50. Rhein-Derby: Ein Duell der Ungleichen

Bayer Leverkusen spielt um den Titel, der 1. FC Köln kämpft um den Klassenerhalt.

Leverkusen. Michael Meier ist nicht auf den Mund gefallen. Das weiß man nicht nur in Köln und Leverkusen. Der wortgewandte Manager des 1. FC Köln schont weder sich noch die Bundesliga-Konkurrenz. "Im Grunde war der Bundesligaaufstieg von Bayer Leverkusen ein Betriebsunfall." Gar nicht wirklich geplant 1979. Wie der Aufstieg des VfL Wolfsburg oder der TSG 1899 Hoffenheim.

"Aber das hat sich dramatisch geändert, Konzerne wie Bayer und VW nehmen den Fußball inzwischen wirklich ernst." Das wiederum ist für Meiers 1. FC Köln ein großer Nachteil. Das einzig Gemeinsame zwischen Bayer und dem 1. FC ist die Bundesliga-Zugehörigkeit, alles andere ist grundlegend anders. Bayer Leverkusen spielt um die Meisterschaft, um das internationale Geschäft, der 1. FC um den Klassenerhalt. "Das zweite Bundesliga-Jahr ist brutal schwer", sagt Meier, der seinen ersten Vertrag in der Bundesliga übrigens bei Bayer Leverkusen unterschrieb.

Wolfgang Overath

Vor dem heutigen 50. Derby (18.30 Uhr) plagen die Kölner erhebliche Personalsorgen. Kevin Pezzoni fällt mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel aus, der Portugiese Maniche muss wegen eines Blutergusses im Knie passen. Zudem steht Adil Chihi nach dem Riss des Syndesmosebandes nicht zur Verfügung. Bayer kann dagegen wieder auf Sami Hyypiä zurückgreifen.

"Nach der Klatsche gegen Stuttgart hatten wir in dieser Woche viel Arbeit", sagt FC-Chefcoach Zvonimir Soldo. Das 1:5 gegen den VfB war der Höhepunkt einer negativen Entwicklung beim FC, der in der Rückrunde bereits 16 Gegentore hinnehmen musste. In der ersten Halbserie war die Abwehr mit nur 15 Gegentreffern noch der stärkste Mannschaftsteil. "Wir haben im Moment große Probleme", sagte Soldo, der Bayer zum "klaren Favoriten" erklärte.

Jupp Heynckes ist Mönchengladbacher, aber nicht nur deshalb lässt sich der Bayer-Erfolgstrainer von der Derby-Euphorie nicht anstecken. "Für einige meiner Spieler mag das eine Rolle spielen, für mich nicht", sagt Heynckes und denkt an andere Dinge: "Wir sind Spitzenreiter und wir wollen es bleiben, wir haben die Chance, uns für die Champions League zu qualifizieren." Und Geringschätzung des Gegners hat bei Heynckes schon gar keinen Platz: "Den Fehler haben Wolfsburg und Frankfurt gemacht.

Die Kölner sind ein Team mit guten Spielern, die auswärts sehr kompakt stehen. Meine Spieler sind nicht anfällig dafür, solche Mannschaften zu unterschätzen." Seit 13 Begegnungen hat der 1. FC Köln nicht mehr gegen Leverkusen gewonnen. Warum es ausgerechnet in dieser Spielzeit beim derzeitigen Spitzenreiter gelingen sollte, weiß in Köln niemand zu sagen. Meier reagiert diplomatisch: "Wir haben uns nur auf uns zu konzentrieren." Auch wenn die Niederlage gegen den VfB Stuttgart für Meier ein Schock war, hat er weiter keine Zweifel daran, dass der 1. FC Köln in der Bundesliga bleibt. Präsident Wolfgang Overath erhöhte den Druck vor allem auf Nationalspieler Lukas Podolski. "Lukas muss endlich zeigen, dass er in dieser Mannschaft ein Führungsspieler ist." Es geht in die entscheidende Phase.

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