Olympia-Gastgeber in Pyeongchang werben um Aufmerksamkeit

Pyeongchang (dpa) - So richtig im Bewusstsein der Wintersportfans ist die 5000-Seelen-Gemeinde Pyeongchang noch nicht. Dass dort die Olympischen Winterspiele 2018 ausgerichtet werden, müssen die Organisatoren sicherlich noch offensiver bekannt machen.

Neben Tokio und Peking verblasst der Name Pyeongchang - der erste asiatische Austragungsort der nächsten drei olympischen Wettbewerbe. Auf Pyeongchang folgen die Sommerspiele 2020 in Tokio und dann die Winterspiele 2022 in der chinesischen Hauptstadt.

Die Spiele sind für die Südkoreaner nicht nur eine große organisatorische Herausforderung. Einige Kommentatoren mahnen vor allem mehr Förderung der eigenen Wintersportler an, um größeres Interesse zu wecken. Schöne Stadien allein reichten nicht aus, sagt die Vizevorsitzende der Internationalen Biathlon-Union, Nami Kim. „An erster Stelle sollte immer der Athlet sein“, fordert die frühere Skisportlerin.

An der Organisation und der Fähigkeit Südkoreas, gute Wettkampfstätten zu bauen, hat sie keine Zweifel. „Im Vordergrund steht, wie sieht das Stadion, die Eröffnungsfeier aus, oder wie viel Geld werden wir investieren.“ Aber nur bei Erfolgen der heimischen Athleten würden mehr Zuschauer kommen. „Auch für die Atmosphäre wäre das das Wichtigste.“

Kims Forderung hat einen Hintergrund. So gab es im vergangenen Jahr für die Entscheidung, das Nationale Olympische Komitee (KOC) mit dem Koreanischen Rat für den Sport für Alle - ein Verband zur Förderung des Breitensports - zu fusionieren, nicht nur Zustimmung. Auch von Funktionären wird der Zusammenschluss als problematisch gesehen. Das Interesse für den Spitzensport sei gesunken, sagte etwa Kim. „Doch sollten wir stärker den Sport der Elite unterstützen.“

Als Wintersportnation hat sich Südkorea erst in den vergangenen Jahren allmählich einen Namen gemacht. Dabei wurden sämtliche Olympiasiege ausschließlich in den Kufendisziplinen Shorttrack, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf der Frauen gefeiert. Bereits vor drei Jahren hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) angemahnt, „ein wettbewerbsfähiges Heimteam für alle Sportarten der Winterspiele 2018 zu stellen“.

Zu den Spielen in Rio hatte das Pyeongchang-Organisationskomitee (POCOG) mehr als 100 Mitarbeiter geschickt, um nicht nur Erfahrung zu sammeln, sondern auch um Werbung für die Spiele im eigenen Land zu machen. Die Macher wissen, dass Pyeongchang keinen internationalen Klang im Wintersportzirkus hat. Sie hatten daher schon seit Beginn ihrer Bewerbungskampagne auf das Konzept der neuen Märkte in Asien gesetzt.

Für das große Ziel nehmen die Südkoreaner daher Milliarden in die Hand, um neben den Sportstätten auch die Infrastruktur in dem dünn besiedelten Gebiet auszubauen. Bis zum Juni des nächsten Jahres soll unter anderem die Strecke für einen Hochgeschwindigkeitszug fertig werden. Dann soll Pyeongchang in der östlichen Provinz Gangwon von Seoul aus in etwas mehr als einer Stunde zu erreichen sein.

Von der Vorbereitungsphase sind die Organisatoren schon längst in die Betriebsphase übergegangenen. Nach größeren Verzögerungen und Zweifeln an der Finanzierbarkeit hatte auch das IOC zuletzt bei seinen Inspektionen den Machern bescheinigt, dass die Bauarbeiten mittlerweile gut im Zeitplan liegen.

Bis zum März 2017 soll die letzte von zwölf Wettkampfstätten - eine Eisschnelllauf-Arena in der Küstenstadt Gangneung - fertiggestellt sein. Die Zeit drängt: „Es wird noch 28 Testveranstaltungen im kommenden Winter zwischen Oktober und April geben“, sagt der POCOG-Sprecher Lim Song Jae.

In Rio kündigte POCOG-Chef Lee Hee Beom an, beim Marketing stärker mit den Organisatoren der Spiele in Tokio und Peking zusammenzuarbeiten. In der brasilianischen Metropole sei man vor allem gewesen, „um zu beoabachten und zu lernen“, sagt der POCOG-Vizevorsitzende Kim Jae Youl.

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