DFB-Team kontert Japans Psychospiele - Prinz-Lob

Wolfsburg (dpa) - Befreit vom öffentlichen Druck auf Birgit Prinz wollen die deutschen Fußball-Frauen ihre neu gewonnene Leichtigkeit auch im WM-Viertelfinale gegen Japan demonstrieren.

Auf dem Weg zum Minimalziel Vorschlussrunde lässt sich die DFB-Elf dabei auch nicht von den Psychospielchen der angriffslustigen Asiatinnen aus der Ruhe bringen. „Das soll sie mal versuchen“, konterte Simone Laudehr lässig das vollmundige Versprechen von Potsdams Stürmerin Yuki Nagasato, am Samstag in Wolfsburg zwei Tore zu schießen. „Das ist immer ganz schlecht, wenn man so etwas sagt. Wir haben nicht so eine Einstellung.“

Die zuletzt mental angeschlagene Prinz heimste für ihre selbstlose Ankündigung, keinen Stammplatz zu beanspruchen, bereits vor der Partie reichlich Lob ein. „Ich habe Gänsehaut bekommen“, sagte Linda Bresonik über die Aussagen der Rekordnationalspielerin vor der Presse und berichtete von positiven Reaktionen aus dem Team: „Die meisten haben das gesehen und fanden es beeindruckend.“

Auch Silvia Neid war froh, dass die 33-Jährige erstmals seit Tagen ihr öffentliches Schweigen gebrochen hatte. „Ich finde, das hat sie sehr gut gemacht. Man konnte gut verstehen, wie es in ihr aussieht“, meinte die Bundestrainerin, die Prinz zumindest eine kleine Hintertür für einen Einsatz offen ließ: „Wer mich kennt, weiß dass ich immer Lust auf Überraschungen habe, vielleicht auch auf diese“.

Die Pressekonferenz habe sie „ein bisschen ergriffen“ am Fernsehen verfolgt, berichtete Neid am Freitagabend. Prinz sei inzwischen „sehr relaxed“. „Ich habe das Gefühl, sie fühlt sich jetzt wieder sehr wohl in ihrer Haut“, sagte die Bundestrainerin, die eine spannende Partie erwartet. „Es spielt der Zweite gegen den Vierten der Weltrangliste - da wird die Tagesform entscheiden.“

Das deutsche Team strebt nun auch auf dem Platz einen ähnlich bemerkenswerten Auftritt wie Prinz zwei Tage zuvor an. „Jetzt geht es um alles“, sagte Celia Okoyino da Mbabi vor ihrem ersten K.o.-Spiel bei einer WM. Sturmpartnerin des 23 Jahre alten Shootingstars wird wohl erneut Inka Grings sein, die mit zwei Treffern maßgeblich für die spielerische Steigerung im Gruppen-Showdown gegen Frankreich (4:2) verantwortlich war. „Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken, die in der Offensive liegen. Mit dem Selbstvertrauen, das wir getankt haben, freuen wir uns auf Samstag“, sagte die erfahrene 32-Jährige.

Auch die beinahe makellose Bilanz gegen die quirligen Japanerinnen sollte den Glauben in die eigene Stärke festigen. In acht Partien erreichte der Weltranglistenvierte nur im bislang letzten Aufeinandertreffen 2009 ein Unentschieden (0:0).

Ein Jahr zuvor besorgte Fatmire Bajramaj mit ihren zwei Treffern das 2:0 im Olympia-Turnier von Peking. „Das ist Jahre her, das zählt nicht mehr. Die haben sich weiterentwickelt, wir auch, deswegen ist das vergessen“, sagte die Mittelfeldspielerin, die wohl für die wiedergenesene Melanie Behringer zurück auf die Bank muss. Trotz einer drohenden Gelbsperre erhielt die defensive Mittelfeldspielerin Kim Kulig von Neid eine Startgarantie. Die Verwarnungen seien zweitrangig, sagte Neid, in deren Stammformation auch Annike Krahn und Simone Laudehr bei einer weiteren Gelben Karte im möglichen Halbfinale zuschauen müssten. „Es geht darum, unter die besten Vier zu kommen.“

Besonders die physische Überlegenheit könnte gegen einen technisch versierten und ballsicheren Gegner zum entscheidenden Vorteil werden. „Die Japanerinnen spielen mit Sicherheit nicht so körperbetont wie unsere Gegner davor“, meinte Nadine Angerer, warnte aber dennoch vor zu viel Selbstsicherheit. „Wir dürfen aber nicht leichtsinnig werden und glauben, es geht alles locker von der Hand.“

Das vorläufige Ende der öffentlichen Debatte um Prinz könnte dem deutschen Team nun einen weiteren Schub an Ungezwungenheit bescheren. „Das große Thema Birgit“ sei „ein bisschen weg“, vermutete Bresonik und ging von einem Effekt auf die DFB-Auswahl aus. „Wenn man so eine Erfahrung wie Birgit gemacht hat und auch die Reaktion der Mannschaft wahrgenommen hat, schweißt das sicherlich als Team zusammen.“

Die von einem Magen-Darm-Virus wiedergenesene Rechtsverteidigerin machte allerdings nicht die Medien verantwortlich. „Es wird darüber berichtet, was wir machen. Was sollen die Männer sagen, das wäre ja ein einziger Scherbenhaufen.“ Großer Katzenjammer würde wohl auch den deutschen Frauen bei einem vorzeitigen Turnier-Aus gegen Japan bevorstehen. „Da steht bei mir auf der Stirn: Enttäuschung pur“, sagte Bresonik über eine mögliche Niederlage, wollte aber nicht weiter darüber nachdenken: „Wir gewinnen morgen und fertig“.

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