Bundesliga 2:3 in Gelsenkirchen: Schalker Horror-Show — Bayers Triumph

Breitenreiters Team ist nach der Pause überfordert und gibt gegen Leverkusen eine 2:0-Führung aus der Hand.

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Foto: dpa (4), Witters

Gelsenkirchen. Die aschfahlen Gesichter aller Beteiligten sprachen Bände. Verantwortliche und Spieler des FC Schalke 04 verstanden nach dem 2:3 gegen Bayer 04 Leverkusen die Welt nicht mehr. Sie hatten eine Begegnung noch verloren, die sie nach 45 Minuten und einer 2:0-Führung eigentlich schon für sich verbucht hatten. Die Schalker hatten in der ersten Hälfte eine überzeugende Leistung gegen die Werkself gezeigt und hätten problemlos drei oder vier Tore erzielen können. Am Ende stand aber wieder einmal ein Misserfolgserlebnis, weil sie ihrer Marschroute in der bisherigen Saison treu geblieben sind — wenn auch in diesem Fall in einem ganz besonders dramatischen Ausmaß.

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Mehr als eine gute Halbzeit pro Spieltag bringt die Mannschaft von André Breitenreiter nicht zustande. „Wir haben in der zweiten Hälfte leichtfertig den Sieg verspielt“, urteilte der Trainer der Schalker, die derzeit lediglich Platz sieben in der Tabelle einnehmen. Die direkte Qualifikation zur Champions League ist nicht mehr erreichbar, Platz vier ist weiterhin vier Punkte entfernt. „Das ist nicht so einfach zu verkraften. Mental wird das jetzt erstmal einen Knick geben“, sagte Manager Horst Heldt.

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Breitenreiters Spieler verfielen mit dem Wiederanpfiff in eine unerklärliche Passivität, die die Leverkusener, die sich in der ersten Hälfte ungewohnt viele Abspielfehler leisteten, ausnutzten. Schalke hatte den Rivalen nach Toren von Eric Maxim Choupo-Moting (14.) und Leroy Sané (29.) souverän beherrscht, auch wenn Klaas-Jan Huntelaar (5.) mit einem Strafstoß am großartigen Nationalkeeper Bernd Leno gescheitert war.

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Roger Schmidts taktische Umstellung, bei der er den defensiven Mittelfeldspieler Lars Bender herausnahm und Angreifer Stefan Kießling einwechselte und damit viel Mut zur Offensive bewies, stellte Breitenreiter vor unlösbare Probleme. „Wir haben eine schlechte erste Halbzeit gespielt, deshalb hatten wir noch sehr viel Potenzial“, sagte Schmidt. Dass ausgerechnet Schalkes Torhüter Ralf Fährmann, der bislang beste Spieler der Saison, mit zwei Fehlern den zwischenzeitlichen Ausgleich der Rheinländer durch Julian Brandt (54.) und Karim Bellarabi (56.) mitverschuldete, sah Breitenreiter zwar als Ursache für die Wende an, allerdings griff diese Einschätzung des 42-Jährigen deutlich zu kurz. Vielmehr brachten beide Teams ihre ureigenen Attribute ins Spiel ein.

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Die Rheinländer setzten vermehrt ihre enorme Schnelligkeit im Offensivspiel ein, während die Schalker ihre größte Schwäche einmal mehr allzu deutlich offenbarten. Ihre Trägheit im Umschaltspiel von Offensive zu Defensive, die beim dritten Gegentreffer, einem Konter der Leverkusener nach Schalker Eckball, für die Entscheidung sorgte. Javier Hernandez (60.) traf zum 3:2. „Es war ein Wahnsinnsspiel mit einem super Ausgang für uns.“ Man sei „wie ein ICE über Schalke gefahren“, meinte Bayers Jungstar Brandt.

Es war eine tragische Niederlage der Schalker, die zur derzeitigen Situation des Vereins passt. Momentan gibt es so gut wie keine Gewinner am Berger Feld. Während die Leverkusener mit dem Gefühl in die nahegelegene Heimat gefahren sind, Platz drei gefestigt und „einen großen Schritt in Richtung Champions League gemacht zu haben“, wie Trainer Schmidt feststellte, ist spätestens nach diesem Spiel ein großes Vakuum bei den Schalkern entstanden.

Denn die Frage dürfte nicht mehr sein, ob André Breitenreiter abgelöst wird, sondern nur noch, wann diese Entscheidung vollzogen wird. Der Einbruch seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte der entscheidenden Saison-Phase dürfte auch bei den verbliebenen Sympathisanten die letzten Hoffnungen auf einen guten Ausgang unter dem Trainer begraben haben. Im Schneckenrennen um die Teilnahme an der europäischen Königsklasse haben die Schalker das Tempo mittlerweile fast gänzlich herausgenommen.

Wird es Breitenreiter dennoch gelingen, die Kräfte noch einmal zu bündeln und den immer noch und nur unter größter Kraftanstrengung erreichbaren vierten Platz einzunehmen? Zweifel daran sind berechtigt. Der am Saisonende scheidende Manager Heldt will Breitenreiter jedenfalls nicht mehr vorzeitig entlassen. Ob ihm diesen Job jemand abnimmt?


Schalke:
Fährmann (5), Caicara (5), Kolasinac (5), Matip (4), Neustädter (5), Geis (6), Hojbjerg (4), Choupo-Moting (3), Meyer (3), Sané (2) Huntelaar (5), Belhanda (3)

Leverkusen:
Leno (1), Jedvaj (5), Tah (4), Toprak (4), Wendell (3), Aranguiz (2), Bender (5), Bellarabi (2), Brandt (2), Kampl (2), Hernandez (2), Henrichs (2), Kießling (3), Ramalho (3)

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