Gladbach siegt in Mainz Endlich wieder die Schotten dicht

Mainz. · Nach zwölf Gegentoren in vier Spielen hält Gladbach diesmal in Mainz die Null. Und der zuletzt fehleranfällige Verteidiger Elvedi trifft zum Sieg.

 Tobias Strobl, Tony Jantschke, Torschütze Nico Elvedi und Michael Lang (v.l.) feiern in Mainz den Gladbacher Erfolg.

Tobias Strobl, Tony Jantschke, Torschütze Nico Elvedi und Michael Lang (v.l.) feiern in Mainz den Gladbacher Erfolg.

Foto: dpa/Torsten Silz

Windstärke sechs zeigte die Beaufortskala am Samstag in Mainz. Ein mittlerer Wert an Land, auf dem Meer allerdings schon mit grober See verbunden und damit irgendwie charakteristisch für die derzeitige Lage von Borussia Mönchengladbach. Schließlich brachen in den jüngsten vier sieglosen Spielen mehr oder weniger große Wellen an Gegentreffern über die Fohlenelf hinweg. Wie in einer Nussschale auf dem Ozean wurde die Defensive hin und her geschaukelt.

Im Spiel beim FSV Mainz 05 ist ein erster Schritt hin zur alten Stabilität gelungen. Nach fünf Wochen und zwölf Gegentoren in vier Spielen blieb das Team von Trainer Dieter Hecking endlich mal wieder ohne Gegentor. Mehr noch, dank eines Treffers von Innenverteidiger Nico Elvedi in der 63. Minute gelang sogar ein 1:0-Erfolg. Damit verteidigte die Fohlenelf ihren Platz in den Rängen, die zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. „Wir haben uns gegen den Abwärtstrend gestemmt, das war heute ein Sieg des Willens“, so Kapitän Lars Stindl, und Trainer Hecking meinte: „Für den Kopf ist dieser Erfolg sehr wichtig. Er kann Sicherheit und Vertrauen zurückbringen.“

Trotz Krise war Hecking – anders als von seinem Mainzer Kollegen Sandro Schwarz vermutet – nicht in Aktionismus verfallen. Der 54-Jährige verzichtete sowohl auf eine Änderung des 4-3-3-Systems, als auch auf übermäßigen Personalaustausch. Lediglich der rechte Verteidiger Michael Lang sowie „Sechser“ Christoph Kramer wurden durch Fabian Johnson beziehungsweise Tobias Strobl ersetzt. Dass Denis Zakaria für Florian Neuhaus ins zentrale Mittelfeld rückte, ist auswärts schon öfter eine Option gewesen. Dazu musste Tony Jantschke den am Oberschenkel verletzten Matthias Ginter in der Innenverteidigung vertreten.

Schließlich galt es in Mainz ja auch nichts Neues zu erfinden, sondern Altes zurückzufinden. „Heute haben wir wieder alle gemeinsam verteidigt, das hatten wir zuvor etwas vermissen lassen. Bis auf das 1:5 gegen München war zwar kein ganz schlechtes Spiel dabei, so viele Gegentore dürfen auf Bundesliga-Niveau dennoch nicht passieren“, sagte Nico Elvedi.

Nico Elvedi hat die meisten Ballkontakte aller Spieler

Der bis Anfang Februar so sichere Innenverteidiger trug durch unglückliche Aktionen und Fehler daran Mitschuld. In Mainz aber rechtfertigte er das Vertrauen seines Trainers nicht nur wegen des goldenen Treffers zum 1:0. Der 22-jährige Schweizer hatte vor 30 405 Zuschauern im Stadion am Europa-Kreisel nicht nur die meisten Ballaktionen (105) aller Spieler, er gewann zudem auch 71 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 95 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler. „Für einen jungen Spieler ist es wichtig, schwere Phasen durchzustehen. Es war herausragend, wie Nico das heute abgeschüttelt hat. Er macht sicher mal ein oder zwei schlechte Spiele in Folge, aber nie ein drittes. Das ist eben seiner Klasse geschuldet“, meinte Trainer Dieter Hecking über seinen aus Zürich stammenden Abwehrmann.

Wie Elvedi zeigte die gesamte Mannschaft wieder die Kennzeichen der alten Stärke. Dabei legten alle ihr Hauptaugenmerk auf Sicherung des eigenen Tores. Auch Kreativgeist Lars Stindl war sich nicht zu schade, weite Wege nach hinten zu gehen. „Er ist ein vorbildlicher Kapitän. Lars hat sogar dort Löcher gestopft, wo es nicht seine Kernaufgabe ist“, sagte Hecking. Stindl selbst ärgerte lediglich, dass er schon nach 100 Sekunden gleich zweimal am Mainzer Schlussmann Kevin Müller scheiterte. „Mit einer frühen Führung hätten wir vieles einfacher gestalten können“, so der 30-Jährige.

Die fehlende Leichtigkeit nach zuletzt vier Partien ohne Sieg war den Spielern allerdings anzumerken. „Unser Ziel war es, zur defensiven Kompaktheit zurückzufinden. Das ist uns besonders nach der Pause immer besser gelungen“, sagte Tobias Strobl. In der Tat brachte Mainz nur noch Fernschüsse auf das von Yann Sommer gehütete Tor. „Nach vorne können wir sicher besser spielen. Es war uns jedoch anzumerken, dass die vergangenen Partien Spuren hinterlassen haben“, so Strobl.

Der Sieg in Mainz soll nun für frischen  Rückenwind sorgen, damit das Team in Zukunft auch wieder in der Lage ist, spielerisch zu glänzen. „Wir können fußballerisch überzeugen und das wollen wir auch wieder zeigen“, sagte Jonas Hofmann. Der Mittelfeldspieler sieht Gladbach für einen schmutzigen Arbeitssieg wie in Mainz eher nicht gemacht. In grober See aber heiligt der Zweck die Mittel.

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