Trotz Sieg gegen Serbien: Sloweniens Traum unerfüllt

Ljubljana (dpa) - Nach einem kurzen Moment der Stille in der Stozice Arena nahm Goran Dragic das Hallenmikrofon und bedankte sich niedergeschlagen bei den „phänomenalen“ slowenischen Basketball-Fans.

Auch der Applaus der knapp 10 000 Zuschauer konnte das Team um den NBA-Profi kaum mehr aufmuntern: Selbst bei der Heim-EM blieb die Sehnsucht des Gastgebers nach dem ersten Edelmetall seiner Geschichte mit der ernüchternden 62:72-Viertelfinalniederlage gegen Frankreich unerfüllt.

„Wir sind so enttäuscht, das wird noch lange wehtun. Ich war noch niemals niedergeschlagener, aber auch noch nie stolzer, Slowene zu sein“, beschrieb der frühere Bamberger Bostjan Nachbar die Gefühlslage, die sich keine 24 Stunden später wieder etwas gebessert hatte. Mit einem 92:74-Sieg über Serbien gelang die Qualifikation für die WM 2014 in Spanien. Rund zwei Minuten vor Ende nahm Coach Bozidar Maljkovic nacheinander die überzeugenden Zoran (23 Punkte) und Goran Dragic (15) vom Feld und herzte das Brüderpaar.

Obwohl die Anhänger auf den Rängen hüpften und sangen, war die Freude über das erreichte Minimalziel nur gedämpft. Mit so großen Hoffnungen wie nie zuvor waren die Slowenen angetrieben von den enthusiastischen Anhängern in Ljubljana in die K.o.-Runde gestartet. „Zwei Jahre lang wollten wir nur diesen Sieg“, hob Nachbar die Bedeutung heraus.

Doch wie schon bei den vergangenen vier Euro-Turnieren mit drei Viertelfinal-Aus und einem vierten Platz blieben die starken Leistungen der Gruppenphase unbestätigt. Stattdessen flatterten wieder einmal in den entscheidenden Phasen die Nerven, nur 24 Prozent der Dreipunktwürfe fanden den Weg in den Korb. „Zwei Jahrzehnte des Wartens und Hoffens ergeben kein Ergebnis“, fasste die Zeitung „Delo“ die Resultate seit der ersten EM 1993 in Deutschland als unabhängige Nation zusammen. „Das Ende der Medaillenträume“, schrieb „Vecer“.

Vor allem NBA-Superstar Tony Parker demonstrierte, dass die abgeklärten Franzosen trotz zuvor schwächerer Leistungen in der heißen Turnierphase stets noch zulegen können. „Was kann ich sagen? Sie haben uns wirklich dominiert“, gab Goran Dragic zu. „Tony war großartig, er ist einer der besten Aufbauspieler bei der EM und auch der Welt.“

Mit 27 Punkten bestimmte Parker die lange Zeit enge Partie und sorgte auch für die endgültige Entscheidung, als er eine Minute vor Ende mehr als zehn Sekunden über das komplette Feld umherdribbelte, alle Gegenspieler narrte und zum entscheidenden 69:60 abschloss. „Wir sind nur im Halbfinale“, erklärte der Point Guard der San Antonio Spurs und gab sich mit der Qualifikation für die WM 2014 in Spanien noch nicht zufrieden. „Ehrlich gesagt wusste ich das bis gerade gar nicht. Für mich zählt nur eine Medaille.“

In der Runde der besten Vier soll am Freitag nun gegen Spanien die Revanche für das EM-Finale 2011 gelingen. Die zuvor ebenfalls stolpernden Iberer hatten beim 90:60 über Serbien eindrucksvoll ihre Klasse unter Beweis gestellt. „Großartige Teams müssen die wichtigen Spiele gewinnen“, analysierte Parker. „Die Spanier waren auch nur Vierter in ihrer Gruppe. Das ist die Kultur des Gewinnens.“ Eine Eigenschaft, die sich die Slowenen erst noch aneignen müssen.

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