Wambach und Co. zeigen Größe: „Sieg verdient“

Frankfurt/Main (dpa) - Ganz aufgeräumt stand Abby Wambach nach der Final-Pleite in den Katakomben der Frankfurter WM-Arena. Keine Tränen auf der Wange, kein Groll in der Stimme und die nassen Haare sauber aus dem Gesicht gekämmt, stellte sie sich geduldig den Journalisten.

Nur wenn ihr Blick hier und da im Nichts hängenblieb, konnte man ahnen, dass es hinter ihren müden Augen noch ganz anders aussah. „Es ist schwer zu glauben“, sagte sie nach dem denkwürdigen Abend und der 1:3-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Japan. „Herzzerreißend.“

Es war nicht ihr erster schwerer Gang gewesen nach diesem Spiel, das Japan aus dem Nichts auf den Fußball-Thron katapultiert hatte. Kurz nach dem letzten Elfmeter, den die Neu-Frankfurterin Saki Kumagai ins Tor gejagt und damit das schon verloren geglaubte Finale entschieden hatte, gratulierte Wambach als eine der Ersten den Japanerinnen. Später stand sie Seite an Seite mit der alles und jeden überstrahlenden Homare Sawa auf der Bühne - als zweitbeste Spielerin und drittbeste Torschützin des Turniers geehrt. „Es ist nicht einfach, dem Sieger nach so einem Spiel zu gratulieren. Aber sie haben es verdient, zu gewinnen. Es war richtig, das zu tun.“

Silber, Silber, Bronze: Trophäen für eine ganze Fußballkarriere - und doch wertlos im Moment der Niederlage. „Heute Abend bin ich der größte Verlierer - in jeder Hinsicht“, gestand sie. Denn Wambach war es auch, die ihre Mannschaft vorzeitig zum Sieg hätte schießen und köpfen können. In der 28. Minute hatte sie das Leder an die Latte gehämmert, in der 64. lenkte Japans Torhüterin Ayumi Kaihori ihren Kopfball in höchster Not über den Querbalken.

So wie die ganze Weltmeisterschaft für Wambach eine „emotionale Achterbahnfahrt“ war, wurde auch das Endspiel zum ständigen Auf und Ab. Kurz nach der vergebenen Großchance stahl die eingewechselte Alex Morgan mit dem 1:0 (69. Minute) der 31-Jährigen die Show. Aber nachdem Aya Miyama Japan in die Verlängerung gerettet hatte (81.), war es Wambach höchstselbst, die per Kopf für die vermeintliche Entscheidung sorgte (104.). Für 13 Minuten war das Märchen perfekt. Dann kam Sawa, glich erneut aus (117.) und den US-Girls flatterten am Elfmeterpunkt die Nerven. Einzig Wambach behielt die Ruhe, verwandelte ihren Elfer, und war doch die große Verliererin.

„Wir waren nur Minuten entfernt. Aber wir können niemandem die Schuld geben - wir hatten genügend Chancen“, sagte sie und hatte doch sofort wieder Augen für die Sieger und die Bedeutung der japanischen Mission nach der verheerenden Natur- und Umweltkatastrophe: „Das ganze Land hat so sehr gelitten. Die Menschen dort haben den Erfolg ihrer Mannschaft mehr gebraucht als bei uns.“

Aber auch die USA wollten den Triumph: „Wir waren sicher, dass das unser Moment für den Sieg war“, sagte Torhüterin Hope Solo, als beste Keeperin und drittbeste Spielerin des Turniers ausgezeichnet. „In der Kabine war es ziemlich still. Das ist nicht der Punkt, an dem wir ankommen wollten.“ Wenngleich sie am Erfolg der Japanerinnen keine Zweifel aufkommen ließ. „Sie waren die Mannschaft des Turniers. Sie haben mit so viel Leidenschaft gespielt.“

Da versuchte Wambach schon, nach vorne zu schauen. „Mit Olympia vor der Nase wollen wir uns jetzt weiterentwickeln“, sagte sie. Und Solo sprach aus, was wohl alle dachten: „Es fühlte sich noch gar nicht echt an.“

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