NBA-Machtkampf um Millionen - Aussperrung droht

Boston (dpa) - Die Nordamerikanische Basketball-Liga NBA gilt als Premiumprodukt. Vor dieser Saison wurden 50 000 Dauerkarten mehr verkauft als im Vorjahr, die Titelfrage ist offen wie selten zuvor. Doch der Schein trügt - hinter den Kulissen brodelt es gewaltig.

Volle Arenen, spektakuläre Shows der Superstars und ein Commissioner, der zum Auftakt „die schönste Saison der Liga- Geschichte“ prognostiziert. Doch David Stern, der mächtige NBA-Boss weiß ebenso wie Dirk Nowitzki, Kobe Bryant, LeBron James und Co, dass das spannendste Duell der Saison nicht das Titelrennen werden könnte, sondern der Machtkampf zwischen Clubbossen und der Spielergewerkschaft NBAPA.

Beide Seiten feilschen um einen neuen Arbeitstarifvertrag. Der aktuelle Kontrakt endet am 30. Juni 2011. Und weil im Zweikampf zwischen Milliardären und Millionären die Parteien trotz mehrmaliger Verhandlungen immer noch so weit auseinander sind wie die Basketball- Körbe auf dem Parkett, droht ein Lockout. NBAPA-Präsident Billy Hunter geht davon aus, dass es „zu 99 Prozent eine Aussperrung der Profis gibt.“

Auch Nowitzki ist sich der ernsten Situation bewusst. „Ich denke, wir Spieler müssen für alles bereit sein, und ich nehme an, dass es einen Lockout geben wird“, so der Würzburger. Rund 2,1 Milliarden Dollar verdienen der deutsche Star der Dallas Mavericks und seine knapp 400 NBA-Kollegen zusammen. Für Stern sind das fast 800 Millionen Dollar zu viel. „Wir würden gerne wieder profitabel sein, etwas vom Investment zurückbekommen“, sagt der Liga-Boss.

Er nutzt jede Gelegenheit, um zu betonen, dass die Hälfte der 30 NBA-Teams rote Zahlen schreibt. In der Vorsaison machten die Besitzer rund 400 Millionen Dollar Verluste, diese Spielzeit droht ein Minus von 350 Millionen. Daher, so die Forderung, sollen die Einnahmen der Spieler von derzeit 57 auf 50 Prozent gesenkt werden. Die Spielerseite hält dagegen, dass die Bezüge in den vergangenen drei Jahren bereits zurückgegangen seien. „Es heißt immer, die Teams verlieren Geld. Aber es besteht eine große Gefahr, dass diese Teams nach einem Lockout gar nicht mehr existieren“, so Hunter.

Er hatte beim letzten Lockout am 1. Juli 1998 die Spieler- Interessen vertreten. Im Januar 1999 konnte sich Hunter mit den Eigentümern einigen, die Saison begann somit erst am 5. Februar und wurde von 82 auf 50 Vorrunden-Partien reduziert. Insgesamt fielen 464 Spiele aus, die Profis verloren mehrere zehn Millionen Dollar an Gehältern, die Eigentümer mehr als zehnmal soviel an Einnahmen. Der größte Verlust war jedoch die Fanbasis. Der Fanartikelverkauf ging rapide zurück, die folgenden drei Jahre hatte die NBA mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen.

„Wir müssen die Fans zurückgewinnen“, forderte Stern damals. „Ich habe Angst, dass die Liga einen weiteren Lockout unter diesen wirtschaftlichen Bedingungen nicht übersteht“, meint Hunter. Joe Smith von den New Jersey Nets kann sich noch gut an 1998 erinnern. „Es war für uns alle schwer, sich davon zu erholen. Wir Spieler wurden ausgesperrt, die Fans hingegen dachten, wir streiken, um mehr Geld zu bekommen. Ich glaube, keine von beiden Seiten will das noch einmal durchmachen.“

Ein Lockout hätte drastische Folgen für die älteren Stars. Nicht nur der dann 33-jährige Nowitzki würde im schlimmsten Fall eine wertvolle Saison verlieren, sondern auch Kobe Bryant, Steve Nash, Tim Duncan oder Kevin Garnett. Am härtesten würde es Shaquille O'Neal treffen. Der mit 38 Jahren älteste Profi der Liga hatte im Sommer einen Zweijahresvertrag bei Rekordmeister Boston Celtics unterschrieben. Danach, so O'Neal, sei definitiv Schluss.

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