Ehrung der Medaillengewinner Pumpwerk statt Schloss: Gauck für Olympia in Deutschland

Berlin (dpa) - In feierlicher Atmosphäre präsentierte sich der Bundespräsident einmal mehr als Sportfan - und holte überraschend das Thema Olympische Spiele im eigenen Land aus der Versenkung zurück.

Ehrung der Medaillengewinner: Pumpwerk statt Schloss: Gauck für Olympia in Deutschland
Foto: dpa

„Ich könnte mir vorstellen, dass die Deutschen bereit sind, Olympische Spiele wieder einmal nach Deutschland zu holen“, sagte Joachim Gauck bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes, der höchsten deutschen Sportler-Auszeichnung, in Berlin.

Die vielen Medaillen-Sammler der Olympischen und Paralympischen Spiele von Rio de Janeiro hörten die „offizielle“ Wiederholung von Gaucks Wunsch mit Staunen und Freude. „Das macht uns Mut und Hoffnung, es vielleicht mit Hamburg zum zweiten Mal zu versuchen“, sagte Vielseitigkeits-Reiterin Ingrid Klimke. „Es ist schön zu hören vom Staatsoberhaupt, dass es nicht komplett ausgeschlossen ist“, sagte Kanu-Doppelolympiasieger Sebastian Brendel.

Gauck war mit der Ehrung vom Schloss Bellevue in ein ehemaliges Berliner Pumpwerk ausgewichen, heute eine Kulturstätte am Spreeufer. Vor allem wegen der Platzfrage: „Sie haben ziemlich viel rangerafft“, sagte der Bundespräsident, für alle hätte da der Platz in seinem Amtssitz nicht ausgereicht. „99 Medaillen, errungen von 214 deutschen Teilnehmern“, zählte Gauck noch einmal die Sammlung der deutschen Rio-Starter auf. Von den Frauenfußball-Olympiasiegerinnen über die Silber-Männer Timo Horn und Davie Selke, die Olympiasieger Christoph Harting, Sebastian Brendel und Thomas Röhler bis zu den Paralympics-Siegern Markus Rehm und Niko Kappel - alle holten sich nochmals den Dank der ganzen Nation ab.

Damit Deutschland auch in Zukunft weiter in vielen olympischen Entscheidungen oben mitmischen kann, müsste viel bewegt werden, machte Gauck deutlich: Schulsport und moderne Sportstätten zählten ebenso dazu wie die Spitzensport-Reform und der weiter konsequente Anti-Doping-Kampf. „Doping zerstört nicht nur die Gesundheit der Sportler, es zerstört den Sport selbst“, betonte der Präsident. „Wo systematisch gedopt wird, sehen wir deutlich die Spuren der Zerstörung. Wir wollen das nicht akzeptieren.“

Auch in Sachen Olympia in Deutschland erteilte Gauck dem Sport einen klaren Auftrag. Er sehe auch, dass es ein „deutliches Unbehagen“ gegenüber internationalen Sportorganisationen gebe: „Hier gilt es, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Es muss nicht das Ende sein. Wenn das gelingt, dann sehe ich auch gute Chancen, dass wir uns später einmal wieder bewerben, Olympia im eigenen Land — das wäre doch wirklich etwas besonders Schönes“, bekräftigte Gauck seinen bereits zuvor geäußerten Wunsch. Es wäre eine große Chance, der Welt „das moderne Deutschland vorzuführen“.

Dass olympische und paralympische Sportler gemeinsam ausgezeichnet wurden, „gehört sich so“, hatte Speerwerfer Röhler bereits am Abend zuvor bei der Medaillenparty in einem Festzelt am Kanzleramt unterstrichen. Für Brendel wäre wichtig, „dass sich die Politik auch mal zum Sport bekennt oder auch mal Wettkämpfe aktiv besucht. Das wäre ein gutes Zeichen für den Sport und die Wirtschaft.“

Ein Zeichen wäre auch Olympia im eigenen Land. „Schön, dass der höchste Mann im Staate das Thema so klar und deutlich adressiert hat“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Allerdings müsse man nach dem negativen Bürger-Referendum in Hamburg zunächst versuchen, „unser Land olympiareif zu machen. Wann das der Fall sein kann, gilt es abzuwarten.“

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