Respekt für Prinz: Neid „ein bisschen ergriffen“

Wolfsburg (dpa) - Rekordnationalspielerin Birgit Prinz hat sich mit ihrem viel beachteten öffentlichen Auftritt bei der Fußball-WM großen Respekt und Anerkennung erworben.

„Ich habe die Pressekonferenz im Fernsehen verfolgt und war ein bisschen ergriffen. Sie war ganz, ganz ehrlich und es tat ihr gut, weil man sie nun besser verstehen kann“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid vor dem Abschlusstraining zum WM-Viertelfinale der deutschen Frauen gegen Japan in Wolfsburg.

Sie habe eine „Gänsehaut bekommen“, erklärte Rechtsverteidigerin Linda Bresonik, die die Spielführerin für ihre „Stärke und Mut“ lobte. Die meisten im Team hätten den „authentischen“ Auftritt der Spielführerin gesehen. „Sie fanden es beeindruckend. Sie hat zum ersten Mal etwas von ihrem Seelenleben preisgegeben.“

Prinz hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz selbstkritisch eingeräumt, dass sie dem Druck bei der WM nicht standgehalten habe und mit ihrer bisherigen Leistung nicht zufrieden gewesen sei. Daher hatte sie in Absprache mit Neid auf einen Einsatz im dritten Gruppenspiel gegen Frankreich verzichtet. „Ich hoffe, es wird für Birgit noch eine schöne letzte WM“, betonte Neid.

Laut Neid wirkt Prinz wieder relaxed. „Sie hat gut trainiert und kann wieder lachen. Ich habe das Gefühl, sie fühlt sich sehr wohl in ihrer Haut“, sagte Neid. Für Kerstin Garefrekes bleibt Prinz die Spielführerin der Mannschaft. „Das hat sich jetzt nicht verändert, nur weil ich einmal die Kapitänsbinde getragen habe“, sagte die Frankfurterin, die die WM-Rekordschützin gegen Frankreich vertreten hatte.

Prinz sei auch in ihrer ungewohnten Rolle auf der Ersatzbank wichtig für das Team. „Birgit ist auch neben dem Platz eine Persönlichkeit, die hoch geachtet wird und durch ihre Art positiven Einfluss auf die Mannschaft nehmen kann“, meinte Garefrekes, die als Veränderung ihrer eigenen Rolle „einen erweiterten Zuständigkeitsbereich“ ausgemacht hatte. „Ich war verantwortlich für die Seitenwahl und die habe ich direkt verloren. Ein Super-Omen.“

Das Ende der öffentlichen Debatte um Prinz nach ihrem bemerkenswerten Auftritt könnte einen positiven Effekt auf das Team haben, vermutete Bresonik. „Wenn man so eine Erfahrung wie Birgit gemacht hat und auch die Reaktion der Mannschaft wahrgenommen hat, schweißt das sicherlich als Team zusammen.“

Kritik für ihre offenen Worte kam hingegen von Bernd Schröder, Trainer des Bundesligameisters Turbine Potsdam. „Wenn der Kapitän von Bord geht, kann man daraus nur sehr schwer eine heroische Leistung machen“, sagte er im Interview mit „Focus online“. „Wenn sie sagt: Ich bin mental nicht in der Lage - ja wer denn dann, wenn nicht sie? So eine Spielerin bleibt doch ein Wackelkandidat.“

Offensichtlich habe die 33-Jährige die frühe Herausnahme nach 52 Minuten gegen Nigeria nicht verkraftet, meinte Schröder. „Birgit Prinz ist demontiert, die Auswechselung war der K.o.-Schlag.“ Die Ursache dafür liege bei der Bundestrainerin, „die den richtigen Zeitpunkt verpasst hat. Ich muss als Trainer doch konsequent sein. Wenn ich an ihr festhalte, muss sie spielen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort