NBA-Commissioner David Stern tritt nach 30 Jahren ab

New York (dpa) - Er galt immer als der kleine Mann in der Liga der langen Kerle. Doch wenn David Stern am 1. Februar nach 30 Jahren als Boss der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA abtritt, werde er als „einer der größten Commissioner aller Zeiten“ in Rente gehen, sagt Adam Silver.

NBA-Commissioner David Stern tritt nach 30 Jahren ab
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Der Mann arbeitet seit 22 Jahren mit Stern zusammen und wird dessen Position einnehmen. Doch im Gegensatz zu seinem Vorgänger übernimmt Silver eine Liga, die vor allem dank Visionär Stern ein weltweites Markenprodukt geworden ist.

Als der studierte New Yorker Jurist David Joel Stern am 1. Februar 1984 seinen Job als vierter Commissioner der NBA antrat, hatte die Liga zwar Stars wie Earvin „Magic“ Johnson und Larry Bird, galt allerdings als Plattform für weit verbreiteten Drogenmissbrauch unter farbigen Athleten. Die Mehrheit der US-Sportfans schaute lieber American Football oder Baseball, NBA-Endspiele wurden nur als Aufzeichnung gegen Mitternacht ausgestrahlt. Die Liga zählte rund 60 Angestellte, einen Jahresumsatz von 165 Millionen Dollar, der TV-Vertrag brachte 28 Millionen Dollar ein, und der Begriff ligaweite Marketingstrategie war unbekannt.

Damals, sagt Stern, habe seine Philosophie nur aus der Frage bestanden, ob man durch den Tag komme oder nicht. „Wir sind morgens aufgestanden und haben uns erst mal vergewissert, ob wir überhaupt noch eine Liga haben“, sagt der 71-Jährige und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er gilt als ebenso gerissen und charmant wie stur und rücksichtslos. Und mit genau diesem Führungsstil holte Stern die Liga aus ihrer Schmuddelecke. Er beseitigte das Drogenproblem, führte eine Gehaltsobergrenze und einen Dress-Code ein. Zudem hatte Stern Superstars wie Michael Jordan und Charles Barkley zu bieten, die dafür sorgten, dass die NBA ein weltweites Premium-Produkt wurde.

Mit der Popularität stieg auch der Profit. In dieser Saison rechnet die Liga mit Einnahmen von 5,5 Milliarden Dollar, hat elf internationale Büros, einen TV-Vertrag über fast eine Milliarde pro Jahr. Die Endspielserie im Juni zwischen den Miami Heat und San Antonio Spurs wurde in 215 Länder und in 47 Sprachen übertragen. „David hat aus einem zweitklassigen Sport ein Weltprodukt gemacht“, lobt Jerry Reinsdorf, Eigentümer der Chicago Bulls.

Stern hat sich in seinen 30 Jahren als NBA-Boss mit vielen angelegt - und in den wichtigsten Punkten immer durchgesetzt. In seine Amtszeit fallen vier Arbeitskämpfe, von denen zwei 1998/99 und 2011/12 zur monatelangen Aussperrung der Spieler führten. Er musste sich oft genug Verschwörungs-Theorien anhören, ist bei vielen Fans und Spielern unbeliebt und hat selbst zu einigen Club-Eigentümern ein eher unterkühltes Verhältnis.

„Ich würde dich rausschmeißen. Du bist großartig in Sachen Marketing, aber zu weich gegenüber der Gewerkschaft“, hatte ihn Donald Sterling, Besitzer der Los Angeles Clippers, einst angeraunzt. Der TV-Journalist Bryant Gumbel bezeichnete Stern gar als „modernen Plantagen-Aufseher, der NBA-Spieler behandelt wie sein Eigentum“.

Dennoch sind die Einnahmen unter Sterns Ägide um 500 Prozent gestiegen. Das Durchschnittsgehalt eines NBA-Profis liegt bei rund fünf Millionen Dollar. „Ich hätte gar nicht arrogant genug sein können, um solch ein Wachstum damals vorauszusagen oder nur darauf zu hoffen“, sagt Stern mit Blick auf seine Anfangstage.

Was sein Vermächtnis sei, wurde Stern oft in den vergangenen Wochen und Monaten gefragt. Eine eindeutige Antwort hat er nie gegeben, sondern sich eher diplomatisch ausgedrückt: „Es war nicht jeden Tag einfach, aber insgesamt hat es sehr viel Spaß gemacht.“

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