Boll-Team trotzt Franziska-Aus - Kaltstart für Ovtcharov

Lissabon (dpa) - Dimitrij Ovtcharov kam auf den letzten Drücker und siegte dennoch in grandioser Manier. Der im Eiltempo mit dem Taxi vom Flughafen zur Halle gebrachte Europameister krönte in Lissabon mit seinem Blitz- Einstieg in die Team-EM einen turbulenten Tischtennis-Tag für das deutsche Team.

Boll-Team trotzt Franziska-Aus - Kaltstart für Ovtcharov
Foto: dpa

Mit zwei Siegen gegen Gastgeber Portugal (3:1) und Ungarn (3:0) qualifizierte sich die deutschen Herren trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Patrick Franziska als ungeschlagener Gruppensieger für das Viertelfinale.

„Es ist einfach unglaublich, was hier passiert“, erklärte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. Er begrüsste Ovtcharov fünf Minuten vor Beginn der Ungarn-Partie an der Meo-Arena. Zu dem Zeitpunkt warteten Top-Star Timo Boll und Steffen Mengel als letzte Spieler des Europameister-Teams in der Box bereits auf ihre Gegner. Franziska, der zuvor beim Marathonmatch gegen Portugal umgeknickt war und trotz eines Tape-Verbandes am linken Knöchel einen wichtigen Punkt fast im Stand geholt hatte, konnte nicht mehr eingesetzt werden.

Ovtcharov saß 75 Minuten vor Beginn des Spiels gegen Ungarn noch im Flugzeug. Eine Woche nach seiner Zahnoperation, bei dem ihm vier Weisheitszähne entfernt worden waren, wollte der 26 Jahre alte Hamelner langsam in das Turnier einsteigen. Doch besondere Umstände erforderten besondere Maßnahmen. Ovtcharov fegte bei seinem Kaltstart den Ungarn Adam Pattantyus in drei Sätzen mit 11:9, 11:3, 11:4 vom Tisch. Der überragende Boll, der gegen die Portugiesen beide Einzel gewann, und der deutsche Ex-Meister Steffen Mengel besorgten den Rest.

„Wir werden wohl mit zwei Mann spielen müssen“, hatte Bundestrainer Jörg Roßkopf noch vor dem Ungarn-Spiel geunkt. „Das ist der Worst Case für den europäischen Verband. Die ETTU macht sich doch nur lächerlich“, schimpfte der Coach über eine Situation, vor der der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) schon vor der EM gewarnt hatte.

Nach der kurzfristigen Absage von Patrick Baum wegen eines Trauerfalls und der verspäteten Anreise von Ovtcharov durfte der DTTB keinen Spieler nachnominieren. Das neue Reglement der ETTU untersagt dies. Von der Regel sind auch andere Verbände wie Schweden oder Österreich betroffen. „Das muss schnell geändert werden“, forderte Sportdirektor Schimmelpfennig.

Auch die DTTB-Damen beendeten die Vorrunde mit einem 3:1 gegen die Türkei ohne Niederlage als Gruppensieger. Bundestrainerin Jie Schöpp gönnte ihren Spitzenspielerinnen Han Ying und Shan Xiaona eine Pause. Das Trio Sabine Winter, Irene Ivancan und Petrissa Solja nutzte die Chance und sammelte mit jeweils einem Sieg Spielpraxis und Selbstvertrauen für das Viertelfinale gegen die Niederlande an diesem Freitag.

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