Sturm verliert: Flucht in andere Gewichtsklasse?

Düsseldorf (dpa) - Der Lack ist ab bei Felix Sturm. Der frühere Boxweltmeister im Mittelgewicht musste gegen den Australier Sam Soliman die zweite Niederlage nacheinander einstecken und hat seine Chance auf einen erneuten WM-Kampf verspielt.

Dem an Nummer eins der IBF-Rangliste geführten Soliman unterlag Sturm einstimmig nach Punkten: 111:116, 113:114, 113:114. „Das ist ein klares Fehlurteil“, beschwerte sich Sturms Trainer Fritz Sdunek. „Es ist unbegreiflich, was die Punktrichter werten.“ Der Coach sagte, was er sagen musste. Die genaue Analyse behielt er für sich.

Die 6000 Zuschauer im Düsseldorfer ISS-Dome feierten ihren Fast-Lokalhelden bereits, zumal Ringsprecher-Legende Michael Buffer Sturm auch noch als Sieger verkündet hatte. Wenige Sekunden später musste der Amerikaner mit der markanten Stimme jedoch einen Lesefehler eingestehen und rief Soliman als Gewinner aus. Pfiffe und Buhrufe in der Halle. Nicht Sturm, Soliman kämpft jetzt gegen Weltmeister Daniel Geale.

„Ich habe ihn angeknockt. Ich hätte gewinnen müssen“, stellte der 34-jährige Sturm entsetzt fest. „Ich habe die klareren Treffer gesetzt.“ Seine Schläge waren fürwahr wirkungsvoller, ein rechter Haken in der zweiten Runde katapultierte Soliman gar zu Boden. Der Australier musste angezählt werden und rettete sich mit butterweichen Knien in die Pause. Von Runde vier an stellte Sturm seine Zielstrebigkeit jedoch ein und baute mit unverständlicher Inaktivität den bisweilen wild um sich schlagenden, boxerisch mittelmäßigen Gegner auf. Der war schon von der achten Runde an völlig ausgepumpt und hielt sich ob seiner Energieleistung kaum noch auf den Beinen. Aber selbst das verstand Sturm nicht auszunutzen.

In seinen Glanzzeiten hätte der feine Techniker Sturm den limitierten Windmühlen-Schläger Soliman nach allen Regeln der Kunst ausgeboxt. Heute jedoch ist der Sohn bosnischer Einwanderer meilenweit von dieser Form entfernt. Der 39-jährige Soliman beeindruckte die Punktrichter mit einer Dauerattacke und einer um ein Vielfaches höheren Schlagzahl. Er traf zwar nicht häufig, die wenigen Treffer waren letztlich aber immer noch mehr als die gefährlicheren Schläge, die der apathische Sturm abfeuerte. Es scheint, als lähmten die Ängste des Promoters Sturm die Leichtfüßigkeit des Boxers Sturm.

Nachdem seine neuerlichen WM-Pläne im Mittelgewicht gescheitert sind, will der Kölner in die nächsthöhere Gewichtsklasse fliehen. Ohnehin muss er bis zu zwölf Kilo Körpergewicht abspecken, um das Limit im Mittelgewicht (72,57 kg) zu erreichen. „Ich habe die Power für das Supermittelgewicht“, meinte Sturm. „Ich lass mich nicht unterkriegen. Ich mache weiter. Ich will Weltmeister werden.“ Sich selbst hält der gebürtige Leverkusener ungebrochen „für einen der besten Boxer der Welt“ und bekannte: „Die Größten haben schon verloren.“ Sorgen um sein Geschäft als selbstständiger Profi und Promoter sowie um die TV-Partnerschaft mit Sat.1 mache er sich nicht. Sturm: „Ich habe noch sehr, sehr gute Jahre vor mir.“

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