Abschied vom Feuerwehrmann

Im Alter von 65 Jahren ist der Fußballtrainer Jörg Berger einem Krebsleiden erlegen.

Düsseldorf. Ob Jörg Berger jemals zum Ehrenmitglied des Deutschen Feuerwehrverbands ernannt worden ist, ist nicht überliefert. Gepasst hätte es jedenfalls, denn über Jahre war Berger so etwas wie der bekannteste Feuerwehrmann Deutschlands. Brände hat der Fußballlehrer Berger zwar nie bekämpft, dafür aber schwaches Selbstbewusstsein und akute Torungefährlichkeit auf dem Spielfeld. Und zwar überaus erfolgreich: Schalke, Frankfurt, Köln, Aachen - die Liste der Mannschaften, die er vor dem Abstieg bewahrt hat, ist lang.

In der Fußballbranche galt Jörg Berger über Jahre als der Experte für aussichtslose Situationen. Berger gelang es mit der ihm eigenen Motivationskunst, der von ihm in schwieriger Situation übernommenen Mannschaft neues Selbstbewusstsein einzuhauchen. Wo andere Trainer an den Fehlern der Spieler verzweifelten und sie öffentlich kritisierten, sah Berger ihre Stärken und hob sie lautstark hervor. So etwas stärkt den Zusammenhalt einer Mannschaft. Das immer gleiche Prozedere wurde zum Ritual: Berger kam, lobte, und gewann.

Sein Meisterwerk vollbrachte Jörg Berger 1999 in Frankfurt, als er die fast schon abgestiegene Eintracht vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bewahrte. "Jörg Berger hätte auch die Titanic gerettet", verkündete hinterher sein Spieler Jan-Aage Fjörtoft. Schönen Fußball ließ Berger selten zelebrieren, dafür stimmte am Ende meist das Ergebnis.

Obwohl Berger als Bundesliga-Trainer nie einen Titel gewann, war er durchaus in der Lage, auch Spitzenteams zu formen: Schalke, Frankfurt und Köln führte er in den Europapokal, Alemannia Aachen 2004 als Zweitligist ins Pokalfinale und den Uefa-Cup.

In Aachen musste Berger 2002 erstmals Bekanntschaft mit seinem stärksten Widersacher machen, Darmkrebs lautete die traurige Diagnose. Berger musste sich einer Operation unterziehen und machte als weiter als Trainer. Doch 2005 kehrte die Krankheit zurück, 2008 muste er eine Chemo-Therapie machen. "Ich bin ein Kämpfer", sagte er damals und kehrte tatsächlich noch einmal ins Fußballgeschäft zurück. Im Mai 2009 war das, für ein Spiel bei Arminia Bielefeld. Hier blieb das Wunder freilich aus, die Arminia stieg ab. Der Feuerwehrmann war zu spät gekommen.

Jörg Berger hat wohl geahnt, dass dies seine letzte Trainerstation sein sollte. Er schrieb ein Buch über sein bewegtes Leben, über seine Spielerkarriere in der DDR-Oberliga, seine riskante Flucht in den Westen 1979 und seine insgesamt 21 Trainerstationen, von denen ihn eine 1981 auch zu Fortuna Düsseldorf führte.

Am Mittwoch ist Jörg Berger im Alter von 65 Jahren gestorben.

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