DFB-Ethikkommission Kein Verfahren gegen Tönnies - Aussage sei rassistisch aber er „kein Rassist“

Frankfurt/Main · Die umstrittenen Äußerungen von Schalkes Aufsichtsratschef Tönnies seien „rassistisch“ gewesen, urteilt die DFB-Ethikkommission. Eine Anklage und damit mögliche Bestrafung vom Verband gibt es aber nicht.

 Clemens Tönnies

Clemens Tönnies

Foto: dpa/Bernd Thissen

Die nun auch von der DFB-Ethikkommission als „rassistisch“ gewerteten umstrittenen Afrika-Äußerungen bleiben für den Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zumindest von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes folgenlos. Das Gremium verzichtet auf ein Verfahren gegen den 63 Jahre alten Fleischfabrikanten. „Der Verzicht auf eine Anklageerhebung ist zunächst darin begründet, dass Herr Tönnies bei der eingehenden Anhörung und Befragung überzeugend vermitteln konnte, dass er kein Rassist ist“, teilte die Ethikkommission am Donnerstag mit.

Im Falle einer Anklage hätte sich Tönnies der DFB-Gerichtsbarkeit stellen müssen. Dabei hätte eine Rüge, Ermahnung, Geldstrafe oder im schlimmsten Fall auch eine Sperre gedroht. Zuvor war er bereits beim FC Schalke 04 einer möglichen Amtsenthebung entgangen. Nach Beschluss des Schalker Ehrenrates lässt Tönnies derzeit stattdessen sein Amt für drei Monate ruhen. Die Fans der Königsblauen hatten zeitweise gar das komplette Aus für Tönnies auf Schalke gefordert. Nachdem zuletzt Ruhe in der Affäre eingekehrt war, ist nun unklar, wie die Fans beim Heimspiel am Samstag gegen Hertha BSC (15.30 Uhr) reagieren.

Tönnies hatte vor gut einem Monat als Festredner beim „Tag des Handwerks“ in Paderborn Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren, so Tönnies. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren.“

Öffentlich wurde dies teilweise als rassistisch bezeichnet. „Diese Qualifizierung erfolgte nach allgemeinen Sprachverständnis zurecht“, befand die DFB-Ethikkommission unter dem Vorsitz von Nikolaus Schneider nun und widersprach damit der Einschätzung des Schalker Ehrenrats. „Sein Satz wäre zumindest geeignet, rassistisches Gedankengut an anderer Stelle zu unterstützen.“ Die Aussagen seien zudem ein Verstoß gegen die DFB-Grundsätze.

Für seine Aussagen hatte sich Tönnies später entschuldigt und sie selbst als „töricht“ bezeichnet. Vor der Kommission habe Tönnies nun auch ausreichend Reue gezeigt, meinte das Gremium des DFB. „Das von ihm nun in Aussicht genommene Eintreten gegen Rassismus innerhalb der Arbeit des DFB und ein weitergehendes Engagement in und für Afrika ist für die Kommission glaubhaft“, hieß es weiter. Die Ethik-Kommission setzte darauf, dass die entstandene „öffentliche Debatte“ über Tönnies „zu einem verstärkten Einsatz gegen Rassismus im Fußball führen wird“. Der FC Schalke hatte im Nachgang der Äußerungen eine Anlaufstelle ins Leben gerufen, bei der diskriminierende Vorfälle, rassistisches, gewalttätiges oder sexistisches Verhalten gemeldet werden kann.

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