Team-Manager der US-Handballer Corona-Virus lässt WM-Pläne von Ex-Nationalspieler Andreas Hertelt platzen

Krefeld · Über Nacht dahin ist das Vorhaben des Düsseldorfer Ex-Handballprofis Andreas Hertelt, die Nationalmannschaft der USA nach 20 Jahren WM-Abstinenz als Teammanager in Ägypten anzuführen - was passiert ist.

 Andreas Hertelt (r.) und Robert Hedin wollen die US-Handballer nach vorn bringen. Das kleine Foto zeigt Hertelt (Mitte) 1989 beim Düsseldorf EHF-Pokalsieg.

Andreas Hertelt (r.) und Robert Hedin wollen die US-Handballer nach vorn bringen. Das kleine Foto zeigt Hertelt (Mitte) 1989 beim Düsseldorf EHF-Pokalsieg.

Foto: Hausdorf

Nahezu ungebremst schlug das Corona-Virus über das US-Team im Trainingslager im dänischen Vejen zusammen. Insgesamt 17 Personen aus dem US-Kader wurden positiv getestet. Der in Ratingen geborene Hertelt hatte bereits am vergangenen Samstag das positive Ergebnis erhalten: „Unsere Entscheidung war alternativlos. Die Gesundheit geht vor, und wir wollten auch nicht das gesamte Turnier gefährden.“

Hertelt hat eine Erklärung für die Infektionskette: „Der WM-Tross der USA setzt sich aus 13 Nationen zusammen. Wir haben sofort alle Isolationsmaßnahmen getroffen, doch das Virus suchte sich seinen Weg.“ Wie der 58-Jährige haben alle weiteren Teammitglieder meist nur leichte oder gar keine Beschwerden.

Der Düsseldorfer ist erst seit zwei Jahren US-Teammanager. Vor 21 Jahren, im letzten deutsch-deutschen Sportvergleich vor dem Fall der Mauer, feierte er mit TuRU Düsseldorf den überraschenden Gewinn des EHF-Pokals. Das Team aus der Landeshauptstadt bezwang damals in zwei spannenden Finalspielen mit dem fast 1,90 Meter langen Linksaußen den ASK Frankfurt/Oder. „Das war ein schöner Erfolg, der aber der Vergangenheit angehört. Mein Augenmerk gilt der Entwicklung des US-Handballs. Nun müssen wir uns auf die beiden Weltmeisterschaften in zwei und vier Jahren konzentrieren, wo die USA eine Wildcard sicher haben.“

Bis Mitte nächster Woche bleibt der Ex-Profi in Dänemark in Isolation. Danach geht es aber gleich wieder mit einem ganzen Tross an Spezialisten daran, die USA im Handball an die Weltspitze zu führen: „Mein Job für den US-Verband liegt irgendwo zwischen dem, was Oliver Roggisch bei den deutschen Handballern macht und der Position, die Oliver Bierhoff bei den Fußballern einnimmt.“

Auf über 300 Bundesligaspiele für TuSEM Essen, Flensburg und Minden sowie zehn Einsätze in der Nationalmannschaft blickt Hertelt zurück. Ein Ansatzpunkt, um das einst vorhandene Handball-Netzwerk wieder für sich zu aktivieren. Denn der A-Lizenzinhaber, der im Hauptberuf ein Planungsbüro für die Modernisierung und den Umbau von Sparkassen und Volksbanken in Krefeld betreibt, hatte schon vor acht Jahren dem Handball den Rücken gekehrt. Beim ehemaligen Deutschen Feldhandball-Meister TV Oppum war Hertelt bis zum Frühjahr 2011 als Trainer aktiv gewesen. Jenem traditionsbeladenen Klub aus der Seidenstadt, mit dem er selbst 1980 Westdeutscher A-Jugend Meister geworden war. Aus seiner Oppumer Jugendarbeit war unter anderem der heutige Leipziger Bundesligaprofi Bastian Roscheck hervorgegangen.

Vor zwei Jahren erreichte ihn ein Anruf des schwedischen Trainers Robert Hedin. Der ehemalige Mannschaftskamerad aus Mindener Bundesligazeiten hatte in den USA angeheuert und wollte für sein neues Konzept einen Manager. Hertelt bat sich Bedenkzeit aus, sagte dann schnell zu. Hedin und Hertelt suchten nun die halbe Welt nach Handballspielern mit US-amerikanischem Pass ab und wurden fündig.

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Kapitän ist der Dormagener Profi Ian Hüter, sein Bruder Patrick gehört ebenso zum Kader wie das Nachwuchstalent der HSG Krefeld, Paul Skorupa, der in Düsseldorf lebt. Hertelt und Hedin setzen einen Zehnjahresplan um, mit dem Ziel die US-Handball Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Los Angeles anzuführen. Hertelt blickt voraus: „Dafür müssen wir mehrgleisig fahren, zunächst eine starke Mannschaft für 2023 und 2025 entwickeln. Und im Hinblick auf Olympia gilt es, junge Talente zu entdecken und zu fördern.“

So nahm Hertelt mit dem gebürtigen Solinger Gerd Butzek Kontakt auf, dem Generalmanager der GHC-Group, der Vereinigung der größten Handball Clubs in Europa. „Zu unserer Konzeption gehört, möglichst viele US-Spieler mit Förder-Lizenzen bei großen Vereinen auszustatten. Daran hat Butzek mitgewirkt und uns unterstützt.“ Mittlerweile besitzen acht Spieler aus dem aktuellen WM-Kader eine solche Lizenz. So spielt der 2,02 Meter lange Kreisläufer Andrew Donlin mit einem Festvertrag beim spanischen Erstligisten Ademar Leon. Doch Hertelt hat weitere Baustellen mit dem in Colorado ansässigen Verband in Arbeit: „Wir konzentrieren uns ebenfalls intensiv auf die Trainerausbildung, weil über kurz oder lang in den USA eine eigene Profi-Liga entstehen soll, da braucht es auch US-Amerikaner, nicht nur internationale Fachleute.

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