Rechte bis 2024 Olympia-Blackout für ARD und ZDF: Eurosport sendet exklusiv

Hannover (dpa) - ARD und ZDF erleben den Olympia-Blackout - und die Sportfans müssen für einen Teil der TV-Berichterstattung künftig zahlen.

Rechte bis 2024: Olympia-Blackout für ARD und ZDF: Eurosport sendet exklusiv
Foto: dpa

Eurosport will von den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 in Deutschland exklusiv berichten, aber nicht alles im frei empfangbaren Fernsehen zeigen. Viele Stunden des Ringe-Spektakels wandern ins Bezahlprogramm von Eurosport.

Die gescheiterten Verhandlungen von ARD und ZDF mit dem Spartensender Eurosport und dem US-Mutterkonzern Discovery werden die Bilder-Auswahl für Olympia-Anhänger einschränken. Mehr als 1000 Stunden boten die öffentlich-rechtlichen Sender zuletzt aus Rio im klassischen Fernsehen und im Internet an. Eine solche Fülle wird es künftig nicht mehr geben. Wie viele Stunden Eurosport frei und wie viele nur im Pay-Bereich zeigen wird, wollte der Sender am Montag noch nicht verraten.

Der monatelange Poker auf verschiedenen Ebenen scheiterte am Geld und kommt letztlich die Sport-Liebhaber teuer zu stehen. Zunächst wurde nur über die Rechte für zwei Olympische Spiele verhandelt, am Ende über vier. ARD und ZDF haben nach dpa-Informationen für die Sub-Lizenzen von 2018 bis 2024 rund 200 Millionen Euro geboten, das US-Unternehmen Discovery etwa 300 Millionen Euro verlangt. In der letzten Runde sollen sich beide Seiten noch einmal ein bisschen angenähert haben - doch es reichte nicht für eine Einigung.

Offizielle Bestätigungen dieser Zahlen gibt es nicht. „Wir müssen erkennen, dass die Forderungen von Discovery bei Weitem über dem liegen, was von uns verantwortet werden kann“, kommentierte Ulrich Wilhelm, der Sportrechte-Intendant der ARD. ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärte: „Wir sind Discovery bis an unsere Schmerzgrenze entgegengekommen.“ Der Preis, den Eurosport „bis zuletzt gefordert hat, war deutlich zu hoch“.

Mit „großem Bedauern“ reagierten ARD und ZDF auf das ergebnislose Ende der Verhandlungen. Ähnlich äußerte sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). „Nicht zuletzt in Rio haben ARD und ZDF aus Sicht des DOSB erneut eine exzellente Berichterstattung über die verschiedenen Kanäle sichergestellt“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Nicht nur die Olympia-Fans, auch der Verband muss sich umstellen.

Eurosport garantiert - ohne konkrete Werte anzugeben - „eine umfassende Verbreitung der Olympischen Spiele in Deutschland und übertrifft damit die Anforderungen des IOC sowie die rechtlichen Vorgaben“, hieß es von dem Sender. Von Winterspielen müssen nach Angaben des IOC 100 Stunden im Free-TV übertragen werden. Bei Sommerspielen sind es 200 Stunden. Nachfragen zur Zahl der Stunden im frei empfangbaren Fernsehen beantwortete das Medien-Unternehmen aber nicht und verwies auf Antworten im Januar 2017.

In einer Mitteilung verspricht die Discovery-Tochter lediglich: „Die größten Momente und die deutschen Medaillenentscheidungen werden bei Eurosport im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein.“ Discovery will in Deutschland im Free-TV über Eurosport und den DMAX übertragen. Weitere Angebote wie der Eurosport-Player sowie der Pay-TV-Kanal Eurosport 2 sind allerdings kostenpflichtig.

Klar ist, dass Discovery mit der Olympia-Berichterstattung Geld verdienen will und muss. Und dafür fehlen die vielen Millionen, die ARD und ZDF für Sub-Lizenzen bezahlt hätten. In anderen europäischen Ländern wie Großbritannien hat das US-Unternehmen einen Teil der Rechte an öffentlich-rechtliche Sender weiterverkauft.

Discovery muss 1,3 Milliarden Euro an das Internationale Olympische Komitee (IOC) zahlen und hat dafür die europäischen TV-Rechte für vier Olympische Spiele bis 2024 erhalten. Dieser Kontrakt gilt auch für den deutschen Markt, wo bisher immer ARD und ZDF übertragen haben.

Eine nachträgliche Einigung ist unwahrscheinlich, auch wenn ZDF-Intendant Bellut mitteilte: „Sollte Discovery seine Entscheidung nochmals überdenken und auf unser Angebot zurückkommen wollen, sind wir jederzeit bereit, die Gespräche fortzusetzen.“ Zum einen sind die Fronten verhärtet. Zum anderen sind inzwischen mehrere Fristen für die TV-Produktion der Winterspiele 2018 in Pyeongchang abgelaufen.

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