Meter Lagen. „Meine Mutter schickte mich aus dem einfachen Grund, dass ich beim Baden im Baggersee nicht ertrinke, schon mit fünf Jahren in den Schwimmkurs“, berichtet Markus, der seinem Bruder aus dem heimischen Biberach nach Hamburg folgte. Der Wechsel zu Trainerin Petra Wolfram machte sich bezahlt. Das Duo gewann bei der Kurzbahn-EM Ende November in Eindhoven sechs der zehn deutschen Titel und holte seine ersten internationalen Goldmedaillen.

Vor den Deiblers liegt am Persischen Golf der vielleicht krönende Jahresabschluss - hinter ihnen erfolgreiche, aber auch intensive und anstrengende Monate: Schwimm-EM in Budapest, Weltcupsaison auf drei verschiedenen Kontinenten und die Kurzbahn-EM in den Niederlanden. Trainerin Petra Wolfram dämpft daher die WM-Erwartungen: „Wir müssen sehen, ob die Kraft noch für weitere Überraschungen reicht.“

Mit den EM-Erfolgen haben sie aus ihrer Sicht den internationalen Durchbruch geschafft. „Wir sind in der Weltspitze angekommen“, sagt Markus Deibler, „jetzt wollen wir uns dort etablieren.“ Allerdings hatten die Brüder auch deswegen freie Bahn, weil viele Favoriten die EM ausließen. Steffen Deibler hält dagegen: „Über 50 Meter und 100 Meter Schmetterling hätte ich die komplette Konkurrenz geschlagen.“

Anders als die Profis aus Australien oder Amerika belasten sich die Deiblers mit Studium und Leistungssport doppelt. Finanziell sind beide vorerst abgesichert, ihr Manager Hans-Ulrich Jetter hat schon vor Jahren einen Sponsorenvertrag mit einem chinesischen PC- Hersteller abgeschlossen. Steffen Deibler betont aber: „Leistungssport kostet viel. Wir müssen das eingenommene Geld zunächst in unseren Sport investieren.“ Zum Sparen bleibe nicht viel übrig. Doch nicht nur aus finanziellen Gründen denken er und sein 20- jähriger Bruder an die Zukunft: „Wir möchten später einen Beruf ausüben, der uns gefällt.“

Steffen schrieb sich für Umwelttechnik ein. Markus entschied sich fürs Wirtschaftsingenieurswesen. Trainieren, studieren, trainieren, schlafen - so sieht der Alltag der in einer Wohngemeinschaft lebenden Brüder seitdem aus. „Das ist anstrengend“, sagt Steffen Deibler, „aber auch erfüllend.“ Er brauche den geistigen Ausgleich. „Schwimmen allein wäre mir zu wenig.“

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