Biedermann Europameister - Silber für Brandt

Stettin (dpa) - Paul Biedermann kann über 400 Meter Freistil in Europa keiner das Wasser reichen. Der Weltrekordler holte zum Auftakt der Kurzbahn-EM in Stettin seinen vierten EM-Titel in Serie über diese Distanz.

Dorothea Brandt mit Silber über 50 Meter Brust und die Lagen-Staffel der Männer als Dritte über 4 x 50 Meter komplettierten den Medaillensatz der deutschen Schwimmer, die am Donnerstag zudem drei vierte Plätze verbuchten.

In 3:38,65 Minuten verbesserte Biedermann seine Weltjahresbestzeit um 1,75 Sekunden. „Ich hätte mir eine noch schnellere Zeit gewünscht. Das ist mein innerer Anspruch, aber das ist schon okay“, sagte der 25-Jährige aus Halle/Saale, dem der Däne Mads Glaesner (3:39,30) lange Paroli bot. „Mit dem Mads habe ich einen Super-Konkurrenten gehabt. Auf meine letzten 50 Meter kann ich mich nicht immer verlassen. Das war schon anstrengend“, sagte Biedermann lächelnd.

Unter dem Jubel der Zuschauer wurde Lokalmatador Pawel Korzeniowski Dritter. Gegen den Polen hatte Biedermann seine bislang letzte Niederlage über 400 Meter Freistil auf der 25-Meter-Bahn kassiert. Bei der EM in Debrecen 2007 holte er damals 4/100 Sekunden hinter Korzeniowski die Silbermedaille.

Titelverteidigerin Brandt fehlten über 50 Meter Brust in 30,17 Sekunden 11/100 zum Sieg, den sich die Russin Valentina Artemjewa sicherte. „Die Zeit ist okay. Sie hat heute ihren 25. Geburtstag und ich bin ja ein netter Mensch“, sagte die Berlinerin augenzwinkernd. Die Lagen-Staffel mit Christian Diener (Cottbus), Erik Steinhagen (Essen), Steffen Deibler (Hamburg) und Stefan Herbst (Leipzig) musste in 1:34,41 Minuten Italien (1:33,18) und Russland (1:33,86) ziehen lassen, sicherte sich aber Bronze.

Jeweils vierte Plätze holten Jan-Philip Glania (Frankfurt/Main) über 200 Meter Rücken, Theresa Michalak (Halle/Saale) über 200 Meter Lagen und Franziska Hentke (Magdeburg/200 Meter Schmetterling). Minuten nach ihrem Lagen-Sieg holte die Spanierin Mireia Belmonte über die Schmetterling-Distanz ihr zweites EM-Gold. Sechs deutsche EM-Titel zum Auftakt wie vor einem Jahr in Eindhoven waren von vornherein illusorisch, da wegen der Olympia-Vorbereitung für die meisten Schwimmer die EM kein Höhepunkt ist.

Biedermanns Freundin Britta Steffen erreichte über 100 Meter Freistil souverän das Finale an diesem Freitag. Die Weltjahresbeste gewann in 53,02 Sekunden ihr Halbfinale und war Gesamt-Vierte. „Wir haben diesmal sehr auf die Wenden und den Start geachtet. Ich komme langsam in Schuss“, sagte Steffen viereinhalb Monate nach ihrem WM-Desaster. Auch Daniela Schreiber (Halle/Saale) schwamm sich als Neunte in den Endlauf.

Über 200 Meter Rücken schlug Titelverteidiger Yannick Lebherz geschwächt von einer neuerlichen Entzündung im Hals- und Kopfbereich als Siebter an. Der Darmstädter hatte nach den Vorläufen schon überlegt, für das Finale abzumelden. Glania verfehlte um 0,29 Sekunden Bronze. Der Sieg ging in der Weltjahresbestzeit von 1:49,15 Minuten an den Polen Radoslaw Kawecki.

Im deutschen Team hatte sich allein Wettkampftyp Biedermann auf diese EM vorbereitet und das Training etwas zurückgefahren. Der Sportler des Jahres 2009 liebt die Rennen Mann gegen Mann und zieht daraus seine Motivation. „Natürlich ist es schade, dass viele Konkurrenten nicht am Start sind, aber jeder bereitet sich auf seine Art vor.“

Die meisten Spitzenschwimmer haben nur London im Blick. So sparten sich die besten Niederländerinnen und Schwedinnen, immerhin Britta Steffens Hauptkonkurrentinnen auf den Freistil-Strecken, die Reise nach Polen. Andere wie der vierfache Europameister von 2010, Steffen Deibler, bestreiten die EM ohne große Erwartungen aus dem vollen Training heraus. So verpasste der Titelverteidiger mit üppigem Vollbart das Finale über 50 Meter Freistil als Halbfinal-Elfter ebenso wie der Leipziger Stefan Herbst (16.). „Ich bin überhaupt nicht vorbereitet. Olympia steht über allem“, sagte Deibler.

Marco Koch (Darmstadt) qualifizierte sich als Neunter über 100 Meter Brust für das Finale am Freitag. Im Halbfinale über 100 Meter Rücken scheiterten Jenny Mensing (Wiesbaden/14.) und auf ihrer Nebenstrecke Silke Lippok (20.).

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