Ciao Langeweile, hallo Ausnahmezustand!

Da waren’s nur noch sechzehn. Aus Masse wird allmählich Klasse. Ab Samstagnachmittag, 16 Uhr, geht es in jedem Spiel nur noch ums Überleben. Zuvor noch ein paar Abschiedsgrüße. An die Franzosen, die uns den Beweis geliefert haben, dass selbst in Europa fußballerisches Versagen fast eine Staatskrise auslösen kann.

An die alten Männer aus Italien, die mit vierjähriger Verspätung für ihren erschlichenen Achtelfinalsieg 2006 gegen Australien bestraft wurden. An Otto Rehhagel, der noch in seinem letzten Spiel trotzig den griechischen Strafraum mit acht Verteidigern verrammelte.

An die tapferen Nordkoreaner, die hoffentlich doch nicht als Quittung für ihr Versagen ins Straflager geschickt werden. Die Vorrunde hat uns gähnende Langeweile, Katastrophenfußball, aber auch ein paar richtige Thriller beschert. Am Mittwochabend guckten wir noch ständig auf die Uhr und wünschten uns, der (vorzügliche!) brasilianische Schiedsrichter möge endlich das Ghana-Spiel abpfeifen. Zwanzig Stunden später der Nerven zerfetzende Kick Slowakei-Italien. Die Fußball-WM ab sofort als permanenter Ausnahmezustand! Und nun also England. Sind unsere jungen Spieler auf einen Schlag cool wie die Hundeschnauzen? Läuft bei den Engländern immer noch ein schlechter Wayne-Rooney-Darsteller über den Platz? Bestaunen wir die englische Elfmeter-Neurose? Die Antworten kriegen wir morgen, schweißgebadet nicht nur wegen 30 Grad Celsius.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort