Box-WM in der Hütte: Universum wird kleiner

Hamburg (dpa) - Box-Titelkämpfe in der engen Trainingshalle können mitreißender als pompöse Feuerwerk-Veranstaltungen vor 10 000 Zuschauern sein. Dreifach-Weltmeisterin Susi Kentikian und Europameister Alexander Dimitrenko haben das bewiesen.

Kentikian und Dimitrenko verteidigten vor 500 Gästen in der ausverkauften Übungshalle der Hamburger Universum Box-Promotion ihre Gürtel erfolgreich. Die 23 Jahre alte Hamburgerin besiegte im Fliegengewicht die zähe Mexikanerin Ana Arrazola einstimmig nach Punkten; 2,01-Meter-Schwergewichtler Dimitrenko schlug den Polen Albert Sosnowski in der zwölften Runde schwer k.o.

Weil Promoter Klaus-Peter Kohl der Fernsehpartner verlustig gegangen ist und ihm damit die Millionen für Gala-Veranstaltungen fehlen, wählte der Großgastronom als Schauplatz die eigene bescheidene Hütte. Angemessen war der Rahmen für eine WM und EM freilich nicht, die Leistung im Ring aber stimmte. Zumindest via Internet („bild.de“) waren die Kämpfe zu sehen.

Zufrieden war Promoter Ulf Steinforth, dessen SES-Stall Kentikian vier Tage zuvor von Universum übernommen hatte. „Das Frauen-Boxen ist nicht tot. Susi kann eine Galionsfigur sein“, meinte Steinforth und sieht sogar Vorteile im Vergleich zum Männer-Boxen: „Ich finde es viel berauschender, wenn Mädels im Ring ihr volles Programm abwickeln.“ Nach acht Monaten Pause dominierte das Energiebündel Kentikian den Kampf, doch Arrazola steckte alle Treffer unbeeindruckt weg und teilte ihrerseits kräftig aus.

Der Ausgang der ausgeglichen Europameisterschaft war bis zur letzten Runde völlig offen, dann entschied Dimitrenko das Duell mit einem rechten Aufwärtshaken. Sosnowski, der wie eine Bahnschranke fiel, lag minutenlang am Boden und musste vom Notarzt behandelt werden. Knapp ein Jahr zuvor hatte der Pole gegen Vitali Klitschko durch K.o. in der zehnten Runde verloren. „Das war ein Schlüsselkampf. Der wird ihm Selbstvertrauen gegeben“, meinte Kohl über den Neu-Deutschen Dimitrenko, dem mitunter mentale Stärke fehlt.

Der Universum-Chef wollte vom Niedergang seines einstigen Imperiums nichts hören. „Wir machen keinen Ausverkauf. Wir machen Planungen für die Zukunft. Die Boxer, die ich brauche, werde ich nicht gehen lassen. Auch nicht für Geld“, erklärte der 66 Jahre alte Geschäftsmann. Das einst größte Box-Unternehmen Europas hatte früher 45 Profis unter Vertrag, jetzt sind es noch zwölf. „Das ist die Größe, die wir brauchen“, beteuerte Kohl.

Zunächst müssen seine deutschen Weltmeister Jürgen Brähmer (21. Mai in London) und Sebastian Zbib (4. Juni in Los Angeles) ihre Titel im Ausland verteidigen. „Wenn Brähmer und Zbik gewinnen, sind große Kämpfe da“, meinte Kohl. Verlieren sie aber, hat er noch keinen Plan. Die Auslandseinsätze kommen aus der Not, weil zu Hause die TV-Präsenz fehlt. Kohl: „Wir kriegen so mehr Geld, als wir in Deutschland generieren können. Wir gehen da hin, wo das Geld ist.“

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