Ankunft im Athletendorf Mit Boygroup und Marschkapelle: Nordkoreas Team angekommen

Pyeongchang (dpa) - Während Nordkorea mit einer Militärparade in der Hauptstadt Pjöngjang seine Muskeln spielen lässt, sendet es zugleich vor den Olympischen Winterspielen in Südkorea haufenweise Friedenssignale aus.

Ankunft im Athletendorf: Mit Boygroup und Marschkapelle: Nordkoreas Team angekommen
Foto: dpa

Bei einer stimmungsvollen Zeremonie und unter großem Medienandrang wurde die nordkoreanische Olympia-Mannschaft im Athletendorf in der östlichen Küstenstadt Gangneung offiziell begrüßt. „Es ist wirklich schön, hier alle als eine Einheit zu sehen“, sagte der Chef de Mission der Mannschaft und stellvertretende Sportminister des Landes, Won Gil Woo, vor Reportern aus aller Welt.

Kurz nach 11.00 Uhr Ortszeit (03.00 Uhr MEZ) wurde bei strahlend blauem Himmel und milderen Temperaturen als in den vergangen Tagen die Nationalflagge gehisst und die Nationalhymne Nordkoreas abgespielt. Beides ist in Südkorea normalerweise verboten.

Zwar leben etwa 30.000 Flüchtlinge aus dem weithin isolierten Norden in Südkorea, doch der öffentliche Auftritt von Besuchern aus dem Nachbarland gilt noch immer als etwas Besonderes. „Ich habe vorher hier noch nie Nordkoreaner gesehen“, sagte einer der südkoreanischen freiwilligen Helfer bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang bei der Zeremonie in Gangneung. Dort finden in den kommenden zweieinhalb Wochen die Eiswettbewerbe statt.

Auch dauerte die Feier bei weitem länger als sonst bei solchen Begrüßungszeremonien für die Nationalteams üblich. Zum Programm gehörten traditionelle koreanische Musik und der Auftritt einer Boygroup. Wie alle anderen Athleten erhielten die Nordkoreaner landestypische Gesichtsmasken geschenkt.

Danach spielte eine nordkoreanische Frauen-Marschkapelle. Die Musikerinnen sind Mitglieder einer Gruppe von mehr als 200 Cheerleadern, die mit dem Schiff nach Südkorea angereist waren und während der Wettkämpfe mit nordkoreanischer Beteiligung für Stimmung sorgen sollen. Für Donnerstagabend war zudem in Gangneung ein Konzert eines großen nordkoreanischen Orchesters mit einem Mix aus populärer und klassischer Musik geplant.

Bei der Eröffnungsfeier am Freitag sowie der Schlusszeremonie wollen Nord- und Südkoreaner hinter einer neutralen Vereinigungsflagge zusammen ins Stadion einlaufen. Zum ersten Mal spielt mit dem Team Korea im Eishockey-Turnier der Frauen auch eine gesamtkoreanische Mannschaft bei Olympia in einer Sportart.

Bei der Feier in Gangneung war ein Großteil der nordkoreanischen Sport-Delegation von 46 Mitgliedern einschließlich der 22 Athleten und Athletinnen dabei. Sportliche Wunderdinge werden von ihnen bei den Spielen nicht erwartet. Doch schon allein ihre Teilnahme hat einen hohen symbolischen Wert. Abgesehen von den zwölf Eishockey-Spielerinnen treten noch zehn weitere Athleten im Eiskunstlauf, Ski alpin, Skilanglauf und Shorttrack an. „Ich bin froh hier zu sein“, sagte die Nordkoreanerin Kim Hyon Son, die die Paarläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik trainiert. Sie und ihr Team wollten die Landsleute in der Heimat glücklich machen, sagte sie.

Die Teilnahme Nordkoreas war erst vor kurzem dank einer politischen Annäherung an Südkorea und der Vermittlung des Internationalen Olympischen Komitees zustande gekommen. Die Signale der Annäherung zwischen beiden Ländern hatte die Angst vor einer Eskalation des Konflikts kurz vor Beginn der Spiele vorerst verringert. Doch mit einer Militärparade in der Hauptstadt Pjöngjang am Donnerstag zeigte Nordkorea auch, im Konflikt nicht klein beigeben zu wollen.

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