Wimbledon 15-Jährige Coco Gauff scheitert im Achtelfinale

London · Der Manic Monday in Wimbledon begann mit einer Überraschung. Die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty schied aus. Serena Williams hat dagegen die nächste Aufgabe souverän gelöst. Die wundersame Erfolgsserie einer US-Teenagerin ist zu Ende.

15-Jährige Coco Gauff scheitert im Achtelfinale
Foto: dpa/Kirsty Wigglesworth

Am Ende ihres bemerkenswerten Wimbledon-Abenteuers wartete Tennis-Teenager Cori „Coco“ Gauff beim Abschied von Court 1 höflich auf ihre Gegnerin Simona Halep. Das begeisterte Publikum auf der prall gefüllten Tribüne bedachte die 15-Jährige mit frenetischem Applaus. Trotz des nächsten couragierten Auftritts ist die junge Amerikanerin am Manic Monday des prestigeträchtigsten Tennis-Turniers der Welt im Achtelfinale ausgeschieden.

Die frühere Weltranglisten-Erste Halep war für die jüngste Qualifikantin der Wimbledon-Historie dann doch zu stark. Mit dem 3:6, 3:6 gegen die French-Open-Gewinnerin von 2018 verpasste Gauff das Viertelfinale beim Rasenklassiker im Südwesten Londons am Ende deutlich. „Ich hoffe, die Leute haben über mich gelernt, dass ich ein Kämpfer bin, das ich niemals aufgebe. Ich hatte trotzdem Spaß auf dem Platz, auch wenn ich verloren habe“, sagte Gauff.

Die Grand-Slam-Debütantin und High-School-Schülerin verabschiedete sich enttäuscht, „super-stolz“ und ebenso abgeklärt. „Ich habe viel gelernt. Ich habe gelernt, wie man vor einem großen Publikum spielt. Ich habe gelernt, wie man mit Druck spielt“, sagte sie, zog ihre Nase hoch und drehte ihren Stuhl ein wenig hin und her.

An einem Wimbledon-Tag mit dem unerwarteten Aus für die australische Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty, die tschechische Spitzenspielerin Karolina Pliskova und die zweimalige Siegerin Petra Kvitova blieb damit eine noch größere Überraschung aus. Von den ersten Sechs der Setzliste mischt damit keine in der Runde der besten acht mit. Die US-Amerikanerin Serena Williams spielt dagegen ebenso wie die Rumänin Halep am Dienstag um den Einzug ins Halbfinale und hielt die Hoffnung auf ihren 24. Grand-Slam-Titel und das Einstellen des Allzeit-Rekords der Australierin Margaret Court aufrecht.

Grand-Slam-Debütantin Gauff stemmte sich bei den ersten beiden Matchbällen für Halep noch gegen das Aus. Bei der dritten Chance ihrer Gegnerin brachte dann der bange Blick auf die Videoleinwand Gewissheit, dass ihr Ball im Aus gelandet war.

Die jüngste Wimbledon-Achtelfinalistin seit Jennifer Capriati vor 28 Jahren und jüngste Grand-Slam-Achtelfinalistin seit Anna Kurnikowa bei den US Open 1996 hatte bei ihren drei Hauptfeld-Siegen zuvor die Herzen zahlreicher Fans gewonnen. Auch gegen Halep wurden Spielgewinne des Youngsters begeistert bejubelt. „Ich habe mich nicht 100 Prozent gefühlt“, sagte Gauff. Sie wisse nicht genau, was es sei.

Halep ist nun die am höchsten platzierte verbliebene Spielerin im Feld. Gauff ließ auch Halep nach ihrer überraschenden Erfolgsserie insbesondere zu Beginn der Partie hart für ihre Punkte arbeiten. Im zweiten Satz fasste sich die Außenseiterin zwischenzeitlich an den Bauch, nahm eine medizinische Auszeit und schien eine Tablette zu schlucken. Nach 74 Minuten war die diesjährige Show von Gauff beendet. Nur dank einer Wildcard hatte sie einen Platz in der Qualifikation sicher. Noch ist Gauff die Nummer 313 der Welt. Nach dem Turnier wird sie in die Top 150 vorrücken - bis zur Spitze ist es noch ein weiter Weg. Ihr Potenzial hat sie aber gezeigt.

Bei ihrer Grand-Slam-Premiere hatte sich das Leben der Jugendlichen in „Sekundenschnelle“ gewandelt: Aus einem Tennis-Talent mit vielversprechender Zukunft wurde eine Achtelfinalistin der Gegenwart. Die Erfolge könnten schnell zu früh kommen, hatte BBC-Kommentator John McEnroe gewarnt. Die Russin Kurnikowa beendete ihre Karriere, ohne einen Titel gewonnen zu haben. Capriati verlor einst die Kontrolle über ihr Leben. Um Talente wie Gauff zu schützen, ist die Anzahl der WTA-Turniere, die sie spielen dürfen, auf zehn im Jahr beschränkt.

Als junges Mädchen war Gauff einst von Serena Williams inspiriert worden. Nun wurde die 23-fache Grand-Slam-Turniersiegerin selbst zum Fan des Teenagers. „Ich war überhaupt nicht wie sie mit 15. Ich habe nicht so gespielt. Ich habe irgendwo Cartoons geschaut“, sagte Williams nach ihrem Achtelfinalerfolg und lachte.

(dpa)
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