BDR-Präsident Scharping: Der nimmermüde Politprofi
Rudolf Scharping ist als Präsident der Zweirad-Gemeinde wiedergewählt worden. Dabei galt er als Verbandschef auf Abruf.
Gelsenkirchen. Ein wohlgelaunter Rudolf Scharping rief dem Wahlvolk noch ein „Glück auf“ zu, bevor er als wiedergewählter Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer die mehr als fünfstündige Marathonsitzung beendete. Zu der Zeit befand sich Scharpings Gegenspielerin Sylvia Schenk bereits auf dem Heimweg. Die Juristin und Vorgängerin von Scharping war zuvor mit ihrem strikten Anti-Doping-Kurs bei der Kampfabstimmung um die BDR-Präsidentschaft in aller Deutlichkeit (156:411) abgestraft worden.
Die Botschaft bei der Bundeshauptversammlung des BDR war eindeutig: Die Vertreter der Landesverbände sind es leid, mit den Sünden der Vergangenheit konfrontiert zu werden. „Wir müssen uns mit Doping auseinandersetzen, aber auch nicht nur und vielleicht in Zukunft auch nicht in erster Linie“, sagte der Politprofi Scharping. Als wahlkampferprobter Redner wusste der Ex-Verteidigungsminister, welchen Ton er treffen musste, um die Landesvertreter zu fangen.
Mal emotional („Bin kein Automat“), mal angriffslustig präsentierte sich Scharping, nachdem es zuvor viel Kritik an seiner Amtsführung gegeben hatte. „Ich habe nicht dem BDR von außen zugerufen, der Radsport sei völlig verrottet. Wer solche Formulierungen in die Welt setzt und nun beklagt, dass nur über Doping gesprochen werde, der muss mit der Mäßigung seiner Stimme beginnen“, rief der im weißen Hemd und schwarzen Anzug erschienene Scharping seiner Herausforderin Schenk zu. Die Frankfurterin registrierte dies in der letzten Reihe des Saales Maritim — und war sich schnell bewusst, dass sie bei ihrer Heimkehr zum BDR geduldet, aber nicht erwünscht war.