„Schönster Job“: Bundestrainerin Neid verlängert

Berlin (dpa) - Erster Applaus für die Spielerinnen, Blumen und neuer Vertrag für die Bundestrainerin: Mit einem deutlichen Vertrauensbeweis schon vor dem Anpfiff nehmen Silvia Neid und ihr Team die Jagd nach dem WM-Titel gestärkt in Angriff.

Fünf Tage vor dem Start der Heim-WM verlängerte der DFB ihren Kontrakt frühzeitig um drei Jahre bis 2016. Weiteren Schub auf dem Weg zum angestrebten dritten Coup in Serie erhielten Deutschlands Fußball-Frauen zudem von knapp 1000 Zuschauern am Dienstagabend beim ersten Training in Berlin.

„Es ist ein Zeichen an die jungen Spielerinnen, die ein erstes Mal bei einem großen Turnier in Deutschland bei vollen Stadien auftreten werden“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger zuvor. „Diese Trainerin wird auch weiterhin dabei sein, Verantwortung tragen und erfolgreich weiterarbeiten können“, betonte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Als Erfolg würde Neid bei der WM schon das Erreichen des Halbfinals werten, aber: „Unser Traum ist klar. Wir würden gerne zum dritten Mal Weltmeister werden.“ Es gebe nichts Schöneres, als Bundestrainerin zu sein, sagte sie strahlend bei der gemeinsamen Pressekonferenz zum Auftakt der letzten Vorbereitung auf das Eröffnungsspiel gegen Kanada am Sonntag im Olympiastadion. „Ich habe den schönsten Job. Deshalb musste ich auch gar nicht lange überlegen. Das ist ein Zeichen, dass man meine Arbeit schätzt beim DFB.“

Zumindest zu diesem Zeitpunkt kommt die langfristige Planung bis zum olympischen Turnier 2016 in Rio de Janeiro ein wenig überraschend. Doch bei der großen öffentlichen Erwartungshaltung vor der ersten Frauen-Weltmeisterschaft im eigenen Land versteht auch Neid den Schritt des DFB als bedeutendes Signal: „Es ist wichtig, dass man sagt: Egal, was bei der WM für ein Ergebnis rauskommt, wir stehen zu dir, wir vertrauen der Mannschaft“, sagte die 47-Jährige, die das Team nach ihrer Zeit als Assistenztrainerin im Anschluss an den EM-Titel 2005 übernommen hatte. „Ein besseres Lob kann man von seinem Arbeitgeber gar nicht bekommen.“

Damit auch der deutsche WM-Auftritt Anerkennung bekommt, startete Neid mit ihrer Mannschaft kurz nach der Ankunft gegen 12.00 Uhr am Flughafen Tegel die letzte Vorbereitung für die Partie gegen die Nordamerikanerinnen. „Wir gehen Richtung Schnelligkeit und wollen Dinge verfeinern wie das Passspiel oder Standards“, erklärte sie vor der öffentlichen Übungseinheit in der Nähe des Olympiastadions.

Dort begrüßten die Fans Neid und ihre Auswahl mit einem freundlichen Empfang und spendeten für gelungene Aktionen Beifall. Zudem bekam die Bundestrainerin vom Präsidenten des Berliner Fußballverbandes, Bernd Schultz, einen Blumenstrauß überreicht.

Am Sonntag werden wenige Meter entfernt mehr als 73 000 Zuschauer erwartet. „Lampenfieber wird es dann auf jeden Fall geben“, sagte Neid ehrfurchtsvoll. Auch für die Welttrainerin des Jahres 2010 ist die Heim-WM „etwas ganz, ganz Besonderes. Ich werde jeden Moment in den nächsten vier Wochen - ich hoffe, dass wir so lange dabei sind - genießen.“ Das „große Kribbeln“ werde wohl erst am Donnerstag einsetzen, noch sei sie ganz „relaxed“, verriet die Siegenerin.

Während die Generation um die wieder voll genesene Birgit Prinz ihre Karriere mit dem dritten WM-Pokal krönen will, sieht Zwanziger das Turnier für den gesamten Frauenfußball „nicht als Höhepunkt einer abgeschlossenen Entwicklung“. Deshalb könne die Euphorie nicht die Dimensionen der Männer-WM 2006 erreichen. Sollten die Frauen aber in der gesamten Gesellschaft Anerkennung erreichen, „dann ist das für mich persönlich auch ein Sommermärchen. Ein anderes als 2006 - aber eben auch eins.“

Seinem Ruf als Förderer der Frauen-Nationalmannschaft wurde Zwanziger einzig bei der gemeinsamen Anreise in die Hauptstadt nicht gerecht. „Von wegen Frauenversteher“, scherzte Neid über den DFB-Chef. Der stand ungeduldig am Gepäckband, wartete auf die Bundestrainerin und sagte: „Ihr Frauen immer mit euren Koffern.“

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