1. FC Köln: Messias Daum und die große Geduldsprobe

Der 1. FC Köln ist wieder erstklassig. Vom erneuten Abstieg spricht im Klub niemand.

Düsseldorf. Da sind sie wieder, die Kölner Fahrstuhlfahrer. Zwei Jahre Höllenqual in der Zweiten Liga sind überstanden. Mit Trainer Christoph Daum will der FC wieder fester Bestandteil der Eliteklasse werden.

Wo kommen sie her? Der Kölner lebt in der Vergangenheit, kann ganze Abende in Erinnerungen schwelgen von den großen Zeiten mit Schäfer, Overath und Littbarski. Die Gegenwart heißt Scherz, Ehret und Mitreski - das ist weniger schön.

In den vergangenen Jahren wechselten sich Aufstieg und Abstieg munter ab. Vorbei die Zeiten, in denen der FC im europäischen Wettbewerb für Furore sorgte (zuletzt spielten die Kölner 1992 international). Geblieben ist nur die bedingungslose Liebe der Fans. Wie sagte Rudi Völler? "Die schönste Zeit in Köln ist die letzte halbe Stunde vor dem Anpfiff."

Wo wollen sie hin? Champions League, natürlich. Oder einfach auch nur - europäisch. Sagen jedenfalls die Anhänger, dort, wo der FC gefühlt immer noch ein Spitzenverein der Liga ist. Tatsächlich aber scheint sich so etwas wie Realismus einzunisten. Sogar der nicht als bescheiden bekannt gewordene Manager Michael Meier bremst die Erwartungen.

Das Ziel: Den Klub in der Liga zu etablieren. Abstieg verhindern? Nein, soweit nach unten gehen die Gedanken dann doch nicht. Das liebe Geld. Fehlendes Geld ist nicht das Problem des FC, im Überfluss ist es aber auch nicht da. Sonst hätten die Kölner mehr investiert in diesem Aufstiegssommer. Angeblich soll es einen Extra-Topf für eine Rückholaktion des verlorenen Sohnes Lukas Podolski geben. Immerhin scheint jetzt der Transfer des Portugiesen Petit zu klappen. Wer hat das Sagen? Christoph Daum ist Trainer, Imperator und Messias in einer Person.

Zweimal ließ er den Verein zappeln: Bei seinem Amtsantritt und nach der vergangenen Saison mit seinem Bekenntnis zum Klub. Man verzeiht ihm das, weil sich alle an ihm hochziehen. Daum versprüht das Flair von europäischem Spitzenfußball, den sie in Köln so lange vermissen. Der Typ, auf den Sie achten sollten. 20 Tore hat Milivoje Novakovic in der letzten Saison geschossen, da hatte der dürre Slowene mit den Streichholzbeinen aber noch Patrick Helmes an seiner Seite.

Der spielt jetzt in Leverkusen. Und neben Novakovic läuft künftig Manasseh Ishiaku auf. "Nova" ist Publikumsliebling in Köln, auch, weil er gerne mal in der Altstadt einen drauf macht. Er ist Fleisch gewordene Hoffnung, dass der FC zum Liga-Dauergast wird. Prognose. Abstiegskampf von Spieltag eins bis 34.

Der FC war auf dem Transfermarkt zu zurückhaltend, um größere Ziele zu realisieren. Wen schlagen sie am liebsten? Borussia Mönchengladbach, wenngleich das eher selten gelingt. Seit Kölner Fans den Gladbachern eine Ultra-Fahne klauten, hat die alte Fehde neues Feuer bekommen. Außerdem ganz oben auf der Liste der meistgehassten Vereine: der Nachbar Bayer Leverkusen, der den Kölnern die lokale Vorherrschaft geklaut hat.

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