Duisburger Obliers berät Nigeria: „Ein Abenteuer“

Sinsheim (dpa) - Thomas Obliers muss noch immer ein wenig lachen, wenn er an das Desaster der nigerianischen Fußballerinnen im letzten November denkt. Zwar war das 0:8 gegen Weltmeister Deutschland in Leverkusen kein bisschen lustig.

Doch auch dem deutschen Berater der Westafrikanerinnen war aufgefallen, dass das Spielsystem des Afrikameisters ziemlich aus der Zeit war. „Sie haben mit Libero und Manndeckung gespielt. Vorne war ein Stürmer, der Rest irgendwie im Mittelfeld“, sagt Obliers im WM-Trainingsquartier in Heidelberg.

Doch die Pleite hatte zumindest für ihn positive Folgen. Denn sie war einer der Gründe dafür, dass der 43-Jährige aus Duisburg-Hamborn seit 1. April die „Super-Falken“ als technischer Berater fit macht für die WM. „Außerdem ist das Turnier in Deutschland und wir spielen in unserer Gruppe gegen die Deutschen, da wollte man auch einen deutschen Trainer“, sagt Obliers vor dem Auftaktspiel gegen Frankreich in Sinsheim.

2007 war Obliers als Coach mit den Frauen des FCR Duisburg deutscher Vize-Meister. Nun stieg er nach der Bundesligasaison im März beim SC 07 Bad Neuenahr aus, um sich Nigeria zu widmen. „Das ist ein großes Abenteuer“, sagt der Mann aus dem Ruhrpott. Er leite zum großen Teil das Training, spreche aber alles mit Cheftrainerin Ngozi Uche ab. „Sie hat das letzte Wort“, betont Obliers. Was er nicht kommentieren will: Uche ist nicht mehr unumstritten. Zwar gewann Nigeria acht von neun Afrikameisterschaften, verpasste nun aber die Qualifikation für die All-Africa Games im September.

Nach den Eindrücken von Leverkusen legte Obliers von Anfang an besonders auf zwei Dinge Wert: Taktik und Fitness. „Wir trainieren jetzt zweimal am Tag, früher war es nur einmal.“ Das Ziel für die WM ist das Erreichen des Viertelfinals.

Die Vorrundengruppe A mit Deutschland, Frankreich und Kanada sei ja „die einfachste“, sagt Obliers und lacht wieder herzhaft. „Nein, im Ernst: Das wird sehr schwer. Deutschland ist der Topfavorit. Ich gehe davon aus, dass sie alle drei Gruppenspiele gewinnen. Das heißt wir müssen Frankreich schlagen, wenn wir weiterkommen wollen.“

Das dürfte für das Team um die Keeperin Precious Dede und die Torjägerin Perpetua Nkwocha aber nicht einfach werden. Denn die Französinnen um Rekordnationspielerin Sandrine Soubeyrand gelten als Geheimfavorit und haben sich viel vorgenommen. Seine ungeschlagen durch die Qualifikation gestürmten „Les Bleus“ wollen für „mehr als nur eine Überraschung“ sorgen, sagte Trainer Bruno Bini dem „kicker“. Sie könnten sogar „Gruppenerster“ werden. In seinem Kader stehen immerhin zehn Profis von Champions-League-Sieger Olympique Lyon.

Nigeria ist zwar in Afrika die absolute Top-Mannschaft, kam bei fünf WM-Teilnahmen aber nur einmal über die Vorrunde hinaus. „Der Frauenfußball in Afrika ist noch nicht so weit wie in Europa oder Asien“, erklärt Obliers. „Das liegt auch oft an der Taktik, vor allem gegen gut organisierte Gegner.“ Das hat er nun versucht zu ändern.

Er selbst freut sich natürlich auch auf das zweite Gruppenspiel gegen Deutschland am Donnerstag. „Wie ich mich fühle, weiß ich zwar erst, wenn ich in Frankfurt im Stadion bin. Aber es ist schon etwas Besonderes“, meint Obliers. Sein Vertrag in Nigeria läuft noch bis 31. Juli. „Danach bin ich für alles offen. Frauen oder Männer.“

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