1. FC Köln Kölner Neustart mit Zweifel, Zuversicht und einem Foul

Köln · Bei der Vorstellung von Horst Heldt und Markus Gisdol beim FC ist viel Skepsis im Spiel. Eigentlich können beide nur positiv überraschen.

 Horst Heldt (l.), neuer Sportchef, und Markus Gisdol (M.), neuer Trainer, mit FC-Präsident Werner Wolf.

Horst Heldt (l.), neuer Sportchef, und Markus Gisdol (M.), neuer Trainer, mit FC-Präsident Werner Wolf.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Als Horst Heldt gestern auf dem Parkplatz vor dem Kölner Geißbockheim aus dem neuen Dienstwagen stieg, stand Hansi Dentinger bereit. „Hansi!“, rief Heldt und meinte den Hausmeister des legendären Baus an der Franz-Kremer-Allee, der seinen Dienst seit Jahrzehnten tut und Heldt schon begleitet hat, als der heute 49-Jährige noch Spieler des 1. FC Köln gewesen ist. Damals erhielt er unter dem Trainer Erich Rutemöller seinen ersten Profivertrag. Rutemöller berät heute das FC-Präsidium – Fußball ist immer auch ein bisschen Familie. Und so fielen sich der neue Sport-Geschäftsführer und der Hausmeister begeistert in die Arme. Markus Gisdol, den Heldt als neuen Trainer gleich mitgebracht hat, stellte sich nur leicht kühler vor: „Ich bin der Markus.“ Danach hatte Hansi ein gutes Gefühl.

So nahe sind der neuen Kölner sportlichen Führung aber längst nicht alle, die es mit dem FC halten. Im Internet tobt der Spott ob der Verpflichtung der beiden, vor allem Gisdol, der nach seinem letzten Engagement beim Hamburger SV fast zwei Jahre arbeitslos war, erscheint vielen zu farblos. Köln will immer besonders, aber so besonders ist der FC außerhalb Kölns schon lange nicht mehr, und deswegen ist Gisdol jetzt erst einmal einer, der diese Saison retten soll, in der ja erst elf Spiele gespielt sind. Unmöglich ist das nicht. Für niemanden.

„Man nimmt das natürlich wahr. Aber ich habe versucht, das auszublenden“, sagte der 50-Jährige auf die Frage, ob er die negativen Kommentare mitbekommen habe. Gisdol gehört zu jener Art von Trainern, die eher positiv überraschen können, weil man ihnen von vornherein nicht so wahnsinnig viel zutraut, was natürlich grenzenlos ungerecht ist, aber zu diesem Spiel gehört: Experten noch und nöcher.

Gisdol hält sich vor allem für einen Fußballexperten, und das ist ja mal ein guter Anfang: „Ich weiß, warum ich hier bin und was ich leisten kann“, sagte er: „Ich habe absolut gespürt, dass man das unbedingt mit mir und Horst Heldt machen möchte.“ Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle und Präsident Werner Wolf betonten auffällig, welch guten Eindruck sie von Gisdols Motivation beim Kennenlernen hatten, und Heldt, der Gisdol in den Gesprächen wohl nachhaltig beworben hat, lobte gleich die Ansprache jenes Mannes, mit dem er schon auf Schalke zusammengearbeitet hatte: „Mir gefällt sein Führungsstil. Die Ansprache bei der Mannschaft gerade hat mir auch gut gefallen. Da wäre ich gerne Spieler gewesen.“ Gisdols Vertrag läuft bis 2021 und gilt nur für die erste Liga.

Flankiert wurde das Ganze von Attacken des Ex-Trainers Huub Stevens, der im „Express“ von zwischenmenschlichen Problemen bei der gemeinsamen Arbeit auf Schalke berichtete. „Ich weiß nicht, ob es mit ihm und dem FC passt. Ich denke, dass er kein Trainer ist, der die nächsten drei, vier Jahre für Köln arbeiten wird“, ätzte Stevens. Aber auch das gehört wohl zu diesem eitlen Geschäft, in dem meist jede Rechnung beglichen wird. Irgendwann.

Heldt hatte seine bei Ex-Arbeitgeber Hannover 96 rechtzeitig beglichen und vor wenigen Wochen eine attraktive Abfindung zur für ihn rechtzeitigen Vertragsauflösung ausgehandelt. Ob er seinerzeit schon wusste, dass es in Köln weitergeht? Nein, so der Geschäftsführer: „Meine Vertragsauflösung war eine Spekulation auf das, was passieren könnte. Nicht nur beim FC, sondern grundsätzlich.“ Auch so geht das Geschäft.

Für den in Königswinter bei Bonn geborenen Heldt, der sich „als Kölner fühlt“, sei mit dem Engagement bei seinem Verein ein Traum in Erfüllung gegangen. „Wenn man nach Köln reinfährt und den Dom sieht, geht einem das Herz auf“, sagte er: „Jetzt will ich die Leute überzeugen, dass sie irgendwann sagen ‚Leck mich am Ärmel, das hat Spaß gemacht mit dem Horst Heldt‘.“ Spaß – das war schon immer ein passender Ansatz in Köln. Nur erfolgreich war er selten.

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