Keine WM: DBB-Team zieht sich aus „Pokerrunde“ zurück

Hagen (dpa) - Die letzte Mini-Chance von Dirk Nowitzki und Co. auf eine WM-Teilnahme in Spanien ist geplatzt. Aus Verärgerung über einen vermeintlich intransparenten Bieterwettstreit um eine Wildcard zieht der Deutsche Basketball Bund seine Bewerbung zurück.

Keine WM: DBB-Team zieht sich aus „Pokerrunde“ zurück
Foto: dpa

Der DBB lässt stattdessen sein Team im Sommer der EM-Qualifikation starten. „Ich hätte mir ein klareres Verfahren gewünscht. Wenn man vorneherein gesagt hätte: Jeder Verband muss 250 000 Euro bezahlen, hätte jeder gesagt, dass man damit leben kann“, betonte Verbandspräsident Ingo Weiss im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Aber das offenzuhalten bis zum Schluss und eine Art Pokerrunde daraus zu machen: Das geht nicht.“

In der Ausschreibung für das Wildcard-Verfahren der FIBA steht, dass eine gewisse, nicht spezifizierte, Gebühr an eine Stiftung des Weltverbandes gezahlt werden muss. „Bislang waren wir von 200 000, 300 000 Euro ausgegangen. Da hätte ich gesagt, da machen wir mit, das refinanziert sich auch“, sagte Weiss. „Unter der Hand wurde uns nun aber bestätigt: Nein, es ist die Million.“ Zum Ende der Bewerberfrist hatte es 15 Anwärter gegeben, zuletzt hatte bereits Italien aus finanziellen Gründen aufgegeben. „Ich glaube, dass die FIBA hingegangen ist und gesagt hat: Jetzt sind es mehr Bewerber, dann können wir das hochpokern“, klagte Weiss.

Der Weltverband weist hingegen jede Kritik an dem Ablauf zurück. „Über das Geld wird nur in einem kleinen Nebensatz gesprochen“, sagte FIBA-Schatzmeister Manfred Ströher auf Anfrage und spricht von „einer kleinen Spende“. Vielmehr vermutet der Funktionär aus Deutschland andere Hintergedanken: „Es wird so sein, dass die Konkurrenz zu groß ist und dann blamiere ich mich am besten nicht und nehme meinen Hut aus dem Kreis raus. Das wird das Argument sein. Auf der anderen Seite muss der DBB ja auch seine Spende vor der Öffentlichkeit vertreten.“

Italiens Verbandspräsident Gianni Petrucci hatte zuvor betont, ein Angebot „von rund 830 000 Euro zu machen, wäre ethisch nicht vertretbar.“ Einzelne Verbände sollen sogar bereit sein, deutlich mehr als eine Million Euro für eine Wildcard auf den Tisch zu legen. Als Favoriten gelten China, Griechenland und Brasilien, auch Russland, die Türkei oder der bisherige Außenseiter Katar gehen bei der Vergabe am Samstag in Barcelona aussichtsreich ins Rennen. Die junge deutsche Mannschaft hatte durch das Vorrunden-Aus bei der EM 2013 in Slowenien die sportliche Qualifikation für das Weltturnier verpasst.

Statt eines WM-Auftritts steht für das Team von Bundestrainer Frank Menz nun vom 10. August an die äußerst wichtige Qualifikation für die kontinentalen Titelkämpfe 2015 in der Ukraine auf dem Programm. Dort werden auch Tickets für Olympia 2016 vergeben - Superstar Nowitzki hatte stets betont, dass eine zweite Teilnahme an den Sommerspielen nach Peking 2008 „eine tolle Sache“ sei.

Die Auslosung der EM-Quali-Gruppen findet am 3. Februar in Barcelona statt. „Jetzt gilt für uns, dass wir unser großes sportliches Ziel, die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro, weiterhin fest im Blick haben“, betonte Weiss.

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