20 Jahre Mauerfall: Ein Bayer-Manager kauft den DDR-Fußball

Niemand reagiert cleverer als Calmund. Olympia wird zur Erfolgsgeschichte.

Düsseldorf. 1986. Die Deutsche Demokratische Republik hat noch drei Jahre zu leben. Bayer Uerdingen ist noch eine Nummer in Deutschland West. Und der Gegner im Pokal der Pokalsieger ist kein geringerer als Dynamo Dresden.

Das Hinspiel hat die Mannschaft von Trainer Kalli Feldkamp schon mit 0:2 verloren, und bei Halbzeit steht es 1:3 gegen den Bundesligisten aus Krefeld. Was danach passiert, ist als "das Wunder von der Grotenburg" in die Fußball-Geschichte eingegangen. Bayer gewinnt nach einem unglaublichen Offensivwirbel mit 7:3.

Nach dem Mauerfall 1989 ist auf einmal alles anders. Die Zeit der großen, nicht immer realistischen und realisierten Wünsche nimmt ihren Lauf. Der "Kanzler der Einheit" verspricht den Deutschen im Ostteil "blühende Landschaften".

"Kaiser" Franz Beckenbauer versteigt sich nach dem Weltmeistertitel 1990 zu der Prognose, mit den Zugängen aus der ehemaligen DDR werde die deutsche Nationalmannschaft "in den nächsten Jahren nicht mehr zu besiegen sein". Doch erst einmal fallen die ehemaligen Spitzenclubs der alten DDR auseinander.

Der FC Dynamo aus Berlin, des Club des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin, spielt mittlerweile in der Oberliga. Dynamo Dresden schafft es 1990 in die Bundesliga und lockt Geschäftemacher aus dem Westen an. Einer ist Rolf-Jürgen Otto, den es ins Scheinwerferlicht drängt. 1995 fährt der ahnungslose Baulöwe Dynamo dynamisch gegen die Wand.

Große Namen von damals verschwinden in der Versenkung, dazu zählen neben Carl Zeiss Jena auch der FC Magdeburg. Hoffnungsschimmer verbreiten im Jahr 20 nach dem Mauerfall nur die Clubs, die in der DDR keine große Rolle spielten: Hansa Rostock und der FC Energie Cottbus sehnen sich nach der Bundesliga zurück, und der FC Union Berlin hofft, in der zweiten Liga überleben zu können. Auf die blühenden Landschaften hoffen allerdings auch sie vergeblich.

Im Westen reagiert kein Zweiter so clever auf den Ausverkauf des DDR-Fußballs wie Reiner Calmund. Der schwergewichtige ehemalige Manager von Bayer Leverkusen holt Andreas Thom, Heiko Scholz und Ulf Kirsten. Matthias Sammer will Calmund auch, aber das schafft er nicht. Weil da noch andere ihre Finger im Spiel haben.

Jedenfalls war zu diesem Zeitpunkt nur noch Erinnerung, was 1974 in Hamburg die Nation West schockte. Jürgen Sparwasser traf zum 1:0 gegen die BRD, löste in der Nationalmannschaft unter Führung von Franz Beckenbauer einen Sturm des Protestes gegen Helmut Schön aus, Beckenbauer übernahm das Kommando und führte das Team zum zweiten Titel nach 1954.

Aber nicht nur der Fußball bedient sich im Osten. Auch der olympische Sport. Olympia in Albertville und Barcelona werden 1992 eine deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort