Alle gegen Bayern - Liga will den Münchnern trotzen

Frankfurt/Main (dpa) - Alles Bayern, oder was? Vor der neuen Spielzeit in der Basketball-Bundesliga gehören die Schlagzeilen vor allem den Münchnern, die ihr Team weiter aufgerüstet haben und nun mit einem Premium-Kader im dritten Erstligajahr endlich den ersten Titel einfahren wollen.

„Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass das unser Ziel ist“, sagte Bayern-Coach Svetislav Pesic vor dem Auftakt der Süddeutschen bei den Telekom Baskets Bonn am Donnerstag (15.45 Uhr/Sport1). Die Ehre, die Saison zu eröffnen, gebührt aber dem deutschen Meister Brose Baskets Bamberg.

Die Franken standen angesichts der Transferoffensive der Bayern in der Sommerpause etwas im Schatten, doch auch Baskets-Geschäftsführer Wolfgang Heyder hat seinem Team vor dem Start gegen den Mitteldeutschen BC an diesem Mittwoch (19.30 Uhr) neue Qualität zugeführt. Zwar verlor der Meister der vergangenen vier Jahre am Samstag im Champions Cup bei ALBA Berlin 78:79, der Weg zum Titel führt aber erneut nur über die Bamberger Seriensieger.

Die Trainer der 18 Bundesligisten rechnen mit einem spannenden Zweikampf zwischen Bamberg und München. „Bamberg gegen Bayern wäre ein denkbares Finale“, sagte Ingo Freyer, Trainer des letztjährigen Überraschungsteams Phoenix Hagen. Als größte Konkurrenten des bayerischen Duos nannten die Coaches der 18 Clubs in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ALBA Berlin und die EWE Baskets Oldenburg.

Einen Rückschlag für Bamberg bedeutete der zweimonatige Ausfall von Novica Velickovic, dem im System von Trainer Chris Fleming eine Schlüsselrolle zugedacht ist. „Wir werden am Anfang deshalb etwas Geduld haben müssen, bis sich die Mannschaft gefunden hat“, meinte Fleming. Der Erfolgscoach hat das Gerüst des Teams um Anton Gavel und Casey Jacobsen zusammengehalten und in Rakim Sanders, Zackary Wright und Jamar Smith weitere Topleute hinzubekommen. „Wir wollen wieder Meister werden“, machte Heyder unmissverständlich deutlich.

Die größte Gefahr dürfte dieses Mal aus München kommen. Schon in der Halbfinalserie der vergangenen Saison boten sich beide Clubs packende Duelle, nun wollen die Münchner den Süd-Rivalen endgültig vom Thron stoßen. Mit einem Gesamtetat von rund elf Millionen Euro, von denen knapp sechs Millionen Euro in das Bundesliga-Team fließen sollen, bläst der FCB zum Großangriff.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß träumt bereits von der doppelten Meisterfeier von Fußballern und Basketballern auf dem Rathausbalkon des Marienplatzes. Ein Wunsch, der angesichts des exquisiten Aufgebots nicht illusorisch ist. Gleich neun neue Spieler lotste der emsige Geschäftsführer Marko Pesic an die Isar. Dass davon in Heiko Schaffartzik, Yassin Idbihi, Deon Thompson und Nihad Djedovic vier Profis zuletzt bei ALBA spielten, kam in Berlin gar nicht gut an.

Berlins Geschäftsführer Marco Baldi nannte Pesics Einkaufspolitik „einfallslos“, der einstige Branchenprimus von der Spree droht hinter Bamberg und Bayern bald nur noch die Nummer drei in Deutschland zu sein. „Es gibt veränderte Bedingungen in der Liga“, sagte Baldi, „aber wir machen das Wettrüsten nicht mit“.

Baldi reagierte mit einer Radikalkur und krempelte die Mannschaft zusammen mit Trainer Sasa Obradovic komplett um. Vor allem von US-Boy David Logan versprechen sie sich bei ALBA viel. Kurz vor Saisonbeginn haben die Berliner Stolz und Zuversicht deshalb wiedergefunden und das nicht nur wegen des Erfolges im Champions Cup. „Wir haben die Liga mitgestaltet und sind seit 23 Jahren ein Spitzenclub. Das wollen wir auch in den nächsten 23 Jahren sein“, sagte Baldi.

Im Schatten des Spitzentrios konnten sich die EWE Baskets Oldenburg nahezu ungestört vorbereiten. Der Vizemeister setzt auf Kontinuität und will in der neuen, vergrößerten EWE Arena den Grundstein für weitere Erfolge legen. Auch ratiopharm Ulm, das jedoch den nach München abgewanderten Doppel-MVP John Bryant ersetzen muss, und die Artland Dragons mit Wirbelwind David Holston wollen die großen Favoriten ärgern.

Für einen Farbtupfer in der Liga sorgt Aufsteiger Rasta Vechta. Nach dem Durchmarsch durch das Unterhaus wollen die Niedersachsen nicht nur mitspielen, sondern unbedingt auch die Liga halten. „Wir wollen hier langfristig etwas aufbauen“, sagte Präsident Stefan Niemeyer. So recht fassen können sie ihre Erfolgsstory aber noch nicht. „Für uns ist das wie ein Märchen“, sagte Coach Patrick Elzie.

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