Ehrungen ohne Ende: Sawa im Fußball-Himmel

Frankfurt/Main (dpa) - Nach einer gewissen Zeit stellte sich bei der Siegerehrung fast ein wenig Routine ein. Bei nahezu jeder Preisverleihung zu später Stunde in der Frankfurter WM-Arena wurde die japanische Spielführerin Homare Sawa auf das Podest gerufen.

Fairplay-Trophäe für die Mannschaft, „Goldener Schuh“ als erfolgreichste Torschützin (fünf Treffer), „Goldener Ball“ als beste Spielerin des Turniers - und zum krönenden Abschluss stemmte sie den 1,8 Kilo schweren Gold-Pokal in die Höhe. Sawa hatte ziemlich zu schleppen.

Bei ihrer fünften WM ist sie endlich im siebten Fußball-Himmel angekommen. „Ich spiele seit 18 Jahren in der Nationalmannschaft. Es war eine lange Reise - aber jetzt weiß ich, dass sich dieser Weg gelohnt hat“, sagte die 32-Jährige, die nur bei der Ehrung zur besten Torhüterin (Hope Solo) leer ausging. Hätte sie Handschuhe getragen, hätte man sie wohl auch in dieser Kategorie aufs Podium gerufen.

„Wir wollten unbedingt eine Medaille bei dieser WM, aber davon hätte ich nicht zu träumen gewagt“, räumte Sawa ein, die den Triumph anschließend ihren Eltern widmete. Ihre Mutter war sogar extra zum Finale angereist.

Obwohl Sawa, die schon mit zwölf Jahren in der japanischen Liga debütierte und mit 15 Nationalspielerin war, über den Fortgang ihrer Karriere noch nicht entschieden hat, will Norio Sasaki seine Rekordnationalspielerin auf keinen Fall vor Olympia 2012 gehen lassen. Im September beginnt die Qualifikation für die Spiele in London. „Sie rennt und rennt, die kann abwehren und angreifen“, lobte der Nationalcoach. „Sie ist noch nicht soweit, dass sie ans Aufhören denkt. Sie soll weitermachen.“ Das Edelmetall würde die nun viel dekorierte Sawa schon reizen: „Eine Olympiamedaille fehlt mir noch“, meinte sie zum Abschied aus Frankfurt.

Sawa ist Herz und Seele, Taktgeberin und Vollstreckerin der „Nadeshiko“ - wie das Team in der Heimat genannt wird. Und bei dieser WM brachte sie die „Prachtnelke“ vollständig zum Erblühen. Im Finale gegen die USA sorgte sie mit ihrem umjubelten 2:2-Ausgleichstor in der 117. Minute erst dafür, dass Japan noch das Elfmeterschießen erreichte - und nach dem 3:1 den WM-Thron bestieg.

Die jungen Mitspielerinnen schauen respektvoll zu ihrem stets bescheiden auftretenden Vorbild auf. In ihrer Heimat dürfte Sawa, die insgesamt sieben Jahre in der US-Profiliga spielte, nun endgültig zur Fußball-Ikone werden. „Sie ist die Lokomotive unserer Mannschaft“, schwärmt Potsdams Stürmerin Yuki Nagasato.

Und selbst US-Star Abby Wambach, die den „Silbernen Ball“ bekam, verneigte sich in Ehrfurcht vor der 1,64 Meter kleinen Spielerin, die bei der WM die Größte war: „Sie erzielt Tore, sie sorgt für die Vorlagen, sie macht einfach alles auf dem Feld - sie ist einfach eine großartige Spielerin.“

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