Nach K.o. gegen Joshua Klitschko überlegt - Fury tönt: „Schlage ihn“

London (dpa) - Den schweren Cut hinter einer Sonnenbrille versteckt, konnte Wladimir Klitschko bei seinem Abschied von der Insel schon wieder lachen.

Nach K.o. gegen Joshua: Klitschko überlegt - Fury tönt: „Schlage ihn“
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„Verlasse London mit dem Gefühl, dass Samstagnacht alle gewonnen haben. Der Sport, die Fans und sogar ich an Respekt. Grüße & Ich werde wiederkommen“, schrieb Klitschko auf Twitter und ließ weiter Raum für Spekulationen. Wann wird der langjährige Schwergewichtschampion nach seinem K.o. gegen Anthony Joshua die Entscheidung in Sachen „Rücktritt oder Rückkampf“ für sich beantworten?

Unterdessen hat sich ein alter Bekannter zu Wort gemeldet. Großmaul Tyson Fury, der Klitschko im November 2015 bezwungen hatte, fordert ein Duell mit Landsmann Joshua um die WM-Krone ein. „Ich bin mir sicher, dass ich AJ mit einem festgebundenen Arm am Rücken noch schlage. Ich brauche nicht einmal ein Aufwärmen, wenn er es will“, tönte Fury in einem Interview des englischen TV-Senders Sky Sports und fügte hinzu: „Ich bin genauso lange aus dem Ring wie Klitschko, aber der Unterschied ist: Ich bin nicht 41, ich bin 28.“

Joshua sei ein „aufgepumpter Gewichtheber“. Beim Sieg gegen Klitschko am vergangenen Samstag habe sein Landsmann eine „Leben-oder-Tod-Situation“ überstanden, meinte Fury. „Gegen mich hat Klitschko aber keinen dieser Schläge gelandet. Ich bin immer noch die Nummer eins in der Welt und jeder weiß das. Es fehlt noch ein Fight, der größte der Welt und das weiß jeder. Ich gegen AJ, kein anderer.“

Laut Joshuas Promoter Eddie Hearn ist dieser Kampf aber „meilenweit“ entfernt. „Fury ist momentan in einem fürchterlichen physischen Zustand. Er hat keine Lizenz und gegen ihn wird wegen einer positiven Dopingprobe ermittelt. Das wird nicht der nächste Kampf sein, weil er nicht rechtzeitig bereit sein würde“, sagte Hearn. Fury stand seit dem Sieg gegen Klitschko nicht mehr im Ring. Zweimal hatte er einen Rückkampf gegen den Ukrainer platzen lassen.

Der britische Boxverband BBBofC hatte dem an Depressionen erkrankten Fury im Oktober vergangenen Jahres die Lizenz wegen Drogen- und Medikamentenmissbrauchs entzogen. Bei einer Kontrolle am 22. September 2016 war der 2,06 Meter große Boxer durch die amerikanische Anti-Doping-Agentur VADA positiv auf Kokain getestet worden. Zudem soll dem Skandalboxer im Frühjahr 2015 die Einnahme des anabolen Steroids Nandrolon nachgewiesen worden sein. In der nächsten Woche kommt es zu einer Anhörung, derzeit hält sich Fury in seinem Trainingscamp in Marbella auf, soll aber auch deutliches Übergewicht haben.

Da wäre für das Joshua-Lager ein Rückkampf gegen Klitschko schon deutlich reizvoller, wenn denn der Ex-Champ überhaupt will. Lukrativ wäre ein weiteres Duell allemal, nachdem die beiden Kontrahenten beim „Thriller von Wembley“ die Box-Welt verzückt hatten. „Da geht es nicht um Kleingeld“, sagte der frühere Weltmeister Henry Maske der „Welt“ und ergänzte: „Ich könnte es Wladimir nicht übelnehmen, wenn er diesen Zahltag noch mal mitnimmt. Das ist sein gutes Recht, dabei kann er nichts verlieren.“

Maske, der das Boxen in Deutschland wieder populär gemacht hatte, war einst nach einer Niederlage gegen Virgil Hill im November 1996 abgetreten. Fast elf Jahre später entschloss sich Maske zu einem Rückkampf gegen Hill und gewann.

Wie wird Klitschkos Entscheidung ausfallen? Langeweile hat „Dr. Steelhammer“ eigentlich nicht. Der Ukrainer hat sich schon während seiner Karriere ein zweites Standbein aufgebaut. Klitschko ist Mitbesitzer eines Luxushotels, doziert an der Universität St. Gallen und ist an Promotion-Agenturen beteiligt. Dazu hat er mit seiner Verlobten Hayden Panettiere eine gemeinsame zweijährige Tochter. „Natürlich bin ich Boxer. Meine Zukunft liegt jedoch in der Karriere nach der Karriere. Diese baut natürlich darauf auf, was ich vorher gemacht habe“, sagte Klitscho im vergangenen Jahr der „Wirtschaftswoche“.

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