Dortmund Das DFB-Fußballmuseum - Dortmunds Kunstfehler?

Dortmund. · Das DFB-Fußballmuseum in Dortmund schreibt im fünften Jahr seines Betriebs das erste Mal rote Zahlen. Die verschuldete Stadt muss die meisten Kosten übernehmen.

 Das Deutschen Fußballmuseum in Dortmund wurde am 25. Oktober 2015 eröffnet.

Das Deutschen Fußballmuseum in Dortmund wurde am 25. Oktober 2015 eröffnet.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Als die Lichter an jenem Oktoberabend 2015 zur Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund voller Stolz bis hinüber zum Hauptbahnhof strahlten, schritten Joachim Löw, Otto Rehhagel und Toni Schumacher über den roten Teppich. Und andere Größen. Es duftete nach Stolz in der Stadt, auch Prunk war im Spiel. Aber manche Vorboten für späteres Ungemach gab es auch: Franz Beckenbauer und Günter Netzer sagten ab, Uwe Seeler war kränklich und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach musste sich wegen der Sommermärchen-Affäre unter Druck fühlen. Vier Jahre später steht das Fußballmuseum wieder im Blickpunkt. Der Grund: Das Haus schreibt erstmalig rote Zahlen – und die überschuldete Stadt Dortmund, die das Museum seit vier Jahren voller Stolz beherbergt, muss die Zeche zum größten Teil übernehmen.

Der DFB deckelte sein Risiko auf maximal 250 000 Euro im Jahr

Der Grund lässt sich schnell finden: Als das Museum in der Republik angeboten wurde, war der DFB im Fußball-Ruhrgebiet gern gesehener Gast. Dort, wo Kultur am liebsten auch etwas mit Fußball zu tun haben sollte, um die Seele der Stadt zu veredeln. So war der DFB 2008 Dortmund und Gelsenkirchen ein starker Verhandlungspartner. Wer Fritz Walter und Lothar Matthäus ausstellen wollte, hieß es, musste auf die Forderungen des Verbandes eingehen: Ein laufendes Minus unter 500 000 Euro im Jahr würde laut so genanntem Konsortialvertrag vom DFB und der Stadt jeweils hälftig ausgeglichen. Was darüber hinausgehe, müsste die Stadt allein übernehmen. Der DFB deckelte sein Risiko so auf maximal 250 000 Euro pro Jahr. Vor diesem Hintergrund sagte Mitbewerber Köln schnell ab.

Schließlich war das noch nicht alles. Die Stiftung Deutsches Fußballmuseum als Betreiber des Museums bekam das mehrere Millionen teure Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt. 300 000 Euro Betriebskosten soll die Stadt Dortmund jährlich bezahlen. Und außerdem musste man fünf Millionen Euro in die Umbauten um das Museum herum investieren. Jetzt musste nur noch funktionieren, dass 270 000 Besucher pro Jahr jeweils 17 Euro Eintritt entrichten.

Wie die Stadt Dortmund jetzt eingesteht, war das eine zu kühne Prognose für das von der Stadt und dem DFB als Gesellschafter getragenen Hauses. Im aktuellen Haushaltsplanentwurf der Stadt ist für 2020 292 000 Euro und für 2021 360 000 Euro als Verlustausgleich für das DFB-Museum eingestellt. Das operative Ergebnis des futuristischen Gebäudes mit Fußball-Innenleben sei zwar positiv, es ergebe sich aber ein Saldo aus „Abschreibungen und gegenläufigen Auflösungen aus Sonderposten hinsichtlich der NRW-Fördermittel“ für die Museumsgesellschaft, wie ein Stadtsprecher dieser Zeitung sagt. Schon 2012 hatte der Bund der Steuerzahler gewarnt, dass sich das mit 2,5 Milliarden Euro verschuldete Dortmund das Prestige-Projekt gar nicht leisten könne.

Das droht jetzt zurück zu fallen, auch wenn man bei der Stadt unter der Hand der Meinung ist, dass die Ausgleichsbeträge noch keinen Rahmen sprengen. „Der Fußballstandort Dortmund ist stolz auf sein Fußballmuseum“, sagte ein Stadtsprecher gestern fast trotzig. So lasse sich der Erfolg des Museumsbetriebs für die Stadt auch nicht allein mit direkten Einnahmen berechnen. Wirkung, so der Stadtsprecher, zeige das Museum ja auch für die Bereiche Hotellerie, Taxifahrten, Tourismuszahlen und Image.

Darüber hinaus geben sich die Beteiligten schweigsam und verweisen auf laufende Gespräche. In Dortmund, so ist aus dem Umfeld zu erfahren, knüpft man Hoffnungen an die Güte des neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller. Außerdem soll ein andauerndes höheres Minus spätestens nach drei Jahren dazu führen, dass der Vertrag neu verhandelt werden könne, berichten die „Ruhr Nachrichten“. Das DFB-Fußballmuseum, das seine Besucher durch beständig neue Sonderausstellungen zum wiederholten Besuch anregen möchte und öffentlichkeitswirksam Kulturabende oder DFB-Pokal-Auslosungen am Königswall ausrichten lässt, verweist über seine Presseabteilung, dass man „über die von der Stadt übermittelten Informationen hinaus zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Auskünfte“ erteile.

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