Boll und Co. haben WM im Blick, Olympia im Kopf

Rotterdam (dpa) - Das lange Warten hat für Timo Boll und Co. ein Ende. Deutschlands Tischtennis-Asse, die sich bereits in Rotterdam aufhalten, greifen am Dienstag erstmals ins Einzel-Geschehen bei der Weltmeisterschaft ein.

Europameister Boll, Nummer zwei der Setzliste, ist nach einer ordentlichen Auslosung ganz auf den Gewinn der ersten WM-Einzelmedaille seiner Karriere fokussiert. Andere Aktive des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) haben die WM zwar ebenfalls im Blick, Olympia aber längst schon im Hinterkopf.

„Es ist eine spezielle Situation. Man spürt an vielen Stellen, dass gerechnet und beobachtet wird“, erklärte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. Die Weltrangliste, die nach der WM erstellt wird, entscheidet über die Olympia-Qualifikation. Die 28 besten Damen und Herren sind automatisch für London 2012 qualifiziert, pro Verband dürfen aber nur zwei im Einzel starten. Der dritte Teilnehmer für den olympischen Teamwettbewerb wird in einem Extra-Turnier ermittelt. „Wer dort startet, bestimme ich“, sagte Herren-Coach Jörg Roßkopf.

Der Weltranglisten-Zweite Boll (Düsseldorf) hat, unabhängig vom Abschneiden in Rotterdam, seinen Olympia-Startplatz sicher. Auch Russland-Legionär Dimitrij Ovtcharov (Orenburg) ist als 15. so gut wie durch. Dahinter gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Patrick Baum (Düsseldorf/21.), Bastian Steger (Saarbrücken/23.) und Christian Süß (Düsseldorf/25.) um Platz drei. Jeder WM-Sieg erhöht die Chancen. Das Kroppacher Damen-Duo Jiaduo Wu (16.) und Kristin Silbereisen (38.) hofft ebenfalls, in der bereinigten Juni-Weltrangliste das direkte Olympia-Ticket lösen zu können.

„Komplett ausblenden kann ich Olympia nicht. Das geht schon seit Monaten so“, gestand Silbereisen. Die deutsche Meisterin von 2010 hat in diesem Jahr kaum international gespielt, um ihr gutes Punktekonto in der Weltrangliste nicht zu verlieren. Eine Taktik, die umstritten ist. „Wir müssen nach vorne spielen in so einer Situation, auf Sieg“, forderte Sportdirektor Schimmelpfennig.

Ausnahmekönner Boll, der Anfang des Jahres die Weltrangliste anführte, hat sich durch eine konstant gute Saison in eine prima Ausgangslage bei der WM gebracht. „Er hat elf Monate auf einem hohen Level gespielt. Jetzt muss er die Spitze reinkriegen“, sagte Roßkopf. Und Boll versprach vollen Einsatz bis zum Finaltag am kommenden Sonntag: „Die perfekte Tagesform reicht bei der WM nicht. Ich möchte in Rotterdam möglichst eine perfekte Wochenform haben.“

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