Ballack: Ich bin der Kapitän

Bayer Leverkusens neuer Star lässt keinen Zweifel an seiner Stellung in der DFB-Auswahl.

Leverkusen. Die Zeiten sind stürmisch für Michael Ballack. Verletzung, WM-Absage, Abschied aus London, Kapitäns-Diskussion in der DFB-Auswahl. Es baute sich überraschend raue See um diesen erprobten Fußball-Tanker auf.

Wie unruhig das Fahrwasser ihn selbst durchgeschüttelt hatte, drückte er eher unfreiwillig aus. "Bis vor ein paar Monaten konnte ich mir nicht vorstellen, in die Bundesliga zurückzukehren", sagte Ballack am Mittwoch.

Nun ist er aber doch da und immerhin rund 100 Medienvertreter hörten zu, als ihn sein neuer Arbeitgeber Bayer04 Leverkusen acht Jahre nach seinem Weggang präsentierte.

In der Diskussion um das Amt des Kapitäns in der DFB-Auswahl steuerte er am Mittwoch volle Kraft voraus. "Ich bin der Kapitän der Nationalmannschaft", sagte Ballack entschlossen. "Ich war verletzt, ich konnte mich nicht einbringen." Die Ankündigung von WM-Kapitän Philipp Lahm, die Binde nicht wieder freiwillig abgeben zu wollen, konterte Ballack: "Es ist doch kein Wunschkonzert, dass jeder Spieler sich wünschen kann, wo er spielt - und genauso ist es in der Kapitänsfrage."

Das Ansinnen Lahms nannte er unpassend, den Zeitpunkt fragwürdig. Der Bundestrainer entscheide in dieser Angelegenheit, sagte Ballack. Er werde mit Philipp Lahm noch das eine oder andere Wort sprechen. "Dann ziehen wir an einem Strang und haben neue Ziele, die wir angehen", sagte Ballack, der auch herzliche Glückwünsche an Lahm richtete, der am Mittwoch seine Freundin Claudia Schattenberg geheiratet hat.

Auf den ihm nachgesagten autoritären Führungsstil angesprochen, mimte Ballack den Ahnungslosen. "Wird mir das nachgesagt?", fragte er in die Runde. "Ich kenne mich nicht so." Dass eine flachere Hierarchie in der Mannschaft den Erfolg von Löws Jungspunden begünstigt habe, wollte Ballack nicht kommentieren. "Ich kenne die Interpretation von flacher Hierarchie nicht. Ich bin ein Spieler, der seine Meinung vertritt." Und viele Kollegen im Nationalteam seien ja auch keine "Grünschnäbel".

Ein Gerangel um das Kapitänsamt in Leverkusen wird es nicht geben. Ballack stellt sich ins zweite Glied, und Trainer Jupp Heynckes machte klar: "Simon Rolfes ist der Kapitän, Manuel Friedrich sein Stellvertreter. Für Michael ist das nicht wichtig, in Leverkusen Kapitän zu sein."

Gleichwohl strebt Ballack maximalen Erfolg an. "Wichtig war für mich, in einer Mannschaft zu spielen, die um den Titel mitkämpft." Er suche nun schnellstens ein Haus, damit seine Familie aus London umziehen könne. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser nannte die Ballack-Rückkehr einen außergewöhnlichen Transfer. Weil er in die Strategie der Transferpolitik der vergangenen Jahre nicht passe. Leverkusen investierte sparsam, förderte eher Talente.

Bei Ballack warf der Klub nun alle Vorsätze über Bord wegen lohnender Ziele. Mit der Steigerung der Qualität der Mannschaft und einem Imagegewinn für den Klub und den Konzern, wie es Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser formulierte. Rund zwölf Millionen Euro ist Bayer Leverkusen der Zwei-Jahres-Vertrag mit Michael Ballack wert. Die Verhandlungen seien nicht einfach gewesen. "Wir mussten sehr viel Überzeugungskraft investieren", sagte Holzhäuser.

Trainer Jupp Heynckes, der sich mit Ballack eine bessere Balance im Team zwischen Jung und Alt erhofft, glaubt, vor allem ein Aspekt habe den Ausschlag für Ballack gegeben: "Bei uns kann er nicht nur gut Fußball spielen, sondern auch Spaß daran haben."

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