Pechstein genießt und träumt: zehnte Medaille?

Sotschi (dpa) - Als ihre Konkurrentinnen in Vancouver um die Olympia-Plaketten liefen, saß Claudia Pechstein noch wütend im Fernsehsessel und versuchte mit juristischen Attacken ihr Startrecht zu erstreiten.

Pechstein genießt und träumt: zehnte Medaille?
Foto: dpa

Vier Jahre später schickt sich die 41 Jahre alte Berlinerin an, als älteste Eisschnellläuferin der Weltelite noch einmal eine Olympia-Medaille zu erkämpfen.

„Als ich in Vancouver von der ISU um meinen sechsten Olympia-Start betrogen wurde, habe ich mir geschworen: In Sotschi bist du dabei und versuchst, deine zehnte Olympia-Medaille zu gewinnen“, meinte die mit fünf Olympiasiegen erfolgreichste Winter-Olympionikin Deutschlands.

Nach endlosen Kämpfen gegen ihre Zweijahressperre zwischen 2009 und 2011, die der Weltverband ISU ohne positiven Doping-Befund wegen erhöhter Retikulozyten-Blutwerte verhängte, ist die Wut auf die - ihrer Meinung nach völlig ungerechtfertigte - Entscheidung nicht gewichen. Der Sprung auf das Podest wäre daher nicht nur ihre größte Genugtuung, es wäre aus ihrer Sicht zugleich eine Ohrfeige für den Verband, gegen den sie in München einen Schadenersatzprozess führt.

Bei der EM in Hamar verpasste sie im Januar auf den Plätzen vier (5000 Meter) und fünf (3000 Meter) zwar knapp die Podestplätze, was der schnellen „Eis-Oma“ in der bisher glänzend verlaufenen Saison stets gelungen war. In vier Langstrecken-Rennen des Weltcups war Platz zwei ihre „schlechteste“ Platzierung. Kein Wunder also, dass die Konkurrenz um Olympiasiegerin Martina Sablikova oder Weltmeisterin Ireen Wüst der „älteren Dame“ mit Respekt gegenübertritt.

Ein Armutszeugnis ist es indes für die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft, dass neben Pechstein die mit 35 Jahren nicht gerade zum Nachwuchs zählende Sprinterin Jenny Wolf die einzige deutsche Medaillen-Anwärterin in Sotschi sein wird. Die Zielvereinbarungen mit dem DOSB wurden daher von ursprünglich vier auf zwei bis drei Medaillen „angepasst“. Zuletzt bestätigte das vorzeitige Olympia-Aus beider Verfolgungsteams den Abschwung der einstigen deutschen Erfolgssportart.

„Eine Medaille ist mein Traum. Dafür bin ich bereit, alles zu geben“, meinte Pechstein. Am Schwarzen Meer hat sie bei drei Starts zwei echte Chancen auf Edelmetall. Über 3000 und 5000 Meter ist mit der Berlinerin zu rechnen, während sie die 1500 Meter gern als ihre „Hassstrecke“ bezeichnet.

Hingegen muss die deutsche Heldin von Vancouver, Stephanie Beckert, nach verkorkstem Winter auf ein Wunder hoffen. Zu weit war die Erfurterin von Topzeiten entfernt, doch im letzten Trainingslager deutete sich eine Wende zum Besseren an. Seine bisher beste Saison läuft ihr Bruder Patrick, der auf den langen Strecken immer näher an die Weltelite heranrückt. Gemeinsam mit dem Inzeller Moritz Geisreiter will der Thüringer nur zu gern für eine ähnliche Überraschung sorgen, wie sie vor zwölf Jahren in Salt Lake City Jens Boden gelang. Die Bronzemedaille des Dresdners über 5000 Meter war die bisher letzte Olympia-Medaille eines deutschen Eisschnelllauf-Herren.

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