Eine Kölnerin und eine Düsseldorferin sitzen in Down Under zusammen

WZ-Autorin Juliane Kinast hat in Nambour die Kölnerin Anne getroffen, die in Australien mit ihrer Familie lebt.

Anne mit ihrer Tochter Alina und WZ-Autorin Juliane Kinast (v. l.).

Anne mit ihrer Tochter Alina und WZ-Autorin Juliane Kinast (v. l.).

Foto: Juliane Kinast

Nambour. Es ist noch keine Woche her, dass ich Melbourne verlassen habe, als ich 1800 Kilometer weiter nördlich an der Sunshine Coast ankomme. Nach anderthalb Stunden Flug, insgesamt über 17 Stunden im Bus und noch einmal zwei Stunden im Zug. Und dann holt mich Anne am Bahnhof von Nambour ab.

Anne aus Köln. Anne, die jetzt schon seit vier Jahren in Australien lebt. Anne ist vor vielen, vielen Jahren mal in Australien gereist wie ich jetzt. Und an ihrem allerletzten Tag hat sie David kennen gelernt - auf einem Rodeo, wo sonst. Die beiden verstanden sich gut und blieben in Kontakt. Zuerst nur sporadisch, dann immer mehr, zuletzt täglich. Und dann trafen sie sich zu einem Urlaub in Thailand, an dessen Ende Anne auf Facebook schrieb: "Job gekündigt, Wohnung gekündigt: Australien, ich komme!"

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Und so wanderte sie aus, heiratete David nicht einmal ein Jahr später. Und jetzt steht neben ihr am Bahnhof von Nambour ihre zweieinhalb Jahre alte Tochter Alana. Annes Geschichte ist eine große Liebesgeschichte. Aber auch eine über großes Heimweh und darüber, wie grausam es manchmal ist, den ganzen Planeten zwischen sich und seiner Familie, seinen Freunden zu haben, wenn man mal jemanden zum Reden braucht. Gerade wenn man Deutsch reden will.

Umso mehr freut sich Anne über den Besuch aus der Heimat. Und über mein neidisches Gesicht, als wir auf ihrer Terrasse mit Sekt anstoßen, während Töchterchen Alana mit dem schwarz-weißen Kater Asterix und der Mischlingshündin Maple über das riesige Grundstück flitzt, das sich bis zu einem kleinen Fluss zieht und von bunten Blumen eingerahmt wird. Ab und zu ruft Anne warnend: "Vorsicht Alana, unter dem Stein können Schlangen sein!" Ganz normales Familienleben im giftigsten Land der Welt.

Wie Tash in Port Macquarie gibt auch Anne sich in den folgenden Tagen redliche Mühe, mir das Touristenprogramm zu bieten. Wir fahren in den Botanischen Garten von Maleny, spazieren am Strand von Bli Bli entlang, hiken durch den Nationalpark von Noosa und sehen Koalas. Vor allem aber quatschen wir stundenlang. Über ihre Probleme und Lebensplanung in Australien, über Kindergarten und Jobsuche, über das, was ich in Deutschland noch so vorhabe.

Ob Sunshine Coast oder Rheinland - was uns bewegt, ist so ähnlich Und dass eine Kölnerin und eine Düsseldorferin in Down Under zusammensitzen und das feststellen, ist doch fast so romantisch wie die Liebesgeschichte von Anne und ihrem David.

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