Nun im Boxen: Doping-Mixer Conte mischt wieder mit

Los Angeles (dpa) - Er sorgte für einen der größten Doping-Skandale des Sports, nun gibt er sich geläutert. Der frühere Balco-Chef Victor Conte will Box-Weltmeister noch stärker machen. Diesmal nur mit legalen Mitteln.

Entweder hat der Mann Sinn für Humor - oder er hat seine Lektion tatsächlich gelernt. Wer dieser Tage mit Conte zusammenarbeiten will, muss nachweisen, dass er sauber ist. Ausgerechnet Conte, Hauptakteur eines der größten Doping-Skandale des Sports, legt nun Wert auf den redlichen Athleten. Der einstige Gründer des kalifornischen Betrugslabors Balco, zu dessen Kunden prominente Sportler wie die Weltklasse-Sprinter Marion Jones und Tim Montgomery oder Baseball-Star Barry Bonds zählten, ist zurück im Sport. Passenderweise im Boxsport - denn dessen Ruf kann wohl auch ein Victor Conte nicht mehr ruinieren.

„Das ist mein Comeback“, sagte Conte dem amerikanischen Boxmagazin „The Ring“. Er arbeitet als Fitnesstrainer und Ernährungsberater für die Weltmeister Nonito Donaire (Philippinen) und Andre Berto (USA) sowie für den früheren Champion Zab Judah (USA). Auch der amerikanische Olympiasieger und Weltmeister Andre Ward, im Dezember Gewinner des Super-Six-Turniers im Supermittelgewicht, vertraute bereits Contes Methoden.

Der Boxsport, seit jeher Tummelplatz skurriler und halbseidener Figuren, hat mal wieder einen Gefallenen aufgenommen. „In Sportarten wie Baseball, Leichtathletik oder Football bin ich praktisch ausgeschlossen“, sagte Conte dem US-Boxmagazin „Boxing News“. „Aber ich habe einige Spitzenboxer gefunden, die mir von Herzen vergeben haben. Ich genieße es, ihnen zu helfen, ihre Träume und Ziele zu erreichen. Ich habe wieder Spaß.“

Conte wurde 2005 zu vier Monaten Gefängnis und vier Monaten auf Bewährung verurteilt. Er hatte seine Kunden über Jahre hinweg systematisch mit Steroiden und Wachstumshormonen versorgt. Nach dem anonymen Hinweis eines amerikanischen Leichtathletiktrainers war das Dopinglabor aufgeflogen. Conte gibt sich nun geläutert. „Ich bin so dankbar für diese zweite Chance. Warum sollte ich das riskieren? Eine dritte Chance gibt es sicherlich nicht“, sagt Conte. Er ist sogar so dankbar, dass er angeblich umsonst arbeitet. „Ich tue, was ich liebe. Ich habe mein Geld schon gemacht.“

„Ich hatte ein Gespräch mit Victor, und er hat mir versichert, dass er nun grundehrlich ist“, sagt der amerikanische Box-Promoter Bob Arum. „Das muss man ihm glauben. Er müsste ja auch wirklich verrückt sein, bei der öffentlichen Beachtung noch einmal etwas Illegales zu probieren.“ Auch Weltmeister Donaire zweifelt nicht an Conte. „Warum sollte ich ihm nicht trauen?“, fragte er. „Wer mich verdächtigt, weil ich mit Victor arbeite, dem sage ich nur: Ich unterziehe mich jedem Doping-Test, von mir aus das ganze Jahr über.“

Contes erster Ausflug in den Boxsport liegt neun Jahre zurück. Damals versorgte er den Amerikaner Shane Mosley vor dessen Punktsieg über Weltmeister Oscar De La Hoya mit illegalen Substanzen. Als Contes Labor kurze Zeit nach dem Kampf im September 2003 aufflog, nannte er auch Mosleys Namen. Der reichte daraufhin eine Verleumdungsklage gegen Conte in Höhe von zwölf Millionen Dollar ein. Diese Klage ließ Mosley später freiwillig fallen.

Conte, nach eigenen Angaben Boxfan seit Kindertagen, lässt das Blut seiner Boxer auf Mineraliendefizite untersuchen, versorgt sie mit Nahrungsergänzungsmitteln, berät sie beim Abnehmen und beim alltäglichen Training. Er arbeitet berät sogar die Sportbehörde des US-Bundesstaates Nevada in Fragen effektiverer Dopingkontrollen.

Denn Conte weiß: im Boxen läuft längst nicht alles sauber. „Weitverbreitet“ seien illegale Substanzen im Boxsport, sagt er. „Die Kommissionen testen schließlich lediglich vor den Kämpfen und nach den Kämpfen.“ Contes Urteil: „Doping-Kontrollen im Boxen sind eigentlich IQ-Tests. Wer sich erwischen lässt, ist ein Idiot.“

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