#Rio2016 Michael Phelps: Ein Comeback für die Geschichte

Schwimmen — Michael Phelps ist der Athlet Olympias in Rio de Janeiro. Gold Nummer 22 wird nicht das letzte sein

Michael Phelps feiert seine vierte Goldmedaille in Rio bei den olympischen Spielen.

Michael Phelps feiert seine vierte Goldmedaille in Rio bei den olympischen Spielen.

Foto: Dean Lewis

Rio de Janeiro. Es wird nur um Michael Phelps gehen, wenn dereinst über die olympischen Schwimm-Wettbewerbe von Rio de Janeiro gesprochen wird. Der US-Amerikaner, der auf dem Weg ist, Rekorde für die olympische Ewigkeit aufzustellen, wird als der Athlet in Erinnerung bleiben, der alles andere in den Schatten stellte. Ein Athlet, der das Schwimmen ebenso überstrahlt wie beherrscht, einer, der es geschafft hat, von ganz unten wieder nach ganz oben zu kommen, der die Nation immer noch elektrisiert wie ansonsten nur die 19 Jahre alte Kunstturnerin Simone Biles. Das Gold Nummer 22 über 200 Meter Lagen wird in der Karriere von Phelps nicht das letzte sein. Ein Comeback für die Geschichte.

Das größte Kompliment um Mitternacht kam von seinem schärfsten Konkurrenten im eigenen Team. Ryan Lochte, bei Olympischen Spielen auch bereits mit sechs Goldmedaillen ausgezeichnet, wurde im Lagen-Finale, das Michael Phelps überlegen in 1:54,66 Minuten gewann, lediglich Fünfter. Kein böses Wort von Lochte. „Bei Michael wundert mich nichts, auch wenn noch mehr Gold dazukommen sollte. Ich gönne es ihm, alles, was er im Schwimmen erreicht hat, hat er sich unglaublich hart arbeitet.“

Wie immer in Rio de Janeiro, saß seine Verlobte Nicole Johnson und Mama Debbie jubelnd auf der Tribüne. Söhnchen Boomer schlief weitestgehend friedlich, die Ohren geschützt. Wobei offen ist, wie der Kleine diesen olympischen Lärm in seinem jungen Leben wirklich verkraftet. „Das ist eine besondere Woche für mich“, sagt Phelps. Er kokettiert in solchen Momenten immer mit dem Ende seiner Karriere. Lochte hat da seine eigene Meinung: „Mich würde es nicht wundern, wenn wir ihn in Tokio wiedersehen würden.“ An diesem Samstag klettert Michael Phelps aber vorläufig zum letzten Mal auf den Startblock.

Bei der Siegerehrung kämpft er mit den Tränen. Was bei US-Amerikanern nicht wirklich überrascht. Ihr eigenartiger Patriotismus treibt sie an, ihre Identifikation mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist grenzenlos. Ergriffen lauschte der Rekord-Olympiasieger der Hymne. Immerhin bekannte der 31 Jahre alte US-Amerikaner, dass es selbst für ihn „mittlerweile schmerzhafter wird, aus dem Wasser zu steigen“.

Seine olympische Karriere begann in Sydney 2000, „und in wenigen Stunden ist es vorbei“. Vielleicht. Das Rennen über 200 Meter Lagen war besonders, Phelps gewann es zum vierten Mal hintereinander bei Olympischen Spielen. In den Minuten des erneuten Triumphes dachte Phelps vor allem an seinen Trainer Bob Bowman: „Ich habe ihm immer vertraut, seitdem ich elf Jahre alt bin. Bob hat mich niemals enttäuscht.“ Bowman war es, der mit Phelps nach seinem ersten Rücktritt in London 2012 wieder von vorne anfing, als Phelps die Kontrolle über sein Leben nach dem Spitzensport zusehends verlor.

Philip Heintz aus Heidelberg schwamm in 1:57,48 Minuten deutschen Rekord, schlug aber erst als Sechster an. „Ich bin seit vier Jahren jeden Abend mit dem Ziel eingeschlafen, in Rio eine Medaille zu gewinnen, und jetzt haben vier Zehntelsekunden gefehlt.“ Die aber nicht erst seit Rio de Janeiro über Sieg und Niederlage entscheiden. Heintz vergoss bittere Tränen und verschwand in den Katakomben des Schwimmstadions. Und Bundestrainer Henning Lambertz staunte einmal mehr über Phelps, der das olympische Schwimmen „nach Belieben dominiert“.

Wie es in Deutschland mit diesem Sport weitergeht, ist offen. Lambertz fürchtet um die Zukunft, wenn nicht mehr Geld investiert wird. Der zurückgetretene Markus Deibler, heute erfolgreicher Geschäftsmann in Hamburg, kritisierte: „In einem Land, in dem es 20000 für olympisches Gold und 150000 Euro für den Dschungelkönig gibt, muss sich niemand wundern, dass wir nicht mehr Medaillen gewinnen.“ Lambertz ist zumindest ehrlich genug, zuzugeben, dass das Training in Deutschland nicht ausreicht, um wieder näher an die Weltspitze heranzurücken: „Wir müssen intensiver trainieren, wir müssen höhere Umfänge schwimmen, mehr arbeiten.“ (GEA)

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