Borussia Mönchengladbach sucht den Retter

Nach dem 1:3 in Hamburg ist Frontzeck entlassen. Gross und Meyer sind Kandidaten.

Mönchengladbach. Bizarrer hätte die Szene im Borussia-Park am Tag nach dem 1:3-Schock auf St. Pauli zunächst nicht sein können. Eine dichte Menschenwand, bewaffnet mit Kameras, Mikrofonen und Fotoapparaten hatte sich vor Gladbachs Trainer Michael Frontzeck aufgebaut.

„Was wollt ihr alle hier?“, schleuderte der 46-Jährige den Medienvertretern gespielt erstaunt entgegen, derweil in den Büros der Geschäftsstelle weiter über die Zukunft des Fußballlehrers diskutiert wurde.

„Natürlich mache ich weiter. Ich bin noch Trainer, mehr weiß ich nicht“, sagte Frontzeck, „alles andere sind Fragen, die Sie mir nicht stellen dürfen. Es gibt noch andere Entscheidungsträger hier in diesem Klub. Wer weiß, was morgen ist“, sprach Frontzeck und brauste mit seinem Dienstwagen davon.

Wenige Stunden später war er seinen Job los — trotz aller zuvor geleisteten Treueschwüre und eines Vertrags bis 2013. Wer neuer Trainer beim Schlusslicht wird, steht nicht fest.

Gehandelt werden in erster Linie der der beim VfB Stuttgart in der Hinrunde geschasste Christian Gross und der 68-jährige Hans Meyer. Ferner fielen die Namen von Lucien Favre und Marcel Koller. Ralf Rangnick dementierte gestern Kontakt, auch Amateurtrainer Sven Demandt ist kein Thema.

Nach Informationen unserer Zeitung fiel die Entscheidung gegen Frontzeck bei einem Geheim-Treffen der Borussen-Bosse in der Firma des allmächtigen Präsidenten Rolf Königs.

Die Nachricht sickerte bei der Karnevals-Gala des Klubs im Wickrather Kunstwerk durch. „Wir hätten uns alle sehr gewünscht, die gesteckten Ziele mit Frontzeck zu erreichen. Nach den jüngsten Ergebnissen haben wir uns aber entschieden, den Trainer zu wechseln“, sagte Vizepräsident Rainer Bonhof. Sportdirektor Max Eberl: „Das war eine sehr schwierige Entscheidung.“

Der, der den Rauswurf durchgeboxt hatte, schwieg: Rolf Königs. Dessen Geduldsfaden war nach der Horror-Halbzeit beim 2:3 gegen den VfB Stuttgart und dem blutleeren 1:3 beim direkten Konkurrenten FC St. Pauli gerissen.

Das Millerntor-Stadion hatte der Unternehmer lange vor dem Abpfiff verlassen. Königs zog die Reißleine, um nicht selbst noch mehr in den Fokus der Kritik zu geraten. Seit Monaten torpediert ihn die Opposition, Königs will sich auf der Mitgliederversammlung nicht Tatenlosigkeit vorwerfen lassen.

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